Schlossgespenster

Hypo Alpe-Adria. Der Verkauf des Schlosshotels Velden gerät endgültig zur Farce

Drucken

Schriftgröße

Die Kaiser-Suite, zu beziehen um wohlfeile 4600 bis 5800 Euro pro Nacht, lockt mit 300 Quadratmetern, Blick über den Wörthersee, Jacuzzi am Balkon und privatem Dining-Zimmer. Hier ist noch das alte Flair zu spüren, welches das Schlosshotel Velden seit seiner Errichtung vor über vier Jahrhunderten durch den Freiherrn Bartholomäus Khevenhüller umweht. Der deutsche Milliardär und Lebemann Gunter Sachs genoss das Ambiente als Besitzer, Adabeis erlebten es als Besucher – und Adelssehnsüchtige immerhin in 34 Folgen der Fernseh-Schmalzserie „Ein Schloss am Wörthersee“.

Kein Wunder, dass der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider sein Faible für die Promi-Immobilie entdeckte und sie zu einem „Leuchtturmprojekt“ machen wollte. Auf sein Geheiß musste seine Landesbank Hypo Alpe-Adria im Jahr 2003 das damals abgewirtschaftete Schloss samt 6,5 Hektar Grund erwerben und zum Luxushotel umbauen. Lange fanden sich dafür weder Gäste noch Käufer. Nun konnte die notverstaatlichte Hypo Ende Juli endlich, nach vielen erfolglosen Verkaufsgesprächen, für das langjährige Millionengrab Schlosshotel mit Karl Wlaschek einen neuen Eigentümer finden, was Haiders Nachfolger, Landeshauptmann Gerhard Dörfler, nachgerade hymnisch begrüßte. Doch ausgerechnet Haiders langjähriger Rechtsanwalt und Ex-Justizminister, Dieter Böhmdorfer, legt sich gegen den Verkauf quer – und will seinen Mandanten Ugo Barchiesi als eigentlichen Schlossherrn einsetzen. Interne Dokumente, die profil vorliegen, beleuchten die seltsamen Vorgänge rund um die Verkaufsverhandlungen. Sie würden eher zu einem Gefeilsche am Basar passen als zur Veräußerung einer Millionenimmobilie.

Die Hypo hatte über ein Jahr mit dem seit Kurzem von Böhmdorfer vertretenen Barchiesi, dem Manager der italienischen Investorengruppe CTS Complesso Turistico Schloss GmbH, verhandelt. Immer wieder jedoch musste der Abschluss verschoben werden. Das hinderte Barchiesi nicht daran, sich bereits wie der Schlossherr zu gebärden. So kündigte er mit einem dürren Einzeiler per Einschreiben am 1. Juni 2011 die Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung – „als neuer Eigentümer“ und „per sofort“. Die Versicherung zeigte sich höchst irritiert und schrieb zurück, dass ihres Wissens und „laut Einsichtnahme im Firmenbuch bis dato kein Eigentümerwechsel“ stattgefunden habe.

Mitte Juni hätte eine Teilzahlung Barchiesis erfolgen sollen. Doch statt um Millionenbeiträge kümmerte er sich mit dem scharfen Blick fürs Unwesentliche lieber um Details und ließ über seine damalige Rechtsvertretung mitteilen, dass er kurz vor Abschluss der Verhandlungen allerhand Mängel am Schloss entdeckt habe. Unter anderem bekrittelte er „Flecken unbestimmter Natur“ auf Sofas in einigen Zimmern und dass „das Warmwasser ewig lange eingeschaltet bleiben muss, um tatsächlich warm zu werden“.

Der damaligen Eigentümerin Hypo waren andere Dinge wichtiger.
Sie urgierte mehrfach, dass am 18. Juli eine Teilzahlung von zwei Millionen Euro hätte erfolgen sollen – „bedauerlicherweise blieb unser Schreiben ohne Antwort“. Am 25. Juli schließlich, vier Tage vor dem Verkauf an Wlaschek, hielten die Anwälte der Hypo brieflich fest, dass „bis dato keine Überweisungsbestätigung“ eingelangt und Barchiesi damit „neuerlich vertragsbrüchig“ sei. Der Kaufvertrag sei damit ungültig.

Diese Aufkündigung will Barchiesi nicht akzeptieren.
Sein Anwalt Böhmdorfer argumentiert, dass der Vertrag schlicht ein „Knebelvertrag“ und daher nicht gültig sei: „Man wollte beim geringsten Vorwand aussteigen und verhandelte längst mit anderen.“ Alle Vorhaltungen der Hypo wie die Zeitverzögerungen sind für Böhm­dorfer nur Nebengeräusche: „Bei langfristigen Verträgen kommt es vor, dass man einmal einen Termin versäumt.“ Diese Rechtsansicht will er nun via einstweiliger Verfügung durchsetzen. Zwei davon wurden vom Gericht bereits abgewiesen. Dennoch ist für Böhmdorfer klar: „Barchiesi ist der echte Schlossherr.“

Die Hypo hingegen kommentiert: „Zu einem rechtsgültigen Kauf gehören neben Wunsch und Absicht auch Erfüllung und Kaufpreis.“

Die letzte Folge der Schmonzette „Ein Schloss am Wörthersee“ ist wohl noch nicht gedreht.

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin