Landflucht

Hypo Alpe-Adria. Verwirrung um Serbien-Deal und die Rolle von Raiffeisen-Manager Herbert Stepic

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Es ist eine ebenso rätselhafte wie pikante Geschichte mit Schauplätzen in Liechtenstein, auf Zypern, in Belgrad, Klagenfurt und Wien. Im Zuge der Aufarbeitung offener Kreditverbindungen der Hypo Alpe-Adria Bank International AG stießen Ermittler vor wenigen Tagen auf einen Geschäftsfall, an dessen einem Ende ein Baugrund in Serbien liegt; am anderen Ende mehrere zypriotische Briefkästen sowie eine Liechtensteiner Stiftung.

Das Seltsame daran: Mitten in dem exotischen Konstrukt soll niemand Geringerer als Herbert Stepic, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International AG, stehen. Nur: Der will davon nichts wissen.

Die Geschichte reicht in das Jahr 2006 zurück. Wenige Monate vor dem Einstieg der Bayerischen Landesbank (der den Anfang vom Ende der Bank markieren sollte) gewährte das damalige Management um Wolfgang Kulterer einer serbisch-österreichischen Investorengruppe einen Kredit über insgesamt 23 Millionen Euro, die damit ein Immobilienprojekt in Serbien realisieren wollte. Dafür wurde die Zweckgesellschaft Enthusa Limited mit Sitz in Nikosia, Zypern, aufgesetzt und halbe-halbe zwischen Wien und Belgrad aufgeteilt. So weit, so unproblematisch.

Fünf Jahre später bereitet die Kreditverbindung nicht nur der 2009 notverstaatlichten Hypo Kopfzerbrechen. Nach profil-Recherchen hat die Investorengruppe anscheinend Probleme, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Wohl auch deshalb, weil das Projekt in Serbien über die Planungsphase nie recht hinausgekommen sein dürfte. Dem nicht genug, herrscht nun auch Verwirrung über die hinter dem zypriotischen Vehikel stehenden Personen. Unstrittig ist der serbische Teil der Geschichte: Es handelt sich um eine Gruppe lokaler Geschäftsleute rund um Danko Djunic, den ehemaligen Vorstandschef des Belgrader Ablegers der internationalen Wirtschaftsprüfergruppe Deloitte. Die Serben halten gemeinsam 50 Prozent an der zypriotischen Enthusa Ltd.

Auf österreichischer Seite scheinen die Dinge indes nicht so klar zu liegen. Laut einem aktuellen „Creditor Report“ der Hypo Alpe-Adria werden die anderen 50 Prozent an Enthusa von einer weiteren zypriotischen Gesellschaft verwaltet, die ihrerseits im Einflussbereich von vier Österreichern stehen soll. Zwei davon sind im heimischen Bankwesen keine Unbekannten: Martin Schwedler, derzeit CEO des Russland-Geschäfts von Raiffeisen Investment. Und eben Herbert Stepic, Vorstandschef der Raiffeisen Bank International. So jedenfalls steht es in den bankinternen Unterlagen der Hypo, in die profil Einsicht nehmen konnte. Schwedler bestätigt sein Engagement auf profil-Anfrage: „Ich halte indirekt einen einstelligen Anteil an der Firma. Diese hat in der Umgebung von Belgrad Land angekauft, das entwickelt werden soll.“

Herbert Stepic hingegen zeigt sich kons­terniert: „Das trifft mich mit Erstaunen. Hier muss es sich um ein Missverständnis handeln, ich habe damit nichts zu tun.“

Laut Hypo-Unterlagen ist Stepic sogar die Schlüsselfigur hinter Enthusa– ihm werden indirekt 25 Prozent an dem zypriotischen Vehikel zugeschrieben. Und das über die ihm ebenfalls zugerechnete Liechtensteiner Stiftung „Restern Foundation“. Stepic: „Ich kenne diese Stiftung nicht.“ Diese Version bestätigt auch Raiffeisen-Kollege Martin Schwedler: „Es ist weder Herr Dr. Stepic noch eine Restern Foundation bei der Enthusa Ltd. beteiligt.“ Was ist da passiert?

Herbert Stepic soll nach den Büchern der Hypo Alpe-Adria hinter einer Liechtensteiner Stiftung stehen, die über zwei Briefkästen auf Zypern einen Millionenkredit gezogen hat, um in Serbien zu investieren, und nun in Zahlungsverzug geraten ist. Doch die vermeintliche Hauptfigur dementiert entschieden. Auf Nachfrage sieht Stepic das so: „Vor etlichen Jahren wurde von einer serbisch-österreichischen Konstruktion der Wunsch nach der Finanzierung eines Projekts in Serbien an mich herangetragen. Da Raiffeisen International diese Art von Geschäft nicht anbot, habe ich einen Kontakt zur Hypo Alpe-Adria hergestellt. Es kann sein, dass man dort irrtümlich angenommen hat, ich sei einer der Begünstigten. Was ich nicht bin.“

Wieso Stepic namentlich in den Hypo-internen Unterlagen geführt wird, vermag er sich nicht zu erklären. „Das müssen Sie die Hypo fragen.“ Dort freilich will den Sachverhalt niemand kommentieren. Es gilt das Bankgeheimnis.

Der Kuriositäten nicht genug, kommt nun noch ein prominenter Österreicher ins Spiel: Martin Schlaff, Unternehmer mit breitem Horizont und praller Brieftasche. Nach profil vorliegenden Informationen soll Schlaff im März dieses Jahres angeboten haben, eine Million Euro Kapital bei Enthusa Ltd. einzuschießen, um deren offene Schulden zu begleichen. Dazu kam es allerdings nicht. Das bestätigt auch Schwedler: „Es wurde mit Herrn Schlaff über eine potenzielle Beteiligung gesprochen, das liegt aber schon einige Zeit zurück.“