Eurofighter

Interview: „Wehrsprecher verstehen wenig“

„Wehrsprecher verstehen wenig“

Drucken

Schriftgröße

profil: Ist die Aufregung um angebliche Mängel der Eurofighter berechtigt?
Mader: Nicht in dieser nied-rigsten Art, wie sie Oppositionspolitiker derzeit an den Tag legen. Das ist erschreckend
und nur möglich, weil so
viele so wenig vom Thema
verstehen – selbst Wehrsprecher.
profil: Laut Bericht des deutschen Bundesrechnungshofes dürften die Eurofighter im Winter gar nicht abheben.
Mader: Niemand unterscheidet da zwischen Können und Dürfen und zwischen Prototypen und Serienmaschinen.
profil: Die Leute interessiert, ob die Flugzeuge im Winter flugtauglich sind.
Mader: Die sechs Prototypen haben bereits alle im Leistungskatalog angeführten Punkte erfüllt, also auch Flüge bei minus 20 Grad.
profil: Wieso dürfen die Flugzeuge dann nicht fliegen?
Mader: Die Prototypen gehören den Firmen des Herstellerkonsortiums, und die Serienmaschinen, die jetzt ausgeliefert werden, sind Staatsluftfahrzeuge.
profil: Das wird doch für die Frage der Flugtauglichkeit unerheblich sein?
Mader: Stimmt. Es geht ja dabei nicht um technische Flugtauglichkeit, sondern um die nationale Zertifizierung dieser Tauglichkeit.
profil: Aber die Diskussion der letzten Tage hat den Eindruck erweckt, als ginge es um operationelle Fähigkeiten des Geräts.
Mader: Erflogene Leistungsdaten nutzen Ihnen nichts, solange sie nicht von den Zulassungsbehörden geprüft und für den Friedensbetrieb abgenommen werden.
profil: Wollen Sie damit sagen, es ginge nur um einen bürokratischen Akt?
Mader: Jedes einzelne Land, welches Eurofighter bestellt hat, stellt ein Luftfahrttüchtigkeitszeugnis aus. Um jeweils den amtlichen „Stempel“ zu bekommen, muss jedes im Bericht kritisierte Flugdetail genau erflogen und von den Behörden abgenommen werden.
profil: Und da gehört auch der Winterflugbetrieb dazu?
Mader: Ja, aber im Gegensatz zu Prototypen und Vorserienflugzeugen haben die ersten Seriengeräte, die vor wenigen Wochen ausgeliefert wurden, noch keinen Winter gesehen.
profil: Im Rechnungshofbericht heißt es aber auch, dass die Flugzeuge keine Zusatztanks tragen und auch nicht in der Luft betankt werden könnten.
Mader: Auch hier ist das Zertifizierungsprozedere gemeint und nicht, dass die Flugzeuge das alles nicht könnten.
profil: Woher wissen Sie das?
Mader: Ich selbst habe Prototypen unter winterlichen Bedingungen und mit Außentanks fliegen gesehen. Das Tanken in der Luft ist mehrfach dokumentiert. Diese Flugzeuge haben ja bisher schon 2800 Flüge mit 2400 Stunden absolviert.
profil: Warum dann die ganze Aufregung?
Mader: Tagespolitik. Übertragen auf die Autosprache, geht es jetzt darum, dass die Flugzeuge jeweils die nationale Zulassung und das „Pickerl“ bekommen.
profil: Heißt das, auf Österreich hat diese Kritik keine Auswirkungen?
Mader: Die Deutschen bekommen Flugzeuge aus der ersten, wir ab 2007 aus der zweiten Tranche. Daher betrifft uns die Kritik des deutschen Rechnungshofs überhaupt nicht.
profil: Aber die Zertifizierung müssen dann ja wohl auch die von Österreich bestellten Flugzeuge durchlaufen?
Mader: Ja, aber die wird nur noch einige von der österreichischen Luftbehörde geforderte Spezifika betreffen, bei den übrigen Erfordernissen wird man sich auf die Zertifizierung anderer Staaten stützen können.
profil: Hat die Opposition mit ihrer Kritik nicht insofern Recht, als es sich beim Eurofighter um eine Neuentwicklung mit Kinderkrankheiten handelt?
Mader: Neu ist schlecht? Die Luftwaffe aus zweiter Hand hatten wir 50 Jahre lang. Ich selbst war ursprünglich kein Freund des Eurofighters. Aber dieses Flugzeug wurde sogar unterbewertet. Das Pflichtenheft, das der Ausschreibung zugrunde lag, hat zum Teil mit einem so entwickelten Flugzeug noch gar nicht gerechnet. Der SPÖ sei auch entgegnet: EADS hätte 2005 liefern können, wir aber wollten Tranche zwei. Das System reicht jedenfalls 30 oder 40 Jahre. Alle Parteien wollen, dass Österreich künftigen europäischen Sicherheitsstrukturen angehört. Und keiner kann voraussagen, wie die aussehen werden, der Eurofighter passt aber in jede Struktur.
profil: Sie halten den Ankauf dieses Flugzeugtyps also für richtig?
Mader: Das System Eurofighter hat enormes Aufwuchspotenzial. Aus meiner Sicht ist die Entscheidung noch immer richtig.