Inselbegabung

Eurokrise. Die wichtigsten Exportgüter Zyperns sind Steuervorteile und Intransparenz. Auch Österreich mischt mit

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Es war eine unscheinbare Rechnung, die letztlich zur Aufdeckung einer der größten Korruptionsaffären Österreichs führte. Bei der Aufarbeitung des Anlegerskandals rund um die Immofinanz-Gruppe stießen die Ermittler zufällig auf Honorarrechnungen über beinahe zehn Millionen Euro, gestellt von einer Astropolis Investments Consulting Limited mit Sitz in Nikosia. Wie sich herausstellte, kassierten Peter Hochegger – dem die Astropolis zuzurechnen ist – und Walter Meischberger über dieses Vehikel Provisionen für Insidertipps bei der Privatisierung der Buwog unter Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Dezent an den österreichischen Steuerbehörden vorbei. Auch in dem Gesellschafts-Netzwerk, über das Karl-Heinz Grasser seine Einkünfte aus der Zeit nach seinem Ausscheiden aus der Politik abwickelte, findet man zypriotische Offshore-Vehikel.

Über die Achse Wien-Nikosia schleuste auch der Technologiekonzern Siemens über Jahre hinweg unsaubere „Provisionszahlungen“, mit denen das Unternehmen offiziell nicht in Verbindung gebracht werden wollte. Wann immer Siemens-Manager zur Geschäftsanbahnung diskret Bargeld benötigten, schickten sie einfach ein eher formloses Fax an einen Wiener Rechtsanwalt, der dann Zahlungen an die zypriotische I.B.F Businesss Services Limited freigab. Insgesamt sollen über diese Gesellschaft alleine im Geschäftsjahr 2005/2006 rund 30 Millionen Euro geflossen sein.
Die Mobilkom Austria überwies einer Martin Schlaff nahestehenden Holdenhurst Holding 1,8 Millionen Euro nach Limassol. Für dessen Unterstützung und Beratung bei der Übernahme eines weißrussischen Mobilfunkunternehmens.

Die steuerlichen Anreize der Mittelmeerinsel lockten auch die einst bodenständige österreichische Kommunalkredit nach Zypern. Da das Geschäft mit der Gemeindefinanzierung zwar ein sicheres, aber eben auch nur ein wenig einträgliches ist, gründeten die Banker eine Tochtergesellschaft in Limassol. In der zypriotischen Kommunalkredit International Bank Ltd wurde im großen Stil mit Kreditderivaten gezockt. Ende 2007 – also zum Ausbruch der Finanzkrise – waren dort rund 13 Milliarden Euro oder fast 41 Prozent der Bilanzsumme der gesamten Kommunalkredit-Gruppe veranlagt. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Die Kommunalkredit musste notverstaatlicht werden.