Strache: „Ich bin der ruhende Pol“

„Ich bin der ruhende Pol“

Interview mit Wiens FPÖ-Chef H. C. Strache

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profil: FPÖ-Chefin Ursula Haubner hat dem widerspenstigen EU-Mandatar Andreas Mölzer mit Parteiausschluss gedroht. Was sagen Sie dazu?
Strache: Mein freiheitliches Verständnis ist jenes, dass man Kritiker, Querdenker und Vordenker in einer Gemeinschaft braucht. Sie bieten das Regulativ, darüber nachzudenken, wie man sich weiterentwickeln kann. Kritischer Diskurs spornt an. Ich halte nichts von Parteiausschlussandrohungen – so etwas muss eine selbstbewusste Gemeinschaft verkraften können.
profil: Kritiker gibt es auch in Ihren eigenen Wiener FPÖ-Reihen. Diese beklagen, Ewald Stadler sei der heimliche Wiener Parteichef.
Strache: Diese Kritik ist nicht nachvollziehbar. Ewald Stadler ist ja nicht einmal Mitglied der Wiener Partei. Ich bin der Wiener Landesobmann – gewählt mit 85 Prozent der Stimmen.
profil: Sollten diese Kritiker die Strache-FPÖ verlassen?
Strache: Kein Einziger soll die FPÖ verlassen. Ich als junger Landesobmann will in der derzeitigen Situation der FPÖ der Bedächtige sein, der dazu aufruft, dass sich die Lager, die aufeinander prallen, wieder versöhnen. Ich bin der ruhende Pol, der Fels in der Brandung, wenn es auf Bundesebene einmal nicht so rund läuft.
profil: Nachdem Sie offenbar ein so talentierter Mediator sind, könnten Sie beim vorverlegten Bundesparteitag gleich für den Vorsitz kandidieren.
Strache: Ich habe in Wien eine sehr reizvolle Aufgabe vor mir. Ich will die absolute SPÖ-Mehrheit brechen und damit zeigen, dass neben der FPÖ Kärnten auch eine andere Landesgruppe mit einem eigenständigen, prononcierten Weg gegen den Bundestrend erfolgreich bei Wahlen abschneiden kann.
profil: Beim FPÖ-Parteitag wollen Sie dennoch ein eigenes Programm vorlegen. Warum?
Strache: Weil es kein Monopol darauf geben kann, welche Personen sich ausschließlich um die Zukunft der FPÖ Gedanken machen dürfen.
profil: Es wird also ein Programm von Ursula Haubner und eines von Heinz Christian Strache geben?
Strache: Das sehe ich nicht so. Ich und meine Freunde werden zuerst einmal einen Vorschlag erarbeiten und mit diesem dann an die Parteiobfrau herantreten, um mit ihr in eine inhaltliche Diskussion einzusteigen. Ich bin guter Dinge, dass man eine Einigung will – auch wenn leider Gottes manche von Trennung und Spaltung reden.
profil: Damit ist wohl Jörg Haider gemeint. Glauben Sie, dass er es nach wie vor darauf anlegt, eine neue Partei zu gründen?
Strache: Das müssen Sie ihn selber fragen. Ich glaube nur, dass die bisherige FPÖ ohnehin maßgeblich Politik nach seinen Vorstellungen gemacht hat. Man sollte also lieber darüber nachdenken, wie man diesen Weg, der bei den Wählern offenbar kaum Akzeptanz gefunden hat, optimieren kann. Das wird nicht allein mit dem Namen „FPÖ neu“ funktionieren, es muss eine inhaltliche Neuerung geben.
profil: Sie lassen gerade „Wien darf nicht Istanbul“ werden plakatieren. Wegen ein paar türkischer Fahnen an der Kunsthalle?
Strache: Das hat mehrere Hintergründe. Zum einen jenen, dass Bürgermeister Häupl die Speerspitze für einen Beitritt der Türkei zur EU ist. Zum anderen die Kunsthalle, die von einem nationalistischen türkischen Künstler mit türkischen Fahnen verhüllt wurde, der sich in der Begründung für sein „Kunstwerk“ gegen Integration und für die Parallelgesellschaften ausspricht. Da sage ich: Wien muss unsere Heimat bleiben. Der echte Wiener darf nicht untergehen.