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Medien: Auch der Herr Doktor schaut zu

Auch der Herr Doktor schaut zu

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Das Rekordjahr war 1977: 3,8 Millionen Österreicher über 14 Jahre – also nahezu alle Erwachsenen, die nicht durch hohes Alter, Krankheit oder Schichtdienst verhindert waren– saßen damals am Faschingsdienstag vor den Fernsehgeräten, um den Darbietungen der Villacher Faschingsgilde zu folgen.
Solche Rekordzahlen werden nicht mehr erreicht, seit Kabel- und Sat-TV den ORF-Programmen Konkurrenz machen.
Dennoch: Mit der Lei-Lei-Show kann auch heute niemand mithalten.

Selbst Thomas Gottschalks „Wetten, dass …?“ kommt dem Villacher Amateurklamauk nicht einmal nahe. Politik hat ohnehin keine Chance: Die ORF-„Sommergespräche“, eine Sendung mit für das Genre durchaus passablen Quoten, haben bestenfalls ein Viertel der Zuseher des Villacher Faschings.

Die Freude an der Blödelei in Österreichs Süden ist in allen Schichten und Klassen ähnlich hoch: Von allen Pflichtschulabsolventen, die am Faschingsdienstag vor dem Fernsehgerät sitzen, amüsieren sich 70 Prozent über die Späße aus Villach. Bei den Fachschulabsolventen sind es 68 Prozent und bei den Akademikern immer noch 60 Prozent.
Kärnten versammelt sich praktisch komplett vor der Glotze: Im Heimatland des Lei-Lei-Humors beträgt der Marktanteil des Villacher Faschings satte 84 Prozent.

Der bodenständige Spaß weist auch den noblen Wiener-Faschings-Klimax regelmäßig in die Schranken. Im Vorjahr sahen 2,12 Millionen Zuseher Villach und 2,09 Millionen die Opernball-Übertragung. Geschlagen geben mussten sich die Draustädter 2003 allerdings der WM-Abfahrt der Herren aus St. Moritz (2,17 Millionen Zuseher).

Das Skifahren war 2002 auch schuld am einzigen echten Zuschauereinbruch. Zeitgleich wurde damals am anderen Kanal die Olympia-Abfahrt der Damen übertragen, die mit 1,56 Millionen Zusehern den Villacher Fasching (1,52 Millionen) knapp abfing.

Dem ORF konnte es egal sein: An jenem Abend lief in 98 Prozent der fernsehenden Haushalte eines der beiden heimischen Programme.