Lebensstil: Die Lust am Frust

Lebensstil: Die Lust am Frust - Alles verboten! Krankmacher Gesundheitswahn

oder: Wie heilig macht gesundes Essen?

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Wie lebt man richtig? Was darf man und was nicht? Darf man überhaupt noch was – und wenn ja: Wie will man es wissen? Probleme wie diese sind längst eine Frage der Moral geworden. Als guter Mensch gilt, wer nach dosiertem Plansoll chemiefreie Nahrung aus organischem Anbau zu sich nimmt, vor Mitternacht im Bett liegt, Alkohol und Nikotin verdammt und seine Freizeit körperlichen Exerzitien widmet. Gesundheit ist zur Ersatzreligion einer Gesellschaft geworden, „die zutiefst verunsichert ist und durch ihre Obsession mit dem Nichtkranksein den Mangel an sonstigen Werten zu kaschieren sucht“, analysiert der britische Soziologe Frank Furedi.

Diese Verunsicherung nährt inzwischen eine ganze Industrie, betrieben von selbst ernannten Laufgurus, Anti-Nikotin-Zuchtmeistern, Ernährungsphilosophen, Fitness-Coachs und Ratgeberautoren, deren Thesen, Moden und Überzeugungen im Wochentakt wechseln. Der deutsche Psychiater und Theologe Manfred Lutz sieht im „organisierten Gesundheitsterror“ nicht weniger als eine „Attacke auf die Lebenslust“, die darauf angelegt ist, den Weg zum echten Glück zu verbarrikadieren. profil unterzieht die gängigsten Gesundheitsmythen einer kritischen Überprüfung.

Von Angelika Hager, Sebastian Hofer und Ulrike Moser