Mensdorff-Pouilly: Cash me if you can!

Mensdorff-Pouilly - Cash me if you can! Der geheimnissvolle Geldbote des 'Grafen'

Der geheimnissvolle Geldbote des 'Grafen'

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Es ist zähe Kleinarbeit, aber sie geht voran: Immer weiter tasten sich Ermittler und Justiz in das komplizierte Finanznetzwerk um den Waffenlobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly vor, das sie im Zusammenhang mit mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen entdeckt haben.

Mensdorff, so der Verdacht, soll im Auftrag des britischen Rüstungskonzerns BAE Systems an der Bestechung von Politikern und Beamten in Tschechien und Ungarn beteiligt gewesen sein. Es gilt die Unschuldsvermutung. Konkret geht es um 14 Millionen Euro, die über die Konten der Brodman Business SA geflossen sind, einer Off-Shore-Gesellschaft, die Mensdorff zugerechnet wird. Für mindestens 4,7 Millionen Euro davon hat der „Graf“ und BAE-Konsulent dringenden Erklärungsbedarf. Und dieser wird angesichts der Abwicklung der Geldtransfers nicht geringer: Nach profil-Recherchen bediente sich Mensdorff nämlich eines in der Schweiz ansässigen Investmentberaters mit österreichischem Pass, der offenbar aus Zürich anreisen musste, um namhafte Beträge durch Wien zu schleppen – bar im Handerl, sozusagen. Und nachdem die Millionen zuvor quer über den Globus verschoben worden waren.

Eine ungewöhnliche Vorgangsweise. Immerhin beharrt Mensdorff darauf, das Geld sei mitnichten dazu gedacht gewesen, Entscheidungsträger bei Rüstungsgeschäften zu korrumpieren. Vielmehr habe er bloß einem Verwandten namens Timothy Landon einen Gefallen erwiesen. Dieser – ein inzwischen verstorbener britischer Milliardär – sei an diversen Businessprojekten interessiert gewesen und habe ihn, Mensdorff, lediglich gebeten, für ihn die Investitionen abzuwickeln.
Alles ganz harmlos?

Doktor D. Das britische Serious Fraud Office (SFO), das seit Februar 2007 wegen Schmiergeldzahlungen gegen BAE und damit auch Konsulent Mensdorff ermittelt, ist anderer Meinung. Man geht offenbar davon aus, dass Mensdorffs ominöser Bargeldbote in der Causa eine zentrale Rolle spielt. In einem Hausdurchsuchungsbefehl, der vergangenen Herbst aufgrund eines Rechtshilfe­ansuchens der Briten von der österreichischen Justiz exekutiert wurde, wird der Mann ausdrücklich genannt: Bei der Razzia in den Wohn- und Büroräumen Mensdorffs sollten Unterlagen über Organisationen gesucht werden, „die das Geschäftsinteresse von BAE vertreten und in denen der Beschuldigte (Mensdorff, Anm.) oder Kurt D. (Name der Redaktion bekannt, Anm.) eine finanzielle oder sonstige Beteiligung haben“. Fast gleichzeitig mit der Razzia bei Mensdorff fand eine Hausdurchsuchung bei Kurt D. in der Schweiz statt. Inzwischen wird D. von der Wiener Staatsanwaltschaft im Verfahren als Beschuldigter geführt. Auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Über den Hintergrund des 58-Jährigen wissen auch die Ermittler nur rudimentär Bescheid. D. hat in Wien Jus studiert und 1974 promoviert. Danach absolvierte er eine Post-Graduate-Ausbildung an der renommierten Business School Insead in Fontainebleau und arbeitete in der Londoner Investmentbank der Schweizer Großbank UBS. Damit reißt, soweit sich das aus den spärlichen Informationen schließen lässt, die Reihe der klingenden Namen im Lebenslauf auch schon ab. In jüngerer Vergangenheit taucht er in Wirtschaftsdatenbanken vorwiegend im Zusammenhang mit so ge­nannten „Penny Stocks“ (also höchst spekulationsanfälligen ­Aktien mit extrem niedrigem Wert) auf.

Ab 2000 verdingte er sich offenbar als Treuhänder für Konten der Offshore-Gesellschaft Brodman, über die Timothy Landon und Mensdorff ihre unter Verdacht geratenen Finanztransfers abwickelten. „Herr Dr. Kurt D. wurde von der Brodman Business S.A. bereits im April 2000 mit deren Vertretung beauftragt“, teilte D.s Anwalt Christoph Dunst profil mit. Zu Landon, Mensdorffs Verwandten, „bestand zu keiner Zeit ein Dienst-, Vertrags- oder Auftragsverhältnis“.

Von D. erhofft sich die Staatsanwaltschaft nun weitere Aufschlüsse über den wahren Verwendungszweck der Gelder. Anwalt Dunst: „Herr D. wartet auf einen Einvernahmetermin.“