Investigativ

Wegen Wasserrechnung: Gemeinde Laa pfändet Deripaska-Kirche

Wegen unbezahlter Gebühren ließ sich die niederösterreichische Gemeinde Laa kürzlich ein Pfandrecht auf eine vom russischen Oligarchen Oleg Deripaska erbaute Kirche eintragen. Die offenen Forderungen reichen bis 2019 zurück.

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Dass Liquidität ausgerechnet bei diesem Projekt einmal ein Thema sein würde, hätte sich wohl niemand gedacht. Doch jetzt geht es gleich im doppelten Sinne um flüssige Mittel: einerseits um Wasser, andererseits um dessen Bezahlung. 

2018 wurde im niederösterreichischen Laa an der Thaya eine russisch-orthodoxe Kirche eingeweiht. Und zwar nicht irgendeine: Es handelt sich um einen im Maßstab 1:2 angefertigten Nachbau der „Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche“ am Fluss Nerl, etwa 190 Kilometer östlich von Moskau. Das Original in Russland zählt zum Unesco-Weltkulturerbe.

Bauherr der verkleinerten, aber immer noch prächtigen Kopie war der Milliardär Oleg Deripaska, der jahrelang beste Verbindungen nach Österreich pflegte – und dessen Großvater in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges in der Nähe von Laa gefallen und am dortigen sowjetischen Soldatenfriedhof beigesetzt worden war. Die Flächen neben dem Friedhof kaufte 2007 eine Deripaska-Firma und ließ später dort die Kirche erbauen. Mit Sandstein aus Russland und einem golden glänzenden Kuppeldach.

Doch jetzt hat der Glanz tiefe Kratzer bekommen. Wie profil herausgefunden hat, ließ die Stadtgemeinde Laa die Kirchenliegenschaft pfänden. Grund dafür sind offene Rechnungen – nicht zuletzt für Wassergebühren. Der sogenannte Rückstandsausweis, auf dessen Basis das Pfandrecht der Gemeinde ins Grundbuch eingetragen wurde, stammt vom 6. Februar 2024. Er umfasst 42 unbezahlte Einzelpositionen über insgesamt 8342,76 Euro.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).