Hurrikan "Sandy" und das geteilte Land
Text und Fotos: Anna Goldenberg, New York
An der vornehmen New Yorker Upper West Side merkt man am Tag, nachdem Sturm Sandy über die US-Ostküste tobte, wenig von der Katastrophenstimmung. Es sieht mehr nach verlängertem Wochenende aus: Menschen tummeln sich entlang des Broadways, weil das öffentliche Verkehrssystem eingestellt wurde, und deshalb Schulen, viele Geschäfte, und nicht zuletzt die New Yorker Börse geschlossen blieben. Kinder patschen durch Pfützen, entwurzelte Bäume werden mit iPhones fotografiert.
Südlich der 34. Straße, in Lower Manhattan, trifft man auf eine andere Welt: Die Stromversorgung ist unterbrochen, Keller überflutet und Häuserfronten zerstört. Während untertags Feuerwehrmänner überschwemmte Gebäude, U-Bahnstationen und Tunnels auspumpen, patroullieren in der Nacht Polizisten durch die stockfinsteren Straßen. Einige Restaurants und Geschäfte halten mittels Generatoren und Gas den Betrieb aufrecht.
Einheimische sprechen von "zwei New Yorks" innerhalb Manhattans: dem hell erleuchteten Norden und dem Süden, der im Dunkel liegt. Tage oder sogar Wochen kann es dauern, bis das Stromnetz repariert, und die Millionenmetropole wieder vereint wird.