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Klima

Österreich im Klimaranking hinter Indien: Kann das sein?

Laut einem internationalen Index soll Österreich abgeschlagen hinter Ländern liegen, die für Klimaschutz nicht gerade bekannt sind. Doch gibt es Zweifel an der Aussagekraft der Daten.

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An der CCPI-Klimarangliste, die in der Vorwoche veröffentlicht wurde, ist so einiges bemerkenswert. Die ersten drei Plätze blieben aus symbolischen Gründen leer, kein Land erfüllte aus Sicht der Erfinder des Index die Kriterien für einen Stockerlplatz. Für Aufsehen sorgte Österreichs schwacher 32. Platz – von insgesamt 67. Zwar lässt man damit Lettland und Neuseeland hinter sich, liegt jedoch hinter Ländern wie die Philippinen, Indien, Marokko, Chile, Ägypten oder Vietnam. 

Auch Staaten wie Brasilien (Platz 23), wo der Regenwald in den vergangenen Jahren stark abgeholzt wurde, landen vor Österreich – oder, wie im Falle Indonesiens (Position 36), knapp dahinter. Wie also erklärt sich Österreichs mageres Abschneiden im Vergleich zu Ländern, die im Verruf stehen, Klimasünder zu sein?

Jan Burck von der für den Index verantwortlichen NGO „Germanwatch“ erklärt am Telefon, dass die Rangliste in dieser Form freilich etwas überspitzt sei. Wissenschaftlich betrachtet, „müsste man die jeweiligen Länder innerhalb ihrer Peer-Groups vergleichen“. Heißt, nicht jede Realität ist mit einer anderen analog. Ein innereuropäischer Vergleich oder zwischen aufstrebenden Wirtschaftsnationen hätte mehr Aussagekraft.

Der Faktor Armut

Der Grund dafür ist offensichtlich. Länder wie die Philippinen schneiden deshalb gut ab, weil der allgemeine Lebensstandard nicht dem von Industrienationen entspricht. Jemand, der mit vielen Menschen auf beengtem Raum in den Tropen wohnt, hat zwangsläufig einen niedrigeren CO2-Ausstoß als ein kinderloses Paar mit beheiztem Reihenhaus und zwei Autos. 

Klimaschutzlobbyist Burck merkt an, dass „in Indien etwa 300 Millionen Menschen den Lebensstandard von Bürgern in entwickelten Industrienationen haben“. Doch sorgt das soziale Ungleichgewicht in dem Land mit insgesamt 1,4 Milliarden Einwohnern dafür, dass Indien im Klimaindex überdurchschnittlich abschneidet.

Auch das Vorhandensein von Schwerindustrie kann für ein kleines Land in der Statistik folgenreich sein. „Ein Stahlwerk in Österreich wirkt sich auf die Klimabilanz schwerer aus als in einem großen Land“, sagt Karl Steininger von der Uni Graz. 

Für den Leiter des „Wegener Center für Klima und Globalen Wandel“ ist der Ländervergleich der Pro-Kopf-Daten dennoch legitim. Hinterfragt werden könnte allerdings die Gewichtung der jeweiligen Kategorien. Weshalb Länder, in denen der Trend zu mehr Energieverbrauch führt oder der Ausbau erneuerbarer Energien ab- statt zunimmt, besser dastehen als Staaten, in denen man an umgekehrten Vorzeichen arbeitet, gibt der Rangliste einen politischen Beigeschmack.

Signalwirkung der Industrienationen

Doch selbst wenn die vorliegenden Daten aus 2021 die jüngeren Fortschritte in der Klimapolitik nicht reflektieren, müsse Österreich seine Hausaufgaben machen. „Das Hauptproblem ist weiterhin die niedrige Energieeffizienz, aber auch die historisch begründete Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland“, sagt Steininger im Gespräch mit profil. Dabei sei klar, dass Österreich allein die Welt nicht retten werde, doch habe „Europa eine Beispielwirkung“. 

Mit gutem Exempel voranzugehen, könnte Österreich und die EU in eine Vorreiterrolle bringen und Vorbild für andere Staaten sein. Dass sich auch die Verlagerung von schadstoffbelasteten Produktionsstätten von Europa nach Fernost positiv auf die europäische Klimabilanz auswirkt, steht dabei auf einem anderen Blatt.

Bedingte Aussagekraft

Der Verzerrungseffekt der Klimatabelle lässt die sozialen Errungenschaften (westlicher) Industrienationen dennoch außen vor und sollte daher mit Vorsicht genossen werden. 

Bleibt zuletzt die Frage, wie sich Österreich im EU-Vergleich schlägt. Die Antwort ist ebenso ernüchternd wie wenig überraschend. Solides Mittelfeld für Rot-Weiß-Rot. Um die Champions-League der Nachhaltigkeit wird woanders gespielt.

Moritz Gross

hat im Rahmen des 360° JournalistInnen Traineeship für das Online-Ressort geschrieben.