Schreiben Sie Literatur, Herr Stermann?

Literatur. Dirk Stermann über seinen neuen Roman „Stoß im Himmel“

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Interview: Wolfgang Paterno

profil: Ihr neuer Roman „Stoß im Himmel“ ist in verhältnismäßig kurzer Zeit entstanden. Fällt Ihnen das Schreiben leicht?
Stermann: Nein. Ich komme zeitbedingt nur im Sommer dazu. Ver­gangenes Jahr fing ich das Buch zu schreiben an, heuer war es fertig.

profil: Nach dem Bestseller „6 Österreicher unter den ersten 5“ (2010) ist „Stoß im Himmel“ Ihr zweiter Roman. Ist in Ihrem Pass neben TV-Moderator und Kabarettist inzwischen auch „Schriftsteller“ als Beruf vermerkt?
Stermann: „Schriftsteller“ klingt in meinen Ohren nach wie vor seltsam. Jüngst traf ich Peter Turrini bei einem Abendessen. Turrini erkundigte sich ganz ernsthaft danach, wie denn mein Arbeitstisch aussehe, ganz so, als sei ich ein Literat.

profil: Entsteht an Ihrem Schreibtisch Literatur?
Stermann: Es entstehen Bücher. Ich bin da sehr vorsichtig. Literaten beschäftigen sich deutlich mehr mit Sprache – zumindest auf andere Weise. Was ich mache, fällt wohl unter die Rubrik „Popliteratur“, geschrieben von Menschen, die nicht vom Fach sind, die aufgrund ihrer Semibekanntheit publizieren.

profil: Wollten Sie als Kind nie Autor werden?
Stermann: Und wie! Ein Teil von „Stoß im Himmel“ basiert auf Notizen, die ich mit 20 während eines Spitalsaufenthalts unter Fieberschüben angefertigt habe. Damals dachte ich, das sei Literatur. In meinem damaligen Tagebuch findet sich wiederholt der Satz: „An Ludger Gluske weiterarbeiten!!!“

profil: Wurde das Buch je veröffentlicht?
Stermann: Ich schickte das Manuskript an Verlage und erhielt, völlig zu Recht, drei Absagen. Schön ist, dass Ludger nun als Teil von „Stoß im Himmel“ seinen Auftritt hat.

profil: In „Stoß im Himmel“ schreiben Sie, im Wiener Allgemeinen Krankenhaus seien 123 Liftanlagen installiert. Recherchieren Sie?
Stermann: Ja. Es wird recherchiert, aber schleißig. Sobald mir eine bestimmte Information gefällt, forsche ich nicht länger nach.

profil: Ist es denkbar, dass Sie in der Pension, angetan mit Strickjacke und Filzpantoffeln, sich nur mehr Ihren literarischen Aufgaben widmen werden?
Stermann: Absolut. Kürzlich fragte ich jedoch einen Mitarbeiter unserer Agentur, ob er sich vorstellen könne, dass ich bis kurz vor meinem Tod Kabarettist bleibe. Er bejahte die Frage. Entweder glaubt er, dass mein Tod nah bevorsteht – oder dass ich tatsächlich, wie Lukas Resetarits, mein Leben lang als Kabarettist weiterarbeiten werde. Wenige Auftritte, viel Zeit am Schreibtisch verbringen, ohne Strickjacke und Pantoffeln: Das ist eigentlich eine durchaus angenehme Vision.

Zur Person
Dirk Stermann, 47, ist Kabarettist, Schauspieler, Autor und Radiomoderator. Mit Langzeitberufspartner Christoph Grissemann moderiert er die TV-Show „Willkommen Österreich“. „Stoß im Himmel“ (Ullstein, 336 S., EUR 19,60) erscheint am 8. März.