Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Die Grippe. Das Schwein!

Die Grippe. Das Schwein!

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Es gibt natürlich schon mehrere Möglichkeiten. Nur eine nicht: dass das alles Zufall sein soll. Es wäre nicht das erste Mal, dass den Amis was ausgekommen ist aus ihren Geheimlabors in Area 51. Irgendwas außerirdisch Mutiertes, das sie gern einmal in einem Feldversuch erproben täten. Wie Aids. Oder Ebola. Oder der Fußpilz, den mir letztes Jahr ein entmenschter CIA-Agent in der Pratersauna angehängt hat.

Oder es war der Mossad. Wieder einmal. Höchst glaubwürdige Blogger aus Pakistan, Libyen und Jemen berichten unabhängig voneinander, aber vollkommen übereinstimmend, dass am Tag des Schweinegrippenausbruchs 3000 Juden nicht an ihren Arbeitsplätzen auf mexikanischen Schweinefarmen erschienen sind.

Das hatten wir doch schon einmal. Al Kaida käme theoretisch natürlich auch infrage. Weil, warum: Haben wir etwa eine Lammgrippe? Oder gar eine ­Kamelgrippe? Nein, es trifft kein Tier, das mit dem Musel­manen praktisch in einer WG lebt, sondern ausgerechnet ­eines, das wie kein anderes mit dem christlichen Abendland verbunden ist. Andererseits muss man natürlich stark bezweifeln, dass diese bärtigen Troglodyten irgendeinen Zugang zu biologischen Kampfstoffen haben. Außer, sie essen Bohnensuppe.

Aber irgendwer von denen, die es immer sind, muss es auch diesmal gewesen sein. Die Illuminaten. Die Bilderberger. Scientology. Das ist ja überhaupt der erschreckendste Gedanke von allen: Tom Cruise könnte gerade, in dieser Sekunde, versuchen, die Weltherrschaft an sich zu reißen!
Oder es handelt sich bei der Schweinegrippe in Wahrheit um ein neues Konjunkturpaket, das sich die G20 heimlich ausgeschnapst haben. Zuerst die Aber- und Abertrilliarden für die Banken. Dann jede Menge Kohle für die Autoindus­trie, damit ihre Manager mit dem Privatjet zur Konkurseröffnung fliegen können. Und weil man jetzt den Steuerzahlern schlecht verklickern kann, dass sie auch noch für die Pharmamultis zahlen sollen, lässt man halt einfach ein Virus fliegen, macht allen tüchtig Angst – und wir steigern die Umsätze ganz von selber! Die Tamiflu-Vorräte, die angelegt wurden, als vor ein paar Jahren die Schwäne plötzlich Halsweh bekamen, laufen schließlich bald ab. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Und, Hand aufs Herz: Wen kümmert es darüber hinaus auch noch groß, dass er demnächst arbeitslos und von der Hyperinflation um sein gesamtes Erspartes gebracht werden wird, wenn er sich vor einer Krankheit fürchten muss, die von Rechts wegen nur sein Schnitzel dahinraffen sollte? Eine klassische Win-win-Situation also.

Wobei, ich persönlich hätte ja auch die Grünen in Verdacht. Weil die … nun, so halt. Ich will diese fundierte Analyse aber jetzt nicht mit persönlicher Meinung verunreinigen. Mich kriegen sie jedenfalls nicht klein. Meinetwegen können sie mir die Beulenpest auch noch schicken – ich halte in meinem Keller sechs Monate durch. Völlig autark. Wenngleich ich einräumen muss, dass ich unter solchen Umständen bei der Trinkwasserversorgung doch fallweise auf Eigenurin zurückgreifen müsste.

Man muss jetzt halt noch ein wenig mehr auf der Hut sein. Ich habe mir deshalb zusätzlich zu meiner Wirtschaftskrisen-Grundbewaffnung – Elektroschocker, Pfefferspray und Gummiwurst – am Flohmarkt eine Hellebarde gekauft. Die ist zwar im Nahkampf zugegebenermaßen ein bisschen unhandlich, aber damit kann man sich den verzweifelten Nachbarn, der vor der Tür des Schutzraums steht und nunmehr nicht nur an den dehydrierten, weltraumerprobten Leberkäse, der 20 Jahre hält, heranwill, sondern auch an die Tami­flu-Vorräte, weit genug vom Leib halten, um von ihm nicht kampfunfähig geniest zu werden.
Sofern der Nachbar nicht unsportlich war und sich in der Zwischenzeit – möglicherweise noch dazu ausgerechnet am Mexikoplatz! – eine Smith & Wesson besorgt hat.

Allerdings müsste er ohnehin erst über den Seuchenteppich drüber, den ich vorsichtshalber schon jetzt am einzigen Durchgang, der zwischen den sechs Meter hohen Thujen noch geblieben ist, ausgelegt habe. Der Briefträger meint zwar, er sei wohl offenbar gegen Essigsäure und Formalin irgendwie allergisch, aber ich bin mir sicher, dass es für die zugegebenermaßen mittelschwer widerlich anzusehende Ablösung eines Drittels seiner Haut eine andere Erklärung geben muss.

Wenn dann der Pfarrer endlich mein Post-Partner geworden ist, wird das sicher wieder einfacher. Der hat schließlich keine Gewerkschaft, die glaubt, das Leben sei ein einziges Wunschkonzert. Andererseits kommt der mir dann sicher mit „Strafe Gottes“ oder so was. Dabei gibt es für das alles, für den ganzen stinkenden Sumpf, in dem wir uns gerade befinden und der uns langsam, aber sicher nach unten zieht, eine durchaus irdische Erklärung.
Man muss sie nur sehen wollen. Und als denkender Mensch dann auch die Konsequenzen daraus ziehen. Und genau das werde ich jetzt tun: Ich wähle bei der EU-Wahl die FPÖ.

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