Kreisky am Set von "Tatort: Was ist das für eine Welt"
Aufgedreht

"Tatort"-Soundtrack der Band Kreisky: Gemeinsam einsam

Kreisky im „Tatort“-Krimi: Wie man mit der Wiener Rockband wunderbar an der Welt verzweifeln kann.

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Wenn die Welt aus den Fugen gerät, braucht es Konstanten, um morgens aus dem Bett zu kommen und abends vor dem Fernseher einschlafen zu können. Dazu gehört auch die unkaputtbare TV-Krimireihe „Tatort“, die, egal wie es um Klimakrise, nukleare Bedrohung und tödliche Erdbeben steht, so schnell nicht verschwinden wird. In der aktuellen Österreich-Folge (die diesen Sonntag um 20.15 Uhr auf ORF 2 zu sehen sein wird) untersucht das Wiener Duo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) den Mord an einem äußerst erfolgreichen IT-Mitarbeiter, der ein wenig zu perfekt, zu schön und zu beliebt gewesen zu sein scheint.

Und hier kommt die Wiener Rockband Kreisky ins Spiel, die zum aktuellen „Tatort“ ein gelungenes Minialbum (das ab sofort digital erhältlich ist) veröffentlicht hat. Denn mit den Zeitgeistthemen Vereinzelung, Selbstdarstellung als Lebensentwurf, Arbeit und Ausbeutung, Schein und Sein kennt sich die 2005 gegründete Band besonders gut aus. Die Musiker Martin Max Offenhuber (Gitarre), Helmuth Brossmann (Bass), Klaus Mitter (Schlagzeug) und Franz Adrian Wenzl (Gesang) stellen in ihrer aktuellen Soundtrack-Arbeit, die zwischen Gitarren-Krach und Krautrock pendelt, die richtigen Fragen im noch jungen Jahr: „Was ist das für eine Logik / Man entlässt 100 Leute / Man stellt 100 Leute ein / Und damit spart man Geld / Viel Geld“, singt – oder besser: schreit sich Wenzl im Song „Was ist das für eine Welt“ doch recht verzweifelt von der Seele. Eine Antwort auf die Frage, was man mit einer Welt tun sollte, die vor „unnötiger Härte“ und „Brutalität“ strotzt, findet die Band nur im Verborgenen: Immerhin sei es „die einzige Welt“, die uns bleibt. Und so kann man sich mit Kreisky und dem „Tatort“ endlich wieder gemeinsam einsam fühlen.

 

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Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.