Sonne, Kies und mehr

Titelgeschichte. Offshore-Leaks: Wie Meinl, Grasser, Mensdorff & Co. ihr Geld in Steuerparadiesen versteckten

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David Chong weiß, was seine Kunden wünschen. Sicherheit. Diskretion. Zuverlässigkeit. Ein solides Geschäftsmodell bedarf natürlich auch eines entsprechenden Auftritts. Mister Chong ist Chairman der „Portcullis TrustNet Group of Companies“ mit Sitz in Singapur. Schon der Firmenname ist Programm: Portcullis ist der englische Ausdruck für die eisernen Fallgitter zur Sicherung mittelalterlicher Burgen. Erst recht das Signet. Ein stilisiertes Gitter, flankiert von einem Löwen des britischen Empire und einem asiatischen Tiger. Portcullis bezeichnet sich selbst als Asiens größten, bankenunabhängigen Anbieter spezieller Finanzdienstleistungen für wohlhabende Kunden. Auf der Portcullis-Homepage prahlt David Chong mit der mehr als zwanzigjährigen Erfahrung im Umgang mit Geld. Und nennt auch gleich die sechs elementaren Regeln eines Geschäftsmodells, das sich an all jene richtet, die „ihr Business oder ihre persönlichen Angelegenheiten globalisieren wollen“: 1) individuelle Betreuung; 2) Expertise; 3) Rechtssicherheit; sowie 4) eine kostengünstige und 5) steuerschonende Struktur, die 6) einfach zu nutzen ist. Die Zielgruppe: vermögende Privatpersonen, Investmentberater und -manager, Privatbanken – und: Philanthropen.

Tatsächlich ist Portcullis nichts anderes als ein so genannter One-Stop-Shop für Steuerflüchtlinge und alle, die es noch werden wollen. Wer viel Geld hat und dieses nicht mit dem Staat zu teilen gedenkt, dem liefern Chong und Kollegen maßgeschneiderte Lösungen für die Verbringung von Vermögen in Steueroasen. Konsequenterweise ist Portcullis neben Singapur an Plätzen vertreten, die längst nicht nur Postkartenidylle bieten: Britische Jungferninseln, CaymanIslands und Cook Islands, Mauritius, Seychellen, Samoa.

Seit wenigen Tagen hat die Gesellschaft ein echtes Problem. Portcullis wurde seiner Existenzgrundlage beraubt: der Diskretion. Donnerstag vergangener Woche veröffentlichten Journalisten in 46 Ländern zeitgleich das Ergebnis intensiver Recherchen. Unter dem Schlagwort „Offshore-Leaks“ holten Medien wie „Washington Post“, „Le Monde“, „El Pais“, „Süddeutsche Zeitung“, BBC oder der NDR zu einem in dieser Form historisch beispiellosen Schlag gegen Steuerflüchtlinge rund um den Globus aus – und deren Fluchthelfer.

Lesen Sie die Titelgeschichte von Gernot Bauer, Ulla Kramar-Schmid, Edith Meinhart und Michael Nikbakhsh in der aktuellen Printausgabe oder in der profil-iPad-App.