Opposition

Opposition: Im Aufwind

Trübe Aussichten für Schüssel

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Wären am kommenden Sonntag Nationalratswahlen, wäre Rot-Grün zusammen stärker als Schwarz-Blau bei den letzten Nationalratswahlen. Die SPÖ käme nach einer vom Institut für strategische Markt- und Meinungsforschung (ISMA) im Auftrag von profil vergangene Woche durchgeführten Umfrage derzeit auf 41 Prozent, die ÖVP auf 36 Prozent, die Grünen würden mit 13 Prozent an den Freiheitlichen, die auf acht Prozent abstürzen, regelrecht vorbeistürmen.
Im Vergleich zur letzten profil-Umfrage vom Juli heurigen Jahres haben die Koalitionsparteien damit weiter abgebaut. Gemeinsam kämen Sozialdemokraten und Grüne derzeit auf 54 Prozent und damit auf zwei Prozentpunkte mehr, als die aktuelle Koalition beim Wahlgang im November vorigen Jahres erreichen konnte.
Noch dramatischer für ÖVP und FPÖ entwickeln sich die Werte bei den Koalitionspräferenzen. Nur mehr sechs Prozent der Österreicher wünschen sich laut profil-Umfrage eine schwarz-blaue Bundesregierung. Die größte Zustimmung erzielt derzeit ein Comeback der viel kritisierten großen Koalition aus vergangenen Jahren: 38 Prozent der Bevölkerung favorisieren ein Bündnis von Volkspartei und Sozialdemokraten. 29 Prozent votieren für Rot-Grün, 18 Prozent für ein Bündnis zwischen Volks- und Ökopartei.
Fazit von ISMA-Chef Karl Spitzenberger: „Die Landtagswahlen in Tirol und Oberösterreich waren nur eine Art Initialzündung. Die Aussichten für die Freiheitlichen werden sich aufgrund ihres schwachen Profils und der mangelnden Qualifikation ihres Personals weiterhin verschlechtern.“ Dies berge die Gefahr, „dass die schwachen Leistungen der FPÖ langsam auch auf die ÖVP abzufärben beginnen“, so Spitzenberger.
Denn das Verlierer-Image der FPÖ verfestigt sich laut ISMA-Umfrage immer stärker: 85 Prozent der Österreicher glauben, dass die Stimmung für die Freiheitlichen derzeit negativ ist. Die Blauen befinden sich also weiter auf einer Abwärtsspirale. Ein Erholung ist nicht in Sicht.
Wer die Schuld für die dramatischen Verluste der Freiheitlichen in den vergangenen Jahren und bei den jüngsten Wahlgängen in Tirol und Oberösterreich trägt, ist laut Umfrage eindeutig: 60 Prozent der Österreicher machen den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider für die Niederlagenserie verantwortlich, nur 14 Prozent den amtierenden FPÖ-Obmann Herbert Haupt. 34 Prozent der Österreicher sind der Ansicht, die Regierungsbeteiligung der FPÖ sei die eigentliche Ursache für den Verfall.
Die Liste der beliebtesten Politiker wird in der profil-Umfrage von Erwin Pröll angeführt. 69 Prozent der Österreicher haben vom niederösterreichischen Landeshauptmann eine gute Meinung. Auf den Plätzen folgen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen und ex aequo Benita Ferrero-Waldner und Heinz Fischer.
Kopfschmerzen dürfte der Außenministerin allerdings die Stimmungslage in der Bevölkerung in der Frage des nächsten Bundespräsidenten bereiten. Käme es derzeit zu einer Stichwahl zwischen Ferrero-Waldner und Fischer, hätte der Zweite Nationalratspräsident mit 52 zu 40 Prozent die Nase deutlich vorn. Spitzenberger: „Auffallend ist, dass Ferrero-Waldner vor allem bei den Jüngeren zurückliegt.“
Wolfgang Schüssel kann sich angesichts des trüben Gesamtbildes für die Koalition mit seinen persönlichen Werten trösten: Bei einer Direktwahl des Bundeskanzlers würden 30 Prozent für Schüssel votieren. Allerdings haben Alfred Gusenbauer und Alexander Van der Bellen mit jeweils 26 Prozent Zustimmung deutlich aufgeholt. Dass Herbert Haupt dereinst Regierungschef wird, wünschen sich hingegen nur vier Prozent.