Miley Cyrus, Sado Maso Guitar Club, Danny Brown

Neue Alben: Miley Cyrus, Sado Maso Guitar Club, Danny Brown

profil unerhört. Die wichtigsten CDs der Woche

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Von Philip Dulle und Sebastian Hofer

Miley Cyrus: Bangerz (Sony Music)

Miley Cyrus, 20, manchen bekannt als pubertierendes Mädchen aus der TV-Serie Hannah Montana und als Sängerin (29 Millionen Facebook-Fans, 14 Millionen Follower auf Twitter), hat nun unter viel Getöse ihr neues Album veröffentlicht. „Bangerz“, produziert von Superstar-Macher Mike Will, inklusive der viralen YouTube-Hits „We Can’t Stop“ (über 220 Millionen Klicks) und „Wrecking Ball“ (über 180 Millionen Klicks), markiert nicht nur die Abnabelung vom einstigen Disney-Star-Image, sondern auch von ihren drei Vorgängeralben, von deren braven Country-Pop sie sich mittlerweile doch recht „disconnected“ fühlt. Für ihr aktuelles Album fährt sie folglich alles auf, was der aktuelle Superstarpop zu bieten hat: R&B á la Beyoncé und Rihanna, Lollypop-Pop aus dem Hause Katy Perry, Lady-Gaga-Inszenierung und „dirty south hip-hop”, wie Miley Cyrus ihre musikalischen „Twerking”-Versuche gerne nennt. Dass sich hinter der doch etwas dünnen Stimme ein gewisses Gespür für die Popmusik in Zeiten von Instagram-Fotos und Rebellinnentum verbirgt, darf man der neuen Popkönigin durchaus zugestehen. Oder wie es Miley Cyrus sagen würde: „I'm a female rebel, can't you tell?“ (7.2/10) Ph. D.

The Sado Maso Guitar Club: Sado Maso Guitar Club (Beatpop/Hoanzl)

Wer den Stones-Klassiker „Sympathy for the Devil“ covert, muss auch Rock’n’Roll spielen: Der Sado Maso Guitar Club, als loses Nebenprojekt der österreichischen Surf-Punk-Zerstreuer The Incredible Staggers gegründet, legt nach Ausflügen zu den Rock’n’Roll-Urvätern, nun sein zweites Album vor. Auf den konsequenten Wahnsinn der Hauptband reagiert die Band seit dem selbstbewusst betitelten Debüt „We Love You Too“ (2010) mit einem ruhigen, psychedelischen und durch die Musik-Geschichte mäandernden Gitarrenstrom. Dass es überhaupt zu einem zweiten Album kommen würde, war nicht geplant. Die Band hat in den letzten Jahren aber eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Auf ihrem zweiten Album führt man den eingeschlagenen Weg konsequent fort, spielt geerdeten Rock’n’Roll, zitiert bei den Großen, schrammelt frei assoziierend durch die Rock-Geschichte, nur um in letzter Konsequenz im hier und jetzt zu landen. So ist „Sado Maso Guitar Club“ ein Album, das so gar nicht nach österreichischer Musikschule klingt. Ein eigenwilliges, verschrobenes und eindringliches Stück Rockmusik; perfekt und spontan inszeniert. (7.9/10) Ph. D.

Danny Brown: Old (Fool’s Gold)

Die charmanteste Zahnlücke von Detroit raucht nach wie vor Joint nach Joint nach Joint und denkt sich immer noch die geilsten Reime darüber aus, wie man dann die Welt und das Leben als 32-Jähriger in Detroit so sieht. Das Besondere daran: Diese Weltsicht beschränkt sich nicht auf halbgares Rumhängen, stumpfes Abfeiern und beides Superfinden, sondern kommt zu tiefen emotionale Einsichten und klaren Visionen von einer Zeit, in der Rumhängen eine politische Kategorie ist und Abfeiern auch nur ein verschobenes Krisensymptom. „Old“ erschien dank ewiger Verzögerung mit einiger Vorschussskepsis im Rucksack, und es zeugt von Danny Browns Talent, wie locker er diesen Rucksack ausräumt und wieder neu anfüllt: mit prallem Leben, intensiven Tracks und Texten, die man sofort auswendig lernen wollen muss, Zeile nach Zeile nach Zeile. (9.2/10) S. Ho.

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