Falsche Angaben von Bootseignern am Wörthersee

Affäre. Bereits 35 Selbstanzeigen bei Steuerbehörde

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Eine standesgemäße Motor­yacht gehört zur Pflichtausstattung der Schickeria. Zulassungen sind ein begrenztes Gut – die Kärntner Schifffahrtsbehörde vergibt exakt 338 Privatlizenzen. Und diese sind nicht billig. Als im Frühling des Vorjahrs der Besitz des AvW-Finanzjongleurs Wolfgang Auer-Welsbach vom Masseverwalter versteigert wurde, erzielte dessen Motorboot samt Lizenz 347.000 Euro. Das Boot selbst spielte bei dem Deal eine untergeordnete Rolle. Der Wert der Boesch Marine wurde gerade einmal mit 40.000 Euro taxiert. Wer sich am Wörthersee also ein schmuckes Gefährt samt Lizenz leisten kann, für den sollte die an der Motorleistung gemessene Motorbootabgabe eigentlich kein Problem mehr darstellen. Eigentlich.

Wie aus einer anonymen Anzeige an das Amt der Kärntner Landesregierung vom Juli 2012 hervorgeht, dürfte es unter den Vermögenden jedoch Usus gewesen sein, die Motorausstattung ihrer Flitzer bei der Zulassung viel zu niedrig anzugeben – um sich so die jährlich anfallenden Steuern zu sparen. Nun werden alle Zulassungen der letzten 15 Jahre überprüft. Laut Kärntner Motorbootabgabegesetz sind pro Monat und Kilowatt Motorleistung 1,38 Euro zu entrichten. Je stärker der Motor, desto höher die Steuer. Es sei denn, der Bootshändler übermittelt der Zulassungsstelle falsche Daten.

profil liegt ein solcher Fall vor. Ein Wiener Fondsmanager hat beim Amt der Kärntner Landesregierung eine sechs Meter lange Mastercraft Prostar 197 für die Nutzung am Wörthersee registrieren lassen. Das Boot bringt es auf stattliche 350 PS (257 Kilowatt) Leistung. Dafür wären jährlich rund 4200 Euro an Motorbootabgabe fällig. Im Zulassungsschein sind unter dem Punkt „Antriebsleistung“ allerdings bloß magere 171 Kilowatt vermerkt. Die Steuer wurde mit rund 2800 Euro festgelegt – ergibt eine Steuerersparnis von 1400 Euro. Seit im Juli Gerüchte über eine Überprüfung durch die Schifffahrtsbehörde die Runde machten, sind 35 Selbstanzeigen eingegangen. Das heißt: Jeder zehnte Inhaber einer Privatlizenz hat gegenüber der Steuerbehörde falsche Angaben gemacht und sich so jedes Jahr ein paar hundert Euro erspart. Mittlerweile kursieren bereits vorgefertigte Blanko-Formulare für die Selbstanzeige. Der Kärntner Rechtsanwalt Alexander Klaus vertritt alleine rund 20 Mandanten, die sich nun mit der Steuerbehörde auseinandersetzen müssen. „Da war sicher kein Vorsatz gegeben. Nachdem meine Mandanten den Irrtum entdeckt haben, wurde sofort Selbstanzeige erstattet und die Steuerschuld beglichen. Damit dürfte die Angelegenheit erledigt sein“, so Klaus auf Anfrage.

Auffällig ist allerdings, dass die falschen Angaben laut profil-Recherchen beinahe ausschließlich von Kunden eines einzigen Bootshändlers gemacht wurden.

Dieser soll am Wörthersee bereits seit Jahren als Geheimtipp für steuerschonenden Leistungsabfall bei Bootsmotoren gegolten haben. Auch er spricht gegenüber profil von einem „Missverständnis“.