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50. Geburtstag: Lang lebe die Audio-Kassette

50. Geburtstag. Lang lebe die Audio-Kassette

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Das obenstehende Bilderrätsel ist diskriminierend. Menschen, die nach dem Jahr 1990 geboren sind, können den Zusammenhang zwischen den beiden abgebildeten Gegenständen nicht erkennen. Schließlich ging die Ära der Musikkassette (und damit auch des händischen Vorspulens mittels Bleistift) irgendwann in den 1990er-Jahren zu Ende - zumindest vorübergehend.

Zum 50. Geburtstag des liebenswürdigsten Audiomediums der Welt mehren sich die Anzeichen für eine sanfte Renaissance. Kein Wunder: Die Musikkassette ist absolut zeitgemäß. Als der niederländische Produktentwickler Lou Ottens im August 1963 bei der 23. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin die neue Errungenschaft seines Unternehmens Philips vorstellte, kam das einer Sensation gleich: Die neuartige, robuste Tonbandkassette im Zigarettenpäckchenformat (genaue Maße: 10,16 cm x 6,35 cm x 1,27 cm ) verhielt sich zu den bis dahin üblichen Tonbandspulen wie MP3 zur Schallplatte. Sie ermöglichte einfachstes Kopieren, billigste Produktion und problemlosen Diebstahl von Musik aus dem Radio (die entsprechenden Kopieren-tötet-die-Musik-Kampagnen waren auch damals schnell zur Hand). Nach dem CD- und MP3-bedingten Kassetten-Knick der vergangenen 15 Jahre wächst die Attraktivität der MC nun wieder deutlich: In den USA stiegen die Verkaufszahlen von Kassetten-Alben zwischen 2011 und 2012 um 645 Prozent (auf zugegeben immer noch bescheidene 200.000 Stück ); international bekannte Indie-Bands wie MGMT oder She & Him bringen ihre Musik wieder auf Kassette heraus; kleine Tape-Labels wie das Grazer Wilhelm Show Me The Major Label blühen weltweit; Sammler präsentieren ihre Bandkollektionen in Liebhaber-Blogs (siehe: Tapedeck.org ); auf der Onlinebörse Discogs.org werden aktuell fast 182.000 Bänder (teils zu echten Fantasiepreisen) gehandelt - und dass im westafrikanischen Pop ohne Musikkassetten sowieso nichts geht, das kommt auch nicht von irgendwo her (bestes Beispiel: Awesometapes.com ).

Bleibt die Frage: Wie bekommt man das Ding in sein iPhone hinein?

Sebastian Hofer