Die knuddeligste Staatsform, die wir haben

Kate und William: Ein Royal Baby ist knuddeliger als eine Republik

Vereinigtes Königreich. Ein Royal Baby ist knuddeliger als eine Republik

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Auch mehrere Tage nach der Geburt des britischen Thronfolgers Nr. 3 ist die Tragweite der Sensation kaum zu fassen, und die Zahl an Überraschungen und Superlativen sprengt alle Erwartungen:

1. Es ist ein Bub! Nur die Geburt eines Mädchens wäre vergleichbar unerwartet gewesen.

2. Mit acht Pfund und sechs Unzen brachte das Baby mehr Gewicht auf die Waage, als jeder zukünftige König des Vereinigten Königreiches in den vergangenen 100 Jahren zum Zeitpunkt seiner Geburt wog. (Für die Recherche danken wir der britischen Tageszeitung "Daily Mail“, deren Redaktion trotz verständlicher Euphorie Besonnenheit bewahrte und allfällige Weltnachrichten, die nicht mit der Prinzen-Geburt in Zusammenhang standen, wohldosiert ab Seite 23 vermeldete.)

3. Baby George ist derzeit das knuddeligste Mitglied des britischen Königshauses und hat damit Prinz Harry vom Spitzenplatz verdrängt, dessen Knuddeligkeit im August des vergangenen Jahres auf unscharfen Nacktfotos in weiblicher Begleitung, aufgenommen in einem Hotel in Las Vegas, augenfällig geworden war.

4. Mit Baby George stehen bereits drei männliche Erstgeborene vor dem Thron Schlange - ein Beweis dafür, dass der Zufall Maskulinist ist und eine Quotenregelung in der Erbmonarchie nottut.

5. Die Untertanen von Königin Elizabeth II. könnten laut unabhängiger Berichterstattung nicht glücklicher sein, weshalb weder die Einkerkerung der königlichen Familie noch die Abschaffung der Monarchie im Vereinigten Königreich unmittelbar bevorsteht.

+++ Was die Kinder der Windsors erwartet +++

Damit kommen wir in den etwas irritierenden Bereich der Unklarheit, was die Person des künftigen Königs angeht. Dass der Name nicht sofort bekanntgegeben wurde, war ein wenig ärgerlich. Wo doch ohnehin jeder wusste, dass das Baby eine Handvoll royaler Vornamen kriegt, also entweder George James Henry oder Alexander Louis George oder andersrum heißen würde. Die endgültige Kombination wird sich ohnehin bestenfalls der Taufpate merken, es sei denn, es handelt sich dabei um Prinz Philip.

Über das Leben des Prinzen lässt sich dennoch bereits jetzt einiges vorhersagen:

1. George of Cambridge wird ganz normal aufwachsen. Darauf deutet nach allgemeiner Interpretation schon der Umstand hin, wie normal seine Eltern mit ihm das Spital verlassen haben, wobei der Vater ganz normal die Babyschale im Range Rover fixiert hat, während die von einem Stylisten frisch gefönte Mutter ganz normal ohne Gepäck daneben Platz genommen hat, und ab ging es in den Kensington Palast. Gut, "von einem Stylisten frisch gefönt“, "ohne Gepäck“, "Range Rover“ und "Kensington Palast“ weichen möglicherweise von der bedingungslosen Normalität ein klein bisschen ab. Volksnähe ist wohl das, was man dem Volk mit ein wenig Geschick nahebringen kann.

2. Der Prinz wird als Jugendlicher von der Presse - unabhängig von seinem Aussehen - als "cute“ (hübsch) eingestuft werden und bei offiziellen Anlässen Girlie-Bands einladen. Deren Mitglieder werden ihn anhimmeln, er sie auch, sie dürfen aber nicht fummeln. Das ist Zweitgeborenen vorbehalten.

3. George wird in seinem Leben überdurchschnittlich viel Sackpfeifenmusik hören. Auch der Harfe wird er nicht entkommen, Opa Charles beschäftigt eine offizielle Harfenistin.

4. Er wird eine "Traumhochzeit“, respektive eine "Hochzeit des Jahrhunderts“ feiern. Seine Gattin wird von der Presse den Titel "Prinzessin der Herzen“ bekommen. Wenn der Prinz Pech hat, wird sie sich zwischen Landminen und Popstars wohler fühlen als im Palast. Sollte George eine in Großbritannien neuerdings legale Homo-Ehe eingehen, änderte das an seinem Thronfolger-Status nichts, außer dass er im Sinne einer Aussöhnung mit eher traditionalistischen Schichten gut daran täte, zumindest Frankreich zu erobern.

5. Wenn alles gut läuft, wird George of Cambridge in etwa in den 2070er-Jahren zum ersten Mal im Ratssaal des House of Lords in Westminster die Rede vorlesen, die von der Regierungspartei verfasst wurde. Bis dahin kann er üben.

Aber Moment mal, wird die Erbmonarchie dann nicht schon schrecklich unzeitgemäß sein? Werden die Steuerzahler nicht völlig zu Unrecht für die Apanage aufkommen müssen? Und wäre es dann nicht längst an der Zeit, eine Republik auszurufen? Hm. Jajaja. Mag sein. Aber haben Sie gesehen, wie der kleine George die Ärmchen hochgereckt hat? Und Kates Kornblumen-blaues, weiß-getupftes Crêpe-de-Chine-Kleid von Jenny Packham kann man sogar online kaufen!

Die Monarchie ist vielleicht die schlechteste aller Regierungsformen, aber die beste, die man im Fernsehen übertragen kann.