„Ich habe auch mit Brünetten geschlafen“

„Ich habe auch mit Brünetten geschlafen“: Playboy-Gründer Hugh Hefner im Interview

Playboy-Gründer Hugh Hefner im Interview

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profil: War die Erfindung von Viagra ein großer Tag für Sie?
Hefner: Einer der größten, nach der Erfindung der Pille. Noch dazu habe ich die erste Packung an meinem Geburtstag (Anm.:
9. April) verschrieben bekommen. Über mein Sexleben kann sich niemand beschweren. Am wenigsten meine aktuellen Girlfriends. Es ist sehr lebendig.

profil: Wie viele sind es denn zurzeit?
Hefner: Drei. Meine lieben Zwillinge, die 19-jährige Kristina und Karissa, und meine eigentliche Hauptfrau Crystal, 23 Jahre jung.

profil: Alle blond?
Hefner: Natürlich. Meine Lieblingsfarbe ist blond.

profil: Irgendwo habe ich gelesen, dass Sie die vielen Blondinen im Playboy Mansion gar nicht mehr auseinanderhalten können.
Hefner: Das ist eine Unterstellung. Natürlich kann ich das. Die haben ja alle ihre Eigenarten. Außerdem bin ich so gut drauf wie schon lange nicht mehr. 1985 hatte ich einen Schlaganfall. Danach ging es mir einige Zeit wirklich schlecht. Aber das ist Gott sei Dank vorbei. Heute fühle ich mich besser denn je.

profil: Wie hat man sich ein Leben mit einem Bunny-Harem vorzustellen? Gibt es da nicht enervierende Zickenkriege?
Hefner: Als ich sieben Freundinnen auf einmal hatte, ist das schon vorgekommen. Aber ich sage Ihnen eines: Eine Ehe zu führen kann anstrengender sein, als sieben Gefährtinnen auf einmal zu haben.

profil: Sie befinden sich gerade in Scheidungsverhandlungen mit der Mutter ihrer beiden Söhne, Kimberley Conrad, Play­mate des Jahres 1989. Ist das eine schmerzhafte Erfahrung?
Hefner: Nein, überhaupt nicht. Wir sind ja seit elf Jahren getrennt, sie will jetzt natürlich eine Menge Geld, über genaue Summen spreche ich nicht. Das ist das einzig Schmerzhafte. Diese Ehe hatten wir zuvor vor allem wegen unserer Kinder aufrechterhalten.

profil: Welche Haarfarbe hatte Kimberley?
Hefner: Sie werden jetzt überrascht sein – blond. Aber ich habe auch mit Brünetten geschlafen. Meine allererste Frau, Mildred, eine Studienkollegin, die ich 1949 geheiratet habe, war braunhaarig. Die Ehe hat
sogar zehn Jahre gedauert – mehr oder ­weniger.

profil: Aber wie man in der TV-Serie „The Girls of the Playboy Mansion“ nachsehen kann, wieseln in Ihrem Hasenstall jetzt ausschließlich Blondinen herum.
Hefner: Picasso hatte lange seine blaue Periode, und ich habe eben seit geraumer Zeit meine blonde Periode. Wahrscheinlich hatte das auch mit meiner Jugend zu tun. In der Zeit, in der ich aufgewachsen bin, waren eben die blonden Bombshells wie Lana Turner oder Marilyn Monroe die dominierenden Frauengestalten.

profil: Das Playmate der ersten „Playboy“-Ausgabe 1953 war Marilyn Monroe. Haben Sie sie selbst angeheuert?
Hefner: Nein, ich hatte ja damals überhaupt kein Geld. Ich habe meine Möbel für 600 Dollar verkauft und mir 10.000 Dollar von Freunden geborgt. Bei einem kleinen Verlag habe ich die Rechte für die Nacktbilder von Marilyn gekauft. Sie war damals knapp vor dem Abheben zum Ruhm. Die Post veranstaltete damals ein Riesentheater; sie weigerte sich, Hefte mit solch obszönem Inhalt zu verschicken. Ich bin damals vor Gericht gezogen und habe das Verfahren gewonnen. Es war eine lustfeindliche, repressive Zeit – grauenhaft!

profil: Haben Sie die Monroe je persönlich getroffen?
Hefner: Nein, leider. Als ich nach Los Angeles gezogen bin, war sie bereits verschwunden, das arme Mädchen.

