Missbrauch im Jugendstrafvollzug

Missbrauch im Jugendstrafvollzug: Justiz bestätigt vier Fälle

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In heimischen Justizanstalten hat es heuer insgesamt vier sexuelle Übergriffe auf Jugendliche gegeben. Einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Presse" bestätigte Sven Pöllauer, Sprecher von ÖVP-Justizministerin Beatrix Karl.

„Einzelfälle”

Wie der Leiter der Vollzugsdirektion, Peter Prechtl, gegenüber der APA sagte, handle es sich "trotz allem um Einzelfälle". Karl sah sich unterdessen von Rücktrittsforderungen seitens der Grünen konfrontiert.

„Verdacht auf sexuelle Handlungen”
Neben bereits bekannten Fällen in der Justizanstalt Josefstadt sowie in der Vollzugsanstalt Gerasdorf ist es demnach in Jugendabteilungen in Graz und Linz zu Missbrauchsfällen gekommen. "Beide wurden angezeigt, es gibt den Verdacht auf sexuelle Handlungen, aber beide Fälle befinden sich noch im Verfahrenszustand", betonte Prechtl.

Der Übergriff in Gerasdorf - ein 1995 geborener Häftling soll Anfang Jänner einen um ein Jahr jüngeren Mitgefangenen mit einem Besenstiel vergewaltigt haben - unterscheidet sich deutlich von jenem in der Justizanstalt Josefstadt. In Gerasdorf war es nicht in einer Zelle, sondern im an sich überwachten Fitness-Raum zum Missbrauch eines 17-Jährigen gekommen - an einem "Vormittag am Wochenende, kurz vor der Bewegung im Freien", wie Prechtl sagte.

124 Jugendliche in Haft

Zu diesem Zeitpunkt stünden die Zellen offen, die etwa 30 Insassen könnten sich frei bewegen. "Zwei Beamte haben da in der Regel Dienst, sie können nicht alles zugleich überwachen", meinte Prechtl. Man habe den Verdächtigen sofort angezeigt. Die Anklageschrift sei bereits fertig, demnächst komme es zur Verhandlung.

124 Jugendliche (im Alter von 14 bis 18 Jahren) befinden sich in Österreich in Haft. "Es wird viel getan, wir beraten uns intern und extern. Wir sensibilisieren unsere Mitarbeiter. Aber in Gefängnissen kommt es immer wieder zu Konflikten. Es ist ein schwieriges Metier für alle, die dort arbeiten", betonte Prechtl.

Den Opfern wurde seitens des Ministeriums, so Pöllauer, Unterstützung zugesagt. Karl habe sich "auch in dem Gerasdorfer Fall brieflich an das Opfer gewandt" und auf die Möglichkeiten von Entschädigungszahlungen hingewiesen.

„Rücktrittsreif”

Kritik an Karl kam von den Grünen: Die Justizministerin "ist rücktrittsreif", sagte der Grüne Justizsprecher Albert Steinhauser. "Eine Ministerin, die öffentlich von einem Einzelfall spricht, obwohl ihr bekannt sein müsste, dass es weitere sexuelle Gewaltdelikte im Jugendstrafvollzug gegeben hat, ist nicht mehr vertrauenswürdig", so der Abgeordnete.

(APA/Red)