Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Die anderen Menschen des Jahres

Die anderen Menschen des Jahres

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Nicolas Sarkozy
Nachdem zwar mit hoher, aber doch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgegangen werden kann, dass Sarkozy 2009 Carla Bruni mit Giselle Bündchen betrügen und Angela Merkel eine schlecht gekleidete Ossi-Transuse nennen wird, bei der sogar Silvio Berlusconis Viagra versagt, kommt der französische Präsident diesmal noch nicht über den Kreis der „engeren Wahl“ hinaus. Aber es ist ja noch nicht aller Jahre Abend.

Heidelinde Totholz
Die österreichische Parade-Kugelstoßerin hat nach ihrem 24. Platz bei der Universiade in Ulan-Bator nicht nur das Zeug dazu, die von der Champions League hinterlassene Lücke im ORF zu füllen, sondern auch – nachdem die Schweizer plötzlich wieder beim Skifahren gewinnen und unser Fußball-Nationalteam immer noch unser Fußball-Nationalteam ist – zur Sportikone aufzusteigen. Und zwar – wie es in Österreich in letzter Zeit ja schon lieb gewonnene Tradition ist – durch und durch sauber. Solche Vorbilder brauchen wir gerade in Zeiten der Krise ganz dringend.

Michael Jeannée
Der alte Haudegen, der seinem Stil seit seinen Anfängen in der Keilschrift unbeirrt treu geblieben ist, stellt für 2009 in Aussicht, sich komplett neu zu erfinden: Er denkt an die Anschaffung eines Wörterbuchs und plant weiters, heuer noch den gesamten Buchstaben A durchzuarbeiten. Diese gewaltige Anhäufung – und möglicherweise sogar partielle Verwendung – eines mehr oder minder komplett neuen Wortschatzes ist allerdings mit seinem Herausgeber nicht abgesprochen und birgt daher für den mutigen Frontschreiber ein kaum zu unterschätzendes Risiko in sich.

Mario Canori
Der Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler behauptet, Canori habe für seinen fliegenden Wechsel vom BZÖ zur FPÖ, für die er als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl ins Rennen geht, 200.000 Euro erhalten. Das sind an sich ja durchaus übliche Ablösesummen für Spielmacher – in der Regionalliga. Canori muss 2009 trachten, seinen Marktwert wesentlich zu steigern. Sollte er beim Rückwechsel zum BZÖ nicht wenigstens eine Million wert sein, sähen wir uns leider gezwungen, ihn nächstes Jahr nicht auf die Shortlist zu nehmen.

Alfons Untermüller
Der rüstige Frühpensionist aus dem burgenländischen Kleinzicken gab zu Silvester völlig überraschend bekannt, im neuen Jahr seine Unterwäsche nicht mehr wöchentlich, sondern alle sechs Tage zu wechseln. Nachdem nicht auszuschließen ist, dass Untermüller hiemit einen Trend lostritt, dessen Auswirkungen auf den sozialen Frieden in Österreich nicht hoch genug einzuschätzen wären, hat er sich seinen Platz knapp hinter Obama redlich verdient.

George W. Bush
Der umsichtige Texaner mit den Beliebtheitswerten einer eitrigen Angina ist in drei Wochen nicht mehr US-Präsident. Kann man mehr von ihm verlangen?

Christine Marek
Die neben Reinhold Lopatka einzige Staatssekretärin des Kabinetts Gusenbauer/Molterer, die ihren Job behalten durfte, hat es im vergangenen Jahr geschafft, ihren Bekanntheitsgrad um sagenhafte 100 Prozent zu steigern – sie hat nunmehr auch ihren anderen Nachbarn persönlich kennen gelernt. Sollten die beiden Herrschaften Ende 2009 noch dazu wissen, wofür Frau Marek zuständig ist, muss sich ­Obama bei der nächsten „Mensch des Jahres“-Wahl schon gehörig warm anziehen.

Alfred Gusenbauer
Für ihn gilt einerseits Ähnliches wie für George W. Bush – andererseits aber auch wieder nicht. Denn durch seinen sensationellen Wechsel in einen internationalen Top-Job – dem Vernehmen nach stach Gusenbauer im Rennen um die Position des Europareferenten der niederösterreichischen Arbeiterkammer einen nach einer Umschulung beim AMS hoch qualifizierten Bewerber aus dem Mostviertel aus – ist sichergestellt, dass man auch weiterhin vom Ex-Kanzler hören wird. Sofern man in der Nähe der AK wohnt und ab und zu das Fenster offen hat.

Edeltraut Wögerer
Die Schwägerin von Elisabeth Engstlers Friseurin gilt am Küniglberg als die Top-Favoritin für die nächste Staffel von „Dancing Stars“. Nachdem von ihrer Strahlkraft und der durch sie generierten Quote möglicherweise Wohl und Wehe der gesamten ORF-Führungsmannschaft abhängen, kann man nur gespannt sein, wie die Feng-Shui-Beraterin aus Lang­enzersdorf mit dem enormen Druck umgehen wird. In einer ersten Stellungnahme meinte sie jedenfalls einmal cool: „Mir doch wurscht. Ich schließ die Augen und tu es für Alex.“

Ioan Holender
Hätte unsere Wahl beinahe gewonnen – als allerdings kurz vor Redaktionsschluss bekannt wurde, dass er heuer den von ihm gestifteten Ioan-Holender-Award, mit dem alljährlich der beste Ioan Holender weltweit ausgezeichnet wird, bereits zum siebenten Mal en suite erhält, nahmen wir schweren Herzens von einer weiteren Ehrung Abstand. Andere sollen auch einmal eine Chance haben.

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