Nachrichten aus Banalistan

Mensdorff-Pouilly: Nachrichten aus Banalistan

Hintergrund. Wie Mensdorff-Pouilly seine Auftraggeber mit Allerwelts-Informationen versorgte

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Dem Selbstverständnis nach ist Alfons Mensdorff-Pouilly Landwirt. Andere nennen ihn schlicht einen Lobbyisten. Jedenfalls aber war er gefragter Autor. Wann immer nach seinen Leistungen gefragt wird, fällt ein Begriff: "Marktstudien“. Ob Motorola, Telekom Austria, Alcatel oder eben auch Dräger - Basis für die bezahlten Honorare sollen stets Expertisen gewesen sein.

Eines dieser Elaborate liegt profil nun vor. Es handelt sich um ein Dokument, das im Rahmen der Geschäftsbeziehung zum Österreich-Ableger des Elektrotechnikkonzerns Alcatel am 15. November 2005 erarbeitet worden war. Alcatel ist eines jener Unternehmen, die 2004 vom Innenministerium den Zuschlag für die Digitalisierung des Blaulichtfunks erhalten hatten.

Zwischen Dezember 2005 und September 2007 zahlte Alcatel an Mensdorff insgesamt 719.970 Euro. Mensdorff rechtfertigt das Honorar mit "Marktbeobachtung am Energiesektor sowie in der Verteidigung, Kommunikation im Verkehr“ sowie mit "politischen und wirtschaftlichen Lageberichten“ in Ungarn.

Was man dafür von Mensdorff bekommt?
Jedenfalls einen 16-seitigen "Quarterly report on the Hungarian vertical markets“. Und steil ist das Papier allemal. Im Grunde ist es nicht viel mehr als eine Collage aus Zeitungsberichten, Agenturmeldungen und im Netz abrufbaren Lebensläufen von ungarischen Regierungsmitgliedern. Gleich einleitend wird auf die wirtschaftliche Situation im Frühjahr 2005 eingegangen. Der Einfachheit halber bediente sich der Autor einer Meldung der international tätigen Nachrichtenagentur Dow Jones vom 24. Mai 2005. Diese wurde eins zu eins in die Studie kopiert. Die Lebensläufe des damaligen Premiers sowie der Minister für Verteidigung, Wirtschaft und Telekommunikation enthalten im Wesentlichen Geburtsdatum und politische Stationen - ähnlich den auf der österreichischen Parlaments-Homepage aufgelisteten Biografien von Abgeordneten. Darüber hinaus werden Schlaglichter auf damals laufende Privatisierungs- und Beschaffungsvorgänge geworfen. Dabei handelt es sich wiederum nur um das Kondensat ungarischer Medienberichte. Wirkliche Insiderinformationen oder Einschätzungen der Lage, gar interessante Ansprechpartner fehlen.

Neben dieser Expertise ist bisher nur eine Studie bekannt, die mutmaßlich aus der Feder von Mensdorff und/oder dessen Mitarbeitern stammen sollte. Der Lobbyist will für die Telekom unter anderem ein Gutachten erstellt haben, wofür er 1,1 Millionen Euro kassierte. Konzerninterne Ermittlungen haben später ergeben, dass die Expertise von einem Mitarbeiter der Telekom erstellt worden war.