Niki Lauda

Interview: „Da ist alles möglich“

„Da ist alles möglich“

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profil: Wie sieht Ihre bisherige persönliche Erfolgsbilanz im Fluggeschäft aus?
Lauda: Ich glaub, ich kann mich in keinster Weise beschweren. Ich hab die Lauda Air bis 22 Flugzeuge hochgebracht, und das zuerst gegen die staatliche Airline – es war ja damals noch mühsam, überhaupt eine Konzession zu erlangen. Ich bin bis nach Australien geflogen, als sonst noch niemand hier an einen Langstreckenflug gedacht hat. Es war auch die Beteiligung der Lufthansa der richtige nächste Schritt.
profil: Mit Verlaub, die Lauda Air war praktisch pleite, als Sie ausgestiegen sind.
Lauda: Das war ein wirtschaftlich normales Problem, das entstanden ist, als sich der Euro gegenüber dem Dollar um 30 Prozent verändert hat. Damals hat die AUA doppelt so viel Geld verloren wie die Lauda Air, weil sie letztlich auch doppelt so groß gewesen ist. Als sich dann, nach meinem Abgang, das Verhältnis zwischen Euro und Dollar wieder normalisiert hat, konnten diese Verluste auch wieder kompensiert werden. Diese wirtschaftlichen Probleme hätte man gemeinsam ganz normal lösen können. Dass wir damals nicht, wie andere Airlines, dieses Problem einfach durchtauchen konnten, lag an den Animositäten durch die zwei völlig verschiedenen Unternehmenskulturen. Das löste einen Kulturschock im Unternehmen aus, der ein vernünftiges Weiterarbeiten unmöglich gemacht hat.
profil: Derzeit verdient niemand Geld im Fluggeschäft. Was sollen ausgerechnet Sie besser machen als alle anderen Manager?
Lauda: Man redet immer nur von den Schlechten. Aber schaun Sie sich doch die Zahlen der Ryanair an: Die hat allein in die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres 175 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Es gibt also durchaus Konzepte, die funktionieren.
profil: Ryanair hat auf manchen Strecken aber auch Subventionen, beispielsweise von der Straßburger Industrie- und Handelskammer, kassiert. Ein Zubrot, das ihr von der EU jetzt als unlautere Subvention verboten wurde.
Lauda: In Österreich stellt sich die Frage sowieso nicht. Hier gibt es derzeit gar keine Billig-Airlines. Deshalb hab ich mir ja in anderen Ländern angeschaut, wie dieses Segment funktionieren kann. Jetzt bin ich auf einem Erfahrungslevel angelangt, auf dem man starten kann. Und dann hat sich halt, auch für mich überraschend, die Gelegenheit ergeben, bei Aero Lloyd einzusteigen.
profil: Dafür hätte es doch keine Pleite gebraucht. Der bisherige Mehrheitseigentümer von Aero Lloyd Austria, Michael Wolkenstein, und Sie kennen einander seit ewigen Zeiten, wie er sagt. Sie sehen einander sogar regelmäßig beim Frühstück im Wiener Café Imperial. Da hätten Sie ihn doch jederzeit darauf ansprechen können?
Lauda: Ich wusste bis vor kurzem ja gar nicht, dass er Anteile hält. Als ich das gelesen habe, habe ich den Ober vom Imperial sofort um die Telefonnummer von Herrn Wolkenstein gefragt. Zehn Minuten später waren wir bereits in Kontakt. Er hat mir dann in einem ersten persönlichen Gespräch gesagt, dass der Masseverwalter der deutschen Aero Lloyd nach einer Lösung für die Österreich-Tochter sucht.
profil: Und jetzt anscheinend gefunden hat. Obwohl ein Eigentümerwechsel allein ja noch nicht die Zukunft rettet. Schließlich ist auch das Konzept einer Billig-Fluglinie nicht neu.
Lauda: Vorweg muss man sagen, dass Aero Lloyd Austria bis zuletzt profitabel war. Ich hab jetzt den Vorteil, dass ich, frei von Altlasten, quasi mit einem weißen Blatt Papier anfangen kann. Jetzt will ich fürs Erste eine Kostenstruktur schaffen, die im Durchschnitt 30 Prozent unter dem liegt, was sonst so herumfliegt.
profil: Sie meinen das Niveau von Austrian oder Lauda Air?
Lauda: Ich denke da eher an Ryanairs und EasyJets.
profil: 30 Prozent unter Ryanair?
Lauda: Das ist mein Ziel. Jetzt muss ich mir halt einmal im Detail anschaun, wie ich das alles auf die Reihe kriege. Der größte Kostenfaktor sind die Leasingraten für die Flugzeuge, und dann kommt erst das Personal. Es gibt aber, Gott sei Dank, derzeit 2100 Flugzeuge, die herumstehen und die man entsprechend kostengünstig leasen kann.
profil: Ein reines Match über den Preis also?
Lauda: Nein. Die Qualität muss in jedem Fall stimmen. Man muss den Menschen auch ein Flugerlebnis bieten und sie zu Wiederholungstätern machen. Der Mensch geht in ein Restaurant oder in ein Kino nur dann ein zweites Mal, wenn er zufrieden war. Das Gleiche ist es mit der Fliegerei. Nur ist die noch sensibler, weil auch der Sicherheitsaspekt dazukommt. Der Preis ist natürlich eine Grundvoraussetzung. Wenn man sich aber nur über den Preis verkauft, was viele tun, lizitiert man sich gegenseitig endlos hinunter. Da wird immer wieder einer kommen, der es noch billiger macht. Wenn Sie aber zu einer Airline gehen, weil Sie sich dort wohl fühlen und sicher geflogen sind, dann werden Sie auch gern fünf Euro mehr zahlen.
profil: Allein werden Sie den Laden ja nicht führen. Wer soll den sonst noch im Management sitzen?
Lauda: Es gibt schon jetzt eine Führungscrew bei Aero Lloyd, und auf die werde ich wohl auch zurückgreifen. Die kennen das Geschäft und haben ihren Job auch ganz gut gemacht.
profil: Wie viel Prozent an Aero Lloyd Austria haben Sie denn nun gekauft?
Lauda: Es ist mehr als der Anteil von Herrn Wolkenstein. Aber mehr sage ich dazu vorerst nicht.
profil: Wenn Aero Lloyd in Deutschland im Konkurs liquidiert wird, wird der Masseverwalter wohl einen Käufer für die restlichen Anteile suchen.
Lauda: Darauf habe ich eine Option. Die Details werden wir klären, wenn es so weit ist.
profil: Geld ausgeben zählt ja nicht gerade zu Ihren Leidenschaften. Wie viel von den vier Millionen Euro Kapitalbedarf werden Sie denn nun wirklich selber zahlen?
Lauda: Die kommen zur Gänze von mir.
profil: Aus Ihrer Stiftung?
Lauda: Nein, von mir persönlich.
profil: Sie haben vier Millionen Euro einfach so auf der hohen Kante?
Lauda: Ja, die habe ich, Gott sei Dank.
profil: Welches Vermögen besitzen Sie denn?
Lauda: Das brauch ich Ihnen nicht zu erzählen.
profil: Kolportiert werden 35 Millionen Euro, die über Ihre Stiftung veranlagt sein sollen.
Lauda: Kein Kommentar.
profil: Sie haben Ihren Hauptwohnsitz derzeit auf Ibiza und sind auch dort steuerpflichtig. Werden Sie jetzt heimkehren?
Lauda: Wenn ich jetzt wieder hier zu arbeiten beginne, werde ich den natürlich verlegen. Und das mit der Steuer ist sowieso egal, weil beides in der EU liegt.
profil: Die Rechte für den Namen Lauda Air liegen exklusiv beim Rivalen AUA. Wie werden Sie Ihre Fluglinie denn nennen?
Lauda: Daran wird noch gearbeitet.
profil: Es geistern Varianten wie „Niki Air“ oder einfach nur ein großes „L“ herum.
Lauda: Das ist alles falsch. Ich suche ein Konzept, mit dem ich die Jungen ansprechen kann. Das ist der springende Punkt. Ich mache die Airline nicht für mich selber, sondern für die Zukunft. Ich denke gar nicht daran, mich da in den Vordergrund zu stellen.
profil: Ein Markenzeichen von Lauda Air war und ist das Catering von Do&Co. Wird es das auch bei Ihnen jetzt geben?
Lauda: Ich habe zwar damals leider einen Exklusivvertrag für Lauda abgeschlossen. Aber mein Freund Attila Dogudan versorgt auch die British Airways. Und ich werde in jedem Fall zu ihm hingehen und in bitten, dass er mir auch ein Offert legt.
profil: Dann halt unter der Zweitmarke Aioli.
Lauda: Wie das heißt, ist sekundär. Wir werden schon ins Geschäft kommen. Bei der Airest werde ich jedenfalls sicher nicht landen.
profil: Woher wird Ihre Crew kommen?
Lauda: Aero Lloyd hat nach wie vor 1400 Leute, die noch bezahlt werden. Der Beginn wird also sicher von diesen Leuten bestritten.
profil: Und was ist mit ehemaligen Lauda-Mitarbeitern?
Lauda: Ich hatte nicht damit gerechnet, mit Anfragen von Lauda-Air-Leuten derart überhäuft zu werden. Aber starten werden wir vorerst mit Aero-Lloyd-Leuten.
profil: Die werden Sie also gar nicht anstellen, sondern sich nur „ausborgen“ – leasen oder anmieten?
Lauda: Das ist Teil des Deals, dass die Leute vorerst von dort gestellt, also angemietet werden.
profil: Wird der Einstieg bei Aero Lloyd jetzt die Chance auf den lang ersehnten Rachefeldzug gegen den Erzrivalen AUA?
Lauda: Überhaupt nicht. Mein Interesse an der Fliegerei hat sich bereits zu Jahresbeginn wieder geregt. Dann habe ich mir Informationen über die Branche geholt, und jetzt hat sich das mit Aero Lloyd ergeben. Was ich jetzt will, ist, meine Flugzeuge zu füllen. Die AUA hat nun einmal die Idealsituation hinterlassen, dass das Billig-Segment in Österreich nicht bedeckt ist. Warum sollte man das nicht nutzen? Außerdem hätte es noch zwei andere, nicht österreichische Interessenten für Aero Lloyd Austria gegeben …
profil: Als da wären?
Lauda: Die LTU und noch irgendwer anderer. Und da hab ich mir gesagt, warum sollte nicht ich die Österreicher fliegen. Das war eine zusätzliche Motivation.
profil: Sie sollen vor diesem Einstieg auch Gespräche mit SkyEurope geführt haben. Haben sich die zerschlagen?
Lauda: Nein, ich rede mit den Leuten permanent. Und es gibt auch weiterhin Bestrebungen, mit der SkyEurope gemeinsam etwas zu tun?
profil: Mittelfristig ein möglicher Fusionspartner?
Lauda: Da ist alles möglich.