Ali Khamenei

Wahlen im Iran: Ali Khamenei

Iran. Der Mann, der den iranischen Präsidenten regiert

Drucken

Schriftgröße

Wenn am Freitag dieser Woche 55 Millionen Iraner dazu aufgerufen sind, einen neuen Präsidenten zu wählen, steht ein Ergebnis bereits jetzt fest: Regiert wird das Land auch danach weiterhin von Gnaden des Revolutionsführers Ali Khamenei.

Der 73-jährige Kleriker, der 1989 zum Nachfolger von Ayatollah Khomeini bestimmt wurde, ist im komplexen Machtgefüge der islamischen Republik höchste politische und religiöse Instanz zugleich - und spielt auch eine entscheidende Rolle dabei, die Mitglieder des sogenannten Wächterrates zu ernennen, der wiederum über die Zulassung der Präsidentschaftskandidaten entscheidet.

Das bedeutet: Was die ideologischen Unterschiede zwischen den potenziellen Nachfolgern des Amtsinhabers Mahmoud Ahmadinejad betrifft, ist der Wahlausgang ungefähr so spannend wie ein Papstkonklave. Von den ursprünglich 670 Anwärtern blieben am Ende acht übrig, die dem Mullah-Regime zumindest prinzipiell wohlgesonnen sind. Ausgeschlossen wurde sogar Esfandiar Rahim Mashei, der Wunschkandidat Ahmadinejads; er gilt als zu liberal. Zudem hat Khamenei bereits mit Ahmadinejad selbst schlechte Erfahrungen gemacht: Der nunmehr scheidende Hardliner erwies sich letztlich selbst für den Revolutionsführer als eine Art "unguided missile“.

Währenddessen konnten Mehdi Karroubi und Mir Hossein Moussavi, die 2009 als Reformer für das Präsidentenamt angetreten waren, nicht einmal eine Bewerbung abgeben; sie stehen seit Herbst 2011 gemeinsam mit ihren Ehefrauen unter Hausarrest. Vergangene Woche erinnerten in der Stadt Isfahan zehntausende Demonstranten an ihr Schicksal.

Wie Khamenei, der über den neuen iranischen Präsidenten herrschen wird, tickt, lässt sich anhand von Zitaten aus den vergangenen drei Jahrzehnten recht gut nachvollziehen:

Khamenei über …

… Frauen, die keinen Tschador tragen: "Ich will sie nicht Prostituierte nennen, denn was eine Prostituierte macht, betrifft nur sie selbst, doch was diese Frauen tun, betrifft die ganze Gesellschaft.“ (1980)

… den Ersten Golfkrieg (Iran gegen Irak, 1980-1988): "Der Segen dieses Krieges ist für uns unvorstellbar groß.“ (1982)

… die Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie: "Der schwarze Pfeil des Todes ist abgeschossen und auf dem Weg zu seinem Ziel.“ (1989)

… den Holocaust: "Die übertriebenen Statistiken über die Ermordung von Juden sind selbst Instrumente, um das Mitleid der Bevölkerung zu erwecken.“ (2002)

… das Nuklearprogramm des Iran: "Wir denken nicht an Atomwaffen. Ich sagte dies bereits viele Male. Unsere Atomwaffe ist dieses Volk.“ (2004)

… das Verhältnis zu Amerika: "Der Abbruch der Beziehungen zu den USA war bisher eine der Grundlagen der iranischen Politik. Aber wir haben nie gesagt, dass diese Unterbrechung immerwährend ist.“ (2008)

… Israel: "Bald wird sich die Welt vom zionistischen Regime, diesem Krebsgeschwür, befreien. Iran wird jedem helfen, der das zionistische Regime bekämpft, so wie es schon in der Vergangenheit Hisbollah und Hamas geholfen hat.“ (2012)