Interview: „Ich bin amtsmüde“

Interview: „Ich bin amtsmüde“

Randa über die Hinter-gründe seines Rücktritts

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profil: Herr Randa, anlässlich unseres letzten Interviews zu Ihrem 60. Geburtstag im September haben Sie, auf Ihre Zukunftspläne angesprochen, gemeint, Sie hätten nicht die Absicht, vorzeitig aufzuhören. Keine drei Monate später ist alles anders. Was ist da passiert?
Randa: Die Welt hat sich weitergedreht. Wir stehen im Konzern vor weiteren tief greifenden Restrukturierungen. Das sind derart komplexe Projekte, die nicht innerhalb weniger Wochen oder Monate abgewickelt werden können.
profil: Ihr Vertrag wäre bis Ende 2006 gelaufen, da ist es, mit Verlaub, noch ein gutes Stück hin.
Randa: Einzelne Projekte haben eine Laufzeit von drei oder vier Jahren. Und da war es klar, dass es am besten wäre, wenn da ein Jüngerer die Verantwortung übernimmt, der es auch bis zum Ende führt.
profil: Im September war davon aber noch nichts zu hören.
Randa: Ich hatte damals noch keinen Anlass, darüber zu reden, weil die Dinge im Fluss waren. Und es gibt einen zweiten Grund: Ich habe in der Beurteilung meiner eigenen Arbeit festgestellt, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht genüge.
profil: Könnten Sie das präzisieren?
Randa: Als ich den HVB-Job übernommen habe, habe ich mir bestimmte Vorgaben gegeben. Die habe ich nicht erreicht. Ich dachte, ich könnte die Kultur des Hauses ändern. Also beispielsweise das klare Bekenntnis zu Effizienz in die Köpfe meiner Kollegen bringen. Die Zahlen sind ja auch nicht so, dass wir mit Stolz darauf verweisen könnten. Also habe ich mir gesagt, wozu soll ich da herumsitzen. Das soll jemand machen, der es besser kann.
profil: Der Merrill-Lynch-Analyst Stuart Graham, einer der renommiertesten Vertreter seiner Zunft, nannte Ihren Abgang in einer ersten Reaktion einen „Schock“ und bezweifelt, dass sich dadurch etwas zum Besseren wandeln sollte.
Randa: Das ist seine Meinung.
profil: Wenn Sie sagen, eine Verjüngung schade nicht, dann trifft dies doch gleichermaßen auf HVB-Chef Dieter Rampel zu. Der ist mit 57 ja auch kein Jungspund mehr.
Randa: Die Diskussion führe ich nicht.
profil: Vor wenigen Monaten meinten Sie noch wörtlich, Sie könnten zum Erfolg des Ganzen noch etwas beitragen. Glauben Sie das jetzt nicht mehr?
Randa: Das glaube ich nicht mehr.
profil: Sind Sie amtsmüde?
Randa: Ja. Aber nicht arbeitsmüde. Vergleichen Sie mich mit einem Fußballspieler, der in der Torschützenliste Erster werden will und stattdessen hinten herumkrebst. Deshalb suche ich mir jetzt einen neuen Verein.
profil: Dem alten Verein bleiben Sie dem Vernehmen nach als Aufsichtsrat verbunden.
Randa: Mir wurde das Angebot gemacht, und ich bin dazu grundsätzlich bereit. Ob es wirklich dazu kommt, wird man sehen. Das hängt in erster Linie davon ab, was ich nachher tun werde.
profil: Sie haben sich zeit Ihres Berufslebens nicht nur Freunde gemacht. Nicht wenige Ihrer Widersacher haben Ihren Abgang hämisch kommentiert.
Randa: Damit kann ich leben. Ich musste mich irgendwann entscheiden zwischen beliebt sein und erfolgreich sein. Ich habe mich für den Versuch entschieden, erfolgreich zu sein. Das ist über weite Strecken nicht so schlecht gegangen.
profil: Ihr früherer Länderbank-Vorstandskollege Herbert Cordt nennt Sie einen Heckenschützen.
Randa: Was soll das sein?
profil: Sie sollen dazu neigen, Kollegen von hinten niederzustrecken, ohne ihnen dabei in die Augen zu sehen.
Randa: Damit kann ich nichts anfangen.
profil: Bank-Austria-Gründungspräsident Helmut Zilk meint, Sie seien 13 Jahre zu spät zurückgetreten.
Randa (lacht): Der muss es ja wissen. Wahrscheinlich ist er sauer, dass ich ihn nicht zu meinem Geburtstagsfest eingeladen habe.
profil: Er wirft Ihnen vor, die Bank Austria ohne Not an die Deutschen verscherbelt zu haben.
Randa: Das ist immer der gleiche Unfug. Ich habe nicht eine einzige Aktie der Bank besessen und habe sie daher auch nicht verkauft. Entschieden haben das die Aktionäre. Wenn die alle so entmündigt waren, dass sie nicht wussten, was sie taten, dann ist das traurig.
profil: Hannes Androsch nennt das Zusammengehen mit der HVB wirtschaftlichen Hochverrat und meint, es gebührten Ihnen keine Rosen, sondern ein Dornenbusch.
Randa: Dann sollte er sich die Videoaufzeichnung seines eigenen Interviews am Tag der Bekanntgabe des Deals in der „ZiB 2“ anschauen. Da hat er genau das Gegenteil gesagt. Und zwar, dass es ein Superdeal sei. Danach hat er mich übrigens angerufen und gemeint, dass er mir gerade geholfen habe und ich solle ihm nun im Gegenzug Lenzing für nur 80 Euro je Aktie verkaufen.
profil: War das Zusammengehen von Bank Austria und HypoVereinsbank ein Fehler?
Randa: Nein, sicher nicht. Es war damals so, dass die Stadt Wien aus ihrer Haftung herauswollte. Und wir wussten, dass sich unser Rating bei der damaligen Struktur erheblich verschlechtert hätte. Das hätte die Bank zerrissen. Obendrein hatten wir Altlasten aus der Länderbank und der Creditanstalt. Daher mussten wir einen Partner finden. Wir haben mit zwölf gesprochen und teilweise auch verhandelt. Ein Einziger ist übrig geblieben, und das war eine gute Entscheidung. Die Bank Austria Creditanstalt steht heute besser da denn je. Keiner meiner Vorgänger hat jemals so nachhaltig positive und nicht geschönte Erträge gehabt. Dass die Mutter derzeit ein paar Probleme hat, ändert daran überhaupt nichts. Die wird aus ihren Problemen herauskommen.
profil: War es ein Fehler, in den Vorstand der HypoVereinsbank zu wechseln und die Verantwortung in Wien auf andere zu übertragen?
Randa: Nein, ich habe auch in München durchaus einiges weitergebracht. Ich habe eben nur nicht so viel erreicht, wie ich mir vorgenommen hatte.
profil: Wären Sie BA-CA-Chef geblieben, dann würden wir dieses Interview heute vermutlich nicht führen.
Randa: Das würden wir dann wahrscheinlich in ein paar Monaten führen, weil mein Vertrag in Wien im März 2005 ausgelaufen wäre.
profil: Sie gehen in einer Phase, in der die BA-CA mitten in den heiklen Verhandlungen um ein neues Dienstrecht steckt. Sie haben als Aufsichtsratspräsident Vorstand und Betriebsrat wiederholt zur Abrüstung aufgerufen. Ist nicht zu befürchten, dass die Situation nach Ihrem Abgang weiter eskaliert?
Randa: Bis Mai bin ich ja noch da. Und beide Seiten haben ja klar gesagt, dass sie noch heuer ein Ergebnis haben möchten.
profil: Was werden Sie denn Ihrem Nachfolger Michael Mendel mit auf den Weg geben?
Randa: Ich werde ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen und viel Glück wünschen. Ich gehe davon aus, dass er seine Sache gut machen wird.
profil: Gerüchten zufolge soll in München Mobbing gegen Sie betrieben worden sein.
Randa: Wir waren alle zueinander immer sehr freundlich.
profil: Zueinander vielleicht. Kann es sein, dass hinter Ihrem Rücken die Messer gewetzt worden sind?
Randa: Es hat keine offenen Konflikte gegeben. Ich gehe freiwillig und ohne jeden Groll. Außerdem habe ich es nicht notwendig, mich auf dieses Niveau zu begeben.
profil: Haben Sie bereits konkrete Pläne für die Zeit danach?
Randa: Ich habe seit heute zwei Angebote auf dem Tisch liegen.
profil: Sie haben sich vor zwei Jahren eine permanente Aufenthaltsgenehmigung für die Vereinigten Staaten besorgt. Werden Sie davon Gebrauch machen?
Randa: Das kann sein.
profil: Sie bekommen für Ihren vorzeitigen Abgang angeblich drei Millionen Euro auf die Hand.
Randa: Dazu sage ich nichts.
profil: Besitzen Sie Aktien der HypoVereinsbank?
Randa: Ja.
profil: Dann werden Sie die Arbeit Ihrer Nachfolger vermutlich mit gesteigertem Interesse verfolgen.
Randa: Dieses Interesse sollte jeder Aktionär haben.
profil: Würden Sie als Kleinaktionär Hauptversammlungen der HVB besuchen?
Randa: Der Lächerlichkeit gebe ich mich nicht preis.