Eatdrink: Klaus Kamolz

eatdrink von Klaus Kamolz Mehr Licht!

Mehr Licht!

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Früher einmal war das "Fabios“ täglich zum Bersten voll, bis Signore Fabio Giacobello - ich stelle mir das jetzt einmal so vor - eines Tages erbleichte, kurz taumelte und sich gerade noch an eine der viel zu dunklen Holzsäulen lehnen konnte, weil in der zehnjährigen Erfolgsgeschichte seines mediterranen Restaurants eines Abends plötzlich ein Sessel leer geblieben war. Und einer wie Giacobello, mit so einem feinen Gespür für Trends und ihre Ablaufdaten, wusste natürlich sofort, dass jetzt gehandelt werden muss. Es galt die Umbauvermutung.

Also sperrte er über den Sommer zu, engagierte als Küchenchef eine große Nummer, nämlich Joachim Gradwohl, und platzierte in der Öffentlichkeit den die Renovierung begleitenden Slogan, das "Fabios“ werde "heller, gemütlicher, lässiger“. Tout Vienne hat die PR-Floskel nachgeplappert. Die Google-Suche nach dem exakten Begriff "heller, gemütlicher, lässiger“ bringt 86 Ergebnisse, die Dunkelziffer der Erwähnungen ist sicher weit höher. Reife Leistung! Sagen Sie "Fabios“ zu mir, und ich antworte, selbst wenn Sie mich um drei Uhr Früh wecken: "Heller, gemütlicher, lässiger, kann ich jetzt bitte weiterschlafen?“

Montag dieser Woche eröffnet Giacobello wieder. Eine Woche davor erreichte mich eine Einladung, das hellere … ach was, das neue "Fabios“ vorab zu besichtigen. Allerdings nur unter der Auflage, dort nicht gleich alles wieder kaputtzuknipsen. Es sei "nicht erwünscht“, einen Fotografen mitzubringen. Tja, hätten sie nicht denselben fatalen Fehler gemacht wie Prinz Harrys Security neulich in Las Vegas, nämlich die Gäste samt ihren tödlichen Handy-Waffen zur royalen Strip-Sause vorzulassen, hätte ich jetzt blumig beschreiben müssen, wie es im "Fabios“ aussieht. Aber schau’n Sie sich einfach das Bild an; es ist tatsächlich eine Spur heller geworden.

Vielleicht wollte Giacobello auch weg vom zuletzt entstandenen Image eines Social Clubs für solche, die derzeit an der Unschuldsvermutung laborieren. Mal sehen, ob es denen jetzt zu hell ist. Ob man sich, wie er sagt, künftig wie "a casa“ - wie zu Hause - fühlt, wird auch eine mörderische Frage des Publikums sein. Giacobello weiß, dass ein Hotspot wie das "Fabios“, auch wenn sich das Restaurant stets weltläufig gab, auf engstirnige Emporkömmlinge und Feschisten (© Armin Thurnher) aller Art ähnlich wirkt wie Licht auf Motten. Ob ihn das nicht stört? Giacobello zuckt mit den Schultern und sagt: "Was kann ich dafür, wenn der Strache kommt?“

Über die Küche kann ich noch nicht viel sagen, die führe ich mir demnächst zu Gemüte, wenn Joachim Gradwohl und seine Brigade wissen, was in welcher Schublade zu finden ist und wie der zu erwartende Ansturm küchenlogistisch zu bewältigen sein wird. Erste Kostproben, ein famoses Ribeye von der Kalbin aus der Höllerschmid-Manufaktur oder ein absolut italo-satisfaktionsfähiger Risotto mit Herzmuscheln und Pulpo, wecken jedenfalls Erwartungen, und angeblich - an der Speisekarte wurde bis zuletzt geschraubt - wird das alles auch preiswerter sein. Also: günstiger, heller, gemütlicher, lässiger. Jedenfalls darf man künftig schon ab acht Uhr Früh bei Eggs Benedict oder Brioche zum Umsatz beitragen. Das ist, neben den paar Lux mehr, die tatsächlich wichtige Nachricht.

Fabios
Tuchlauben 4-6, 1010 Wien
Tel.: 01/532 22 22
www.fabios.at

Geöffnet ab 10. September

[email protected]