profil: Sie behaupten von sich, einer der ­wesentlichen Protagonisten der sexuellen Revolution zu sein.
Hefner: Das bin ich auch. Ich habe den Menschen beigebracht, dass Sex nichts Schmutziges und Verwerfliches ist, sondern der Anfang von allem Sein, der Beginn der Zivilisation, der Ursprung des Lebens. Ohne Sex läuft nichts. Ich war und bin ein Befreier.

profil: Sie haben vor allem den Mann befreit; die Frau ist in der „Playboy“-Ideologie nichts als ein schweigendes Lustobjekt.
Hefner: Da bin ich mit Ihnen überhaupt nicht einer Meinung. Der Begriff Objekt ist in diesem Zusammenhang irreführend. In Wahrheit ist das Objekt das Subjekt. Denn das Objekt hat die Macht, weil es begehrt wird und sich aussuchen kann, wem es seine Gunst zuwendet. Darin ist die Frau dem Mann überlegen. Außerdem hat die Frau den immensen Vorteil, dass sie sich nicht um eine Erektion Sorgen machen muss.

profil: Dass Sexobjekte Macht besitzen, funktioniert vielleicht bei Frauen mit Starstatus wie Madonna, Pamela Anderson oder Kim Basinger, die allesamt nackt für „Playboy“ posierten.
Hefner: Wir hatten nicht nur Stars. Stars waren eher die Ausnahme. Die Mission des „Playboy“ war es vor allem, die Schönheit des Mädchens „next door“ zu feiern. Eines unserer ersten Playmates aus diesem Genre war Janet Pilgrim, die als Sekretärin und Abonnementenbetreuerin in unserem Büro arbeitete. Das war damals eine Sensation. Wir wollten Amerika und der Welt zeigen, dass Schönheit nicht nur in Hollywood und in der Glamourwelt zu finden ist, sondern auch im Nachbarhaus, dem Büro oder im nächsten Drugstore. Wir haben also auch den Mädchen von nebenan eine Bühne gegeben und so viel zur Emanzipation beigetragen.

profil: Die Pharmaindustrie kümmert sich bis heute viel mehr um das sexuelle Wohlergehen der Männer. Bis heute gibt es noch kein Viagra-Pendant für Frauen.
Hefner: Viagra nützt doch vor allen den Frauen, indem die Männer es nehmen. Aber ich möchte noch einmal auf Ihren Vorwurf zurückkommen, dass im „Playboy“ Frauen ausgebeutet würden. Das stimmt nicht: Wir haben uns sehr für die Befreiung der Frauen eingesetzt. Wir haben uns sehr früh für das „Pro Choice“-Movement starkgemacht und für jede Form von Verhütung. Wir haben in den Sechzigern maßgeblich Masters und Johnson (Anm.: Gynäkologe William Howell Masters und Psychologin Virginia Johnson) unterstützt und so viel für die Erforschung der Sexualität geleistet. Wir haben aber auch Männer aus Gefängnissen geboxt – einer saß wegen oralem Sex ein, noch dazu heterosexuellem. Eine erfüllte, befreite Sexualität basiert auch auf Wissen und Bildung. Je mehr man über Sex weiß, desto erfreulicher und erfüllender ist er.

profil: Die völlige Enttabuisierung der Sexualität hat auch zu einem Libido-Verlust geführt, wie die Statistiken beweisen. Es wird viel mehr über Sex geredet, als er dann auch vollzogen wird.
Hefner: Nicht hier in Los Angeles, meine Liebe. Hier haben wir keine Ahnung von diesen Statistiken, und alles läuft prächtig.

profil: Wie sehr leidet der „Playboy“ unter der Wirtschaftskrise?
Hefner: Natürlich mussten wir Einbußen bei den Verkaufszahlen hinnehmen. Es ist ja nicht nur die Finanzkrise, mit der wir uns herumschlagen müssen, sondern auch die generelle Krise von Printprodukten. Diese Generation liest einfach viel weniger. Aber wir sind eine starke Marke; jeder auf dieser Welt kennt das Bunny-Emblem. Und wir haben ja noch viele andere Geschäftszweige wie die Fernsehshow, die jetzt gerade wieder in eine neue Staffel geht, Playboy-Clubs, Online-Auftritte etc.

profil: Haben Sie Obama gewählt?
Hefner: Ich habe Obama unterstützt. Ich war kein Anhänger von George W. Bush. Unter Bush hat unser Land die Spur verloren. Und dieser Puritanismus ist wieder hochgekrochen, gegen den ich zeit meines Lebens gekämpft habe. Das geistige Klima unseres Landes hat sich während der kurzen Amtszeit von Obama wesentlich verbessert.

profil: Wie lautet Ihre wirtschaftliche Prognose?
Hefner: Ich bin kein Wirtschaftsfachmann, ich habe keine Ahnung. Aber ich bin während der großen Depression aufgewachsen. Mich schreckt so schnell nichts. Ich habe Armut am eigenen Leib erfahren. Als ich beim „Esquire“ um eine Gehaltserhöhung von fünf Dollar angesucht habe, wurde ich gefeuert. Zum Glück! Denn danach habe ich in meiner winzigen Wohnung in Chicago 1953 den „Playboy“ gegründet.

profil: In einem Pyjama, wie man weiß. Tragen Sie deswegen bis heute ständig Py­jamas?
Hefner: Vielleicht, aber auch weil sie so wahnsinnig bequem sind. Und außerdem: Ein Mann, der einen Pyjama trägt, wird schneller flachgelegt als einer, der einen Anzug trägt. Während wir hier telefonieren, trage ich übrigens auch einen Pyjama.

profil: Und? Hat es schon genützt?
Hefner: Hahaha – darüber sollte man sich keine Sorgen machen.

profil: Wie funktioniert denn so eine Ein-Mann-mit-drei-Frauen-Konstellation im Alltag?
Hefner: Nun, meine Hauptfreundin Crystal schläft jede Nacht in meinem Bett, und oft sind die Zwillinge auch dabei.

profil: Das klingt sehr anstrengend. Das wäre manchem Dreißigjährigen zu viel. Ist dieses ständige Geschnatter vor und nach dem Sex nicht enervierend?
Hefner: Stille würde mich enervieren; Stille und Einsamkeit. Wir leben hier wie in einer großen, abenteuerlichen Familie. Dieses Getriebe erhält mich am Leben. Außerdem: Es ist schön, mit drei Frauen zu kuscheln.

profil: Sind Ihr Geld und Lebensstil mög­licherweise eine nicht unerhebliche Motivationsquelle für diese Mädchen, sich mit einem 83-jährigen Mann ins Bett zu legen?
Hefner: Das spielt sicher auch eine Rolle, aber es geht vor allem um die Chemie. Die Mädchen und ich müssen eine Verbindung haben – sonst funktioniert Liebe nicht.

profil: Ich gehe davon aus, dass Sie keine Nachwuchsprobleme haben.
Hefner: Das ist richtig. Ich bekomme Bewerbungen aus der ganzen Welt von Mädchen, die meine Freundinnen werden oder bei uns im Mansion leben wollen. Und vor dem Anwesen stehen auch jede Menge Mädchen.

profil: Haben Sie Personal zwecks einer ­Vorauswahl?
Hefner: Nein, um Gottes willen. Das ist ein dermaßen heikler, delikater Job, den würde ich niemandem anderen anvertrauen. Das mache ich schon selbst.

profil: Abgesehen von der Optik: Wer hat Chancen?
Hefner: Mir ist ein gutes Herz wichtig und Humor.

profil: Intelligenz?
Hefner: Oh, das hab ich ganz vergessen: das natürlich auch.

profil: Wo ist Ihre Altersgrenze?
Hefner: Nun ja, die Zwillinge sind 19; Crystal 23. Ich würde sagen, so um die dreißig.

profil: Das heißt, wenn die Mädchen diese Altersgrenze erreicht haben, ist es Zeit auszuziehen?
Hefner: Das ergibt sich meistens von selbst. Manche heiraten, bekommen Kinder. Schließlich lernen sie ja auch im Mansion jede Menge interessante Leute kennen. Ich will für alle meine Mädchen nur das Beste.

profil: Sie behaupten von sich, ein echter Romantiker zu sein?
Hefner: Der bin ich. Ich bin durch und durch romantisch. Deswegen ist meine Vorstellung von einem gelungenen Abend, mit meinen Mädchen und all den Tieren, die hier herumlaufen, zusammen zu sein und alte Filme anzusehen. Ich bin von den großen Liebesgeschichten des alten Hollywoods geprägt.

profil: Die waren aber meistens nur auf zwei Menschen beschränkt.
Hefner: Das mag für manche sehr gut ­funktionieren, ich bin aber nicht der Typ, mich auf nur eine Frau zu reduzieren. Ich habe so viel Romantik in mir, dass ich mehrere Frauen brauche, um sie aufteilen zu können.

profil: Haben Sie Angst vor dem Tod?
Hefner: Wenn es im Paradies so zugeht wie bei uns im Playboy Mansion, dann eigentlich nicht.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort