Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Fragen Sie Frau Erna!

Fragen Sie Frau Erna!

Drucken

Schriftgröße

Liebe Frau Erna,
nachdem unsere Verschrottungsprämie so ein durchschlagender Erfolg ist, denken wir auch noch über andere, mindestens ebenso intelligente und nachhaltige Möglichkeiten zur Ankurbelung von krisengeschüttelten Branchen nach, die ihre Hausaufgaben gemacht und halt einfach eine stärkere Lobby als andere haben. Wie stünden Sie als Expertin eigentlich zu einer „Gieß doch einfach Wasser in deinen schiachen alten Fernseher“-Prämie?
Neugierig
Ihr Josef Pröll

Lieber Herr Finanzminister,
im Ansatz geht Ihr Vorschlag durchaus in die richtige Richtung – allerdings könnte man mit ein wenig gutem Willen sicherlich noch bessere Möglichkeiten finden, Steuergeld so sinnlos wie möglich zu verbraten, nur um den Anschein zu erwecken, man trotze der Krise wie ein Einser. Haben Sie schon einmal über eine „Fackel dein Haus gleich vor der thermischen Sanierung ab“-Sonderunterstützung nachgedacht? Da wäre der volkswirtschaftliche Effekt sicher noch um einiges beeindruckender. Aber, was red ich da: Sie werden das schon machen!
Herzlichst
Ihre Frau Erna

Geschätzte Frau Erna,
Ihrem letzten Ratschlag folgend, habe ich mir nunmehr auch einen Seitenscheitel auf meinen Charakterkopf betoniert, der Heinz Prüller das Wasser in die Augen treiben würde. Weiters nenne ich mich nur mehr „Helmut Elsner I.“. Genützt hat es bisher nichts, ich dunste immer noch im Häfen. Was bitte soll ich denn noch tun, damit man mich auch rauslässt?
Ratlos
Helmut Elsner

Sehr geehrter Herr Elsner,
ich räume ein, dass ich in dieser Frage auch nicht wirklich weiterweiß. Wobei, eine Möglichkeit gibt es vielleicht doch noch. Ich wage ja kaum, es Ihnen vorzuschlagen, aber: Sie könnten sich bei Facebook als zweiter Freund von Karl-Heinz Grasser eintragen! Mir ist natürlich klar, dass es sich hiebei schon wegen der Blicke und des Getuschels, wegen der sozialen Ächtung, der man durch so ein Bekenntnis unweigerlich ausgesetzt wird, nur um das allerletzte Mittel handeln kann. Aber verzweifelte Situationen erfordern eben verzweifelte Maßnahmen.
Toi, toi, toi
Ihre Frau Erna

Liebe Frau Erna,
da ich mich demnächst nach einer wahnsinnig tollen und unglaublich erfolgreichen Zeit als Abziehbild bei Meinl – der Chefredakteur der „Financial Times“ soll sogar, als man ihm kürzlich meinen Namen genannt hat, sofort eine Augenbraue hochgezogen haben – vollkommen freiwillig aus meiner Funktion zurückziehen werde und es Fiona nicht und nicht schafft, mich in irgendeinen höllisch gut bezahlten und mit keinerlei Arbeit verbundenen Job bei Swarovski reinzudrücken, möchte ich Ihre viel gelesene Seite benützen, um der Welt lauthals zuzurufen: Ich bin zu haben! Die Branche ist mir eigentlich egal, soferne es sich um total coole Hochfinanz handelt – und die Boni stimmen.
Freudig erregt
Ihr Karl-Heinz Grasser

Sehr geehrter Herr Grasser,
wie mir zu Ohren gekommen ist, sucht der „Wolfgang-Schüssel-Fonds zur Steigerung des Hybrisgrads dynamisch frisierter Gebrauchtwagenhändler mit mittelschwer verhaltens-auffälligen Gattinnen“ einen …, äh, Portier. Nachdem Sie aber, wie alle Welt weiß, auch den schönen Künsten sehr zugetan sind, könnte ich Ihnen eventuell auch den Posten des zweiten Triangelspielers in der Hansi-Hinterseer-Coverband vermitteln. Dienstort wäre praktischerweise Kitzbühel – und Sie bringen ja wirklich alles mit, was man so braucht, um in der grundehrlichen Schlagerbranche erfolgreich zu sein.
Auch freudig erregt
Frau Erna

Sehr geehrte Frau Erna!
Hiemit protestiere ich aufs Schärfste gegen Ihre Ernennung zur Briefkastentante. Diese war skandalöserweise nicht mit der Türkei akkordiert. Nachdem Sie sich im Karikaturenstreit mit Dänemark nicht auf die Seite der Wahrheit und des Lichts gestellt haben, sind Sie keinesfalls geeignet für diese verantwortungsvolle Position. Weiters lehnen wir aus demselben Grund die Ernennung von Hans Krankl zum LASK-Trainer, den Aufstieg von diesem Inder in die nächste Runde von „Dancing Stars“ und die Wahl von Herrn Alois Brummhuber zum Vorsitzenden des Kleingartenvereins Stadlau kategorisch ab. Sollte Ihr Christenklub nicht umgehend auf unsere Linie einschwenken, sähen wir uns leider gezwungen, den Beitritt der EU zur Türkei gründlich zu überdenken. Und außerdem machen wir dann in die Nabucco-Pipeline einen Doppelknopf. So.
Hochachtungsvoll
Recep Tayyip Erdogan

Sehr geehrter Herr Erdogan!
Ja. Eh.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Erna

[email protected]