Cyberama: Thomas Vašek

Cyberama von Thomas Vašek Apple: Perfekte Langeweile

Apple: Perfekte Langeweile

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Sensationelle Neuheiten hat Apple derzeit nicht zu bieten. Was Tim Cook und Kollegen vergangene Woche auf der Entwicklerkonferenz WWDC vorgestellt haben, klingt auf den ersten Blick sogar ziemlich langweilig. Ein optisch neu gestaltetes Mobilbetriebssystem (iOS 7), die nächste Version von Mac OS X, der Musik-Streaming-Dienst iTunes Radio, Siri fürs Auto, ein neues MacBook Air und ein Mac Pro für den Desktop, der die Form eines Zylinders hat - das nächste "große Ding“ sieht sicher anders aus. Man könnte sich im Eindruck bestärkt fühlen, dass Apple der Konkurrenz derzeit hinterherläuft. Alle reden von Google Glass, und die Top-Smartphones von Samsung sind heute schon besser als das iPhone. Ich habe an dieser Stelle schon prognostiziert, dass Apple untergehen wird. Meine Meinung hat sich nicht geändert. Aber die Entwicklung von Apple lässt sich auch aus einem anderen Blickwinkel sehen.

Das Genie von Steve Jobs bestand weniger in seinem revolutionären Erfindergeist, als in seinem obsessiven Perfektionismus. Man kann Apple heute vorwerfen, keine bahnbrechenden Innovationen - wie Google mit seiner visionären Datenbrille - zu liefern. Andererseits muss man zugeben: Die Produkte von Apple sind immer noch die ausgereiftesten, nutzerfreundlichsten Produkte auf dem Markt. Und kein anderer Hersteller hat es geschafft, seine Geräte derart perfekt in ein "Ökosystem“ einzubetten, von iTunes bis zum Appstore. Ob einem die geschlossene Apple-Welt sympathisch ist oder nicht: Es ist eine Welt, die in sich perfekt funktioniert. Und Apple tut gut daran, diese Welt vorsichtig auszubauen, statt sie radikal umzukrempeln. Aber die Strategie hat eine Achillesferse: Wenn Apple-Geräte plötzlich "unsexy“ werden, hilft auch ihre Perfektion nicht mehr. Langeweile kann eine Zeitlang durchaus erfolgreich sein, weil sie Verlässlichkeit vermittelt. Aber irgendwann wird es, nun ja, einfach langweilig.

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