Mythen in Tüten

„Inside WikiLeaks”: Mythen in Tüten

Kino. „Inside WikiLeaks” hat den Debatten um die Enthüllungsplattform nichts hinzuzufügen.

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Was geschah wirklich hinter den Kulissen von WikiLeaks? Der nun vorliegende Film, der im Original "The Fifth Estate“ heißt, bei uns der Einfachheit halber "Inside WikiLeaks“, hat zu dieser Frage nur sehr allgemeine Antworten parat: Er enthüllt nichts, lässt alle Mythen intakt, konzentriert sich lieber auf das leider wenig spannende Melodram einer brüchigen Männerfreundschaft.

Der Brite Benedict Cumberbatch legt Ex-Hacker und WikiLeaks-Mastermind Julian Assange, der sich da mit seinem Komplizen Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl) überwirft, zu wuchtig an, als mysteriösen Propheten der Wahrheit, gibt ihm eine ultra-charismatische Aura, die zu dämonisch erscheint, um wahr zu sein. Und Bill Condons Inszenierung setzt gerade nicht auf Transparenz, sondern auf Verwischung: Außer wackeliger Kamera, hypernervöser Montage und ständig durch die Bilder laufenden Computerschriften ist in diesem vom digitalen Politumsturz nur brav träumenden Film herzlich wenig an gestalterischen Ideen zu spüren - von nennenswerten Positionen zu seinem großen Thema ganz abgesehen.

Stefan Grissemann