„Ja, gibt’s denn das?“

Karl Moik: „Ja, gibt’s denn das?“

Silvesterstadl. Jahreswechsel-Ikone Karl Moik über gelungene Silvesterabende

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profil: Sie waren über Jahrzehnte hinweg ein fixer Bestandteil der österreichischen Neujahrstradition …
Moik: Als Silvesterkaschperl!

profil: Das haben Sie jetzt gesagt.
Moik: Ich sehe den Begriff des Kaschperls ja positiv. Es gibt nichts Schöneres, als auf diese Weise Menschen zu unterhalten.

profil: Eine hohe Kunst eigentlich.
Moik: Na ja, sagen wir so: eine Kunst. In meinem Fall zumindest.

profil: Wie werden Sie Silvester 2012/2013 feiern?
Moik: Wir werden wie jedes Jahr mit ein paar Freunden in ein Lokal gehen und dort bei Livemusik den Jahreswechsel ge­nießen.

profil: Von welcher Art von Musik reden wir?
Moik: Schlager, Evergreens, solches Zeug. Nichts Poppiges, das ist nichts für ältere Herrschaften. Es gibt übrigens auch keinen Fernseher dort.

profil: Muss Karl Moik trotzdem ein paar Grußworte spenden?
Moik: Wahrscheinlich wird man sagen, na der Moik ist da, und der Moik wird halt auf die Bühne gehen und ein paar Lieder singen. Das gehört dazu, das bin ich gewohnt. Egal, wo du hinkommst, wirst du angeredet. Wenn man 25 Jahre lang ins Wohnzimmer kommt und in diesen 25 Jahren nicht gerade die schlechtesten Quoten hat, prägt das logischerweise.

profil: Haben Sie mit Thomas Gottschalk schon darüber gesprochen, wie es ist, eine große Samstagabendshow zu verlassen, die man seit Menschengedenken moderiert hat?
Moik: Ich kenne den Tommy sehr gut aus der Anfangszeit, wir waren nicht nur beim Bayrischen Rundfunk zusammen, sondern auch bei der ARD, als es noch die Messeprogramme zur Funkausstellung gab: er mit dem Jauch für das ZDF, der Kachelmann und ich und noch ein paar andere für die ARD. Da hat man sich natürlich jeden Tag getroffen und kennt sich gut. Aber ich verstehe den Gottschalk nicht, warum er diese Vorabendgeschichte gemacht hat. Das ist mir ein Rätsel. Na gut, so hat halt jeder seine Geheimnisse.

profil: Sie haben ja den klaren Schnitt bevorzugt.
Moik: Wenn man wie ich nach 25 Jahren seinen Vertrag nicht verlängert bekommt, ist man sauer. Das ist ganz logisch. Natürlich ist das ein Schnitt in deinem Leben. Ich habe mir den ersten „Musikantenstadl“ mit Andi Borg noch angeschaut, danach mit dem Andi telefoniert und seitdem keinen „Stadl“ mehr gesehen, bis auf den letzten: Da gab es ja die Geschichte mit den Kastelruther Spatzen. Das sollte ich für die „Bild“-Zeitung kommentieren.

profil: Wird die große Samstagabendshow als Genre Bestand haben? „Wetten, dass..?“ leidet unter Quotenschwund, der „Musikantenstadl“ ist auch nicht mehr unangefochten.
Moik: Das große Problem bei allen Sendern sind die Redakteure, die kein Gespür mehr haben für eine Sendung. Markus Lanz ist ein perfekter Talkshow-Moderator, aber er wird in eine
Show hineingeschickt, die nicht funktioniert. Wie kann man gleich am Anfang alle Gäste gleichzeitig reinholen und dann ein ewig langes Gespräch machen? Da ist die Luft natürlich draußen. Da gehört am Anfang schon Action, Musik, ein Showblock und so weiter, und dann ein Zuckerl nach dem anderen herausgeholt. Aber was reg ich mich auf. Es hat ja eh keinen Sinn.

profil: Zurück zum Jahreswechsel. Sind Sie eher Rückblicker oder Vorschauer?
Moik: Ich schaue in die Gegenwart und in die Zukunft. Ich habe das Glück, im Moment rundum zufrieden zu sein. Ich genieße die Minuten, die ich noch mit meiner Familie verbringen kann. Dass wir in Salzburg einen Riesenskandal haben, dass sie in Niederösterreich einen Riesenskandal haben, na ja gut, das sind wieder andere Themen.

profil: Was sehen Sie für 2013 voraus?
Moik: Ich lese jeden Tag via Computer sieben, acht Zeitungen, sehe mir viele TV-Berichte an, weil es mich einfach interessiert. Jeder sagt im Prinzip das Gleiche: Irgendwann kommt der Crash. Nur wann? Dass ein Crash kommen muss, ist mir vollkommen klar.

profil: Machen Sie sich deshalb Sorgen?
Moik: Ich bin Optimist. Irgendwie wird es schon weitergehen. Was hätte es für einen Sinn, wenn ich jetzt jeden Tag warte, bis die Katastrophe kommt? Aber man liest halt die Zeitungen und denkt sich schon oft: Ja, gibt’s denn das?