„Naturwidrige Gelüste“

BZÖ-Politiker Martin Stiglmayr: Wüste Ausritte gegen Lesben und Schwule

Aktuell. BZÖ-Politiker Martin Stiglmayr: Wüste Ausritte gegen Lesben und Schwule

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„Wir bringen euch nicht um, wir lassen euch, wie ihr seid. Im Unterschied zu manchen islamistischen Ländern, dort werdet ihr nämlich umgebracht. Aber was ist euer Dank dafür, dass wir euch leben lassen? Euer Dank ist, ihr wollt immer mehr“: Das ist nur ein Zitat aus einer Rede des stellvertretenden niederösterreichischen BZÖ-Parteiobmanns Martin Stiglmayr, die jetzt für einen Eklat innerhalb der eigenen Partei sorgt. Der Politiker, zugleich stellvertretender Obmann des Vereins „Väter ohne Rechte“, hielt am Rande der Regenbogenparade am 15. Juni dieses Jahres am Wiener Stephansplatz eine Ansprache, in welcher er verbal gegen Lesben und Schwule ausritt.

„Plattform Familie“
Die Kundgebung („Marsch für die Familie“) war von der „Plattform Familie“ initiiert (dahinter stehen erzkonservative Gruppierungen wie Pro Vita, die Christen-Allianz oder Liga für Sozialhygiene) und von einer lautstarken Gegendemonstration („Halt-die-Schnau-ze!“) begleitet worden.

Stiglmayr im Wortlaut: „Diese Menschen hier, die Gegendemonstration, die wollen uns weismachen, dass etwas normal sei, was gar nicht normal ist. Alle diese Menschen haben nur ein Glück. Sie leben in einem Land, das ihnen die Freiheit gibt, diese naturwidrigen Gelüste, diese Abnormalität auch leben zu können.“

Und weiter: „Wacht auf, ihr Familien! Wacht auf, Väter und Mütter. Kämpft mit uns gegen die Zerstörung unserer Gesellschaft. Wir kämpfen um unsere Kinder, die ihr uns wegnehmen wollt. Es gibt kein Recht auf ein Kind, aber es gibt ein Recht des Kindes auf einen Vater und eine Mutter. Es gibt ein Recht des Kindes, so aufzuwachsen, wie es die Natur vorgesehen hat, mit Mann und Frau. Euer Glück sind unsere feigen Parteien, euer Glück ist eine feige Kirche, die nicht den Mumm hat, euch euren Irrtum klarzumachen. Euer Glück sind willfährige Medien, in die ihr eure Lesben und Schwulen eingeschleust habt und die immer für euch schreiben.

„Unsere Kinder schützen”
Stiglmayr scheut auch einen – etwas wirren – Vergleich mit der NS-Zeit nicht: „Schon vor 70 Jahren hat es solche Dinge gegeben, und alle haben zugeschaut. Keiner hat sich zur Wehr gesetzt. Deswegen gibt es aus dieser Zeit auch weniger Helden und Heldinnen und viel mehr Mitläufer und Mitläuferinnen. Helfen Sie, schauen Sie nicht zu, werden Sie zu einem Held. Wir müssen unsere Kinder schützen, wir müssen sie schützen vor der Gewalt der Homosexuellen. Wir müssen dafür sorgen, dass der Intoleranz der Homosexuellen eine Grenze gesetzt wird.“

Der Mitschnitt seiner Rede wurde am 17. Juni über die Online-Plattform cultural broadcasting archive des Verbands Freier Radios ins Netz gestellt und ist unter http://cba.fro.at/111741 abrufbar.

Gegenüber profil online erklärt Stiglmayr, Büroleiter von BZÖ-Bürgeranwalt Ewald Stadler und dessen Stellvertreter in Niederösterreich, er habe die Aussagen in seiner Funktion als stellvertretender Obmann des Vereins „Väter ohne Rechte“ getätigt – nicht als BZÖ-Politiker: „Das war meine Privatmeinung. Ich halte nichts von Meinungsdiktatur, wir leben in einer Demokratie.“ Die Organisation Pro Vita habe ihn eingeladen, eine Ansprache „für die Rechte von Kindern“ zu halten, dieser Einladung habe er Folge geleistet.

Erst vor wenigen Wochen hat sich der steirische BZÖ-Obmann Gerald Grosz mit seinem langjährigen Lebensgefährten verpartnert.