Minister Norbert Totschnig steht auf einer Wiese in einem Park, um ihn herum Lipizzaner mit Reitern.
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„Verschwörerische Hinterzimmer-Operette“

Während die Hofreitschule von einem Skandal erschüttert wird, verweigert der zuständige Minister Norbert Totschnig dem Aufsichtsrat über Wochen hinweg jedes Gespräch.

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Als Norbert Totschnig im Mai 2022 sein Amt als Landwirtschaftsminister übernahm, kam es zu einem Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Wenige Wochen vor Totschnig hatte dessen langjähriger Weggefährte Johannes Abentung seinen Job als Leiter des neu geschaffenen „Fairness-Büros“ im Ministerium angetreten. An diese Einrichtung können sich Landwirte und andere Produzenten wenden, die sich von Handelsketten unfair behandelt fühlen. Nicht einmal ein Jahr später war Abentung schon Generalsekretär und damit nach Totschnig der mächtigste Mann im Ministerium.

Ganz wie in alten Zeiten, nur umgekehrt: Einst war Johannes Abentung Direktor des Bauernbundes und Norbert Totschnig sein Büroleiter. Die beiden Tiroler sind Hauptdarsteller in einer Affäre, die seit Wochen die Reputation eines österreichischen Kulturgutes beschädigt. Unter tatkräftiger Mithilfe von Generalsekretär Abentung wurde der Geschäftsführer der Spanischen Hofreitschule öffentlich demontiert. Und der zuständige Minister sah dabei zu – oder weg.

Als Alfred Hudler im Dezember 2022 sein Amt als Geschäftsführer der Spanischen übernahm, trat er ein jahrhundertealtes Erbe an. Die Zucht der weißen Lipizzaner und die hohe Reitkunst reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die Organisation des Hauses war aber auch mehr als 20 Jahre nach ihrer Ausgliederung in eine Gesellschaft öffentlichen Rechts 2001 noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Immerhin gelangen dem früheren Manager des Getränkekonzerns Ottakringer bald erste Erfolge: 2024 schrieb die chronisch unterfinanzierte Hofreitschule nach Jahren der Verluste eine schwarze Null. Den Jahresabschluss 2025 wird Hudler nicht mehr als Geschäftsführer verantworten, am 16. September wurde er vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung abberufen.

Nach profil-Enthüllungen zu den Hintergründen der Entlassung fand die Grünen-Abgeordnete Nina Tomaselli am vergangenen Mittwoch im Plenum des Nationalrates deutliche Worte und sprach von einer „verschwörerischen Hinterzimmer-Operette“. Alfred Hudler sei „nach allen Regeln der Intrigenkunst“ geschasst worden. Und noch etwas sagte Tomaselli: „Trotz mehrfacher Kontaktaufnahme des Aufsichtsrates ignoriert der politisch zuständige Minister Totschnig diesen Aufsichtsrat!“

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur.