Eurovision Song Contest 2025 Kandidat JJ schwenkt die österreichische Flagge

Könnte Österreich sich den ESC nochmal leisten?

Am Donnerstag sing Österreich als Mitfavorit beim Eurovision Song Contest. Ein Sieg könnte für ