Interview mit Fürstin Marianne Sayn-Wittgenstein:

Interview: „Ich bin doch kein Paparazzo“

„Ich bin doch kein Paparazzo“

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Zur Person: Fürstin Marianne Sayn-Wittgenstein wurde 1919 in Salzburg als ältestes Kind von Freiherr und Freifrau von Mayr-Melnhof geboren. Nach dem Abitur besuchte sie die Blocherer-Kunstschule in München. 1942 heiratete sie Prinz Ludwig zu Sayn-Wittgenstein- Sayn. Als ihr Mann 1962 im Alter von 46 Jahren bei einem Unfall ums Leben kam, startete die Mutter von fünf Kindern, die als Doyenne unter Salzburgs Party-Gastgebern gilt, ihre Karriere als Fotografin. Vor dem Objektiv der fürstlichen Dokumentaristin posierten u. a. Protagonisten des internationalen Jetsets wie Sean Connery, Lenny Bernstein und Romy Schneider.

profil: Ihre Fotos werden in Salzburg neben Grafiken von Andy Warhol ausgestellt. Sie kannten Warhol ja persönlich.
Sayn-Wittgenstein: Ich war sogar einmal in seiner Factory in New York zu Besuch und habe dort wie eine Wilde alles abfotografiert. Nur von Andy, diesem wahnsinnig schüchternen Menschen, hat man kaum etwas bemerkt. Er ist die ganze Zeit wie eine Maus ums Eck geschlichen. Man hat gar nicht realisiert, dass er der Hausherr ist. Er wirkte eher wie ein kleiner, schüchterner Hausangestellter. Ein bisschen aufmüpfiger war Salvador Dalí, der mein Blitzgewitter verfluchte, als ich ihn in seinem Atelier besuchte: "Stop using flash! Bad for my eyes!", schrie er entsetzt.
profil: Sie waren als junges Mädchen auf einer Kunstakademie. Entdeckten Sie damals Ihre Liebe zur Fotografie?
Sayn-Wittgenstein: Nein, ich war nur ganz kurz dort. Als ich mich verlobte, sagte meine Mutter: "So, jetzt ist Schluss. Heute warst du zum letzten Mal in der Kunstakademie. Jetzt gehst du in die Kochschule."
profil: Das muss bitter für Sie gewesen sein.
Sayn-Wittgenstein: Schon, aber ich kann ja meinen Mann und meine Kinder nicht mit Bildern füttern.
profil: Michael Graeter, Deutschlands bekanntester Klatschreporter, beklagte einmal, dass Sie ihm immer die besten Fotos unter die Nase halten, aber nie eines davon überlassen würden.
Sayn-Wittgenstein: Ich erinnere mich noch genau, wie Fürstin Gloria von Thurn und Taxis einmal mit Zornesröte im Gesicht mir bei einem Fest über den Tisch zugerufen hat: "Wehe, du gibst ein Bild an die ,Bunte`!" Daran muss ich mich doch halten.
profil: Viele Fotografen, die bei solchen Veranstaltungen nur als Zaungäste geduldet werden, beneiden Sie sicherlich um diese Nähe.
Sayn-Wittgenstein: Natürlich. Die Armen stehen hinter der Absperrung, und ich steige mit dem Abendkleid oben drüber, weil ich eingeladen bin. Es tut mir auch herzlich leid für die Kollegen, aber was soll ich machen?

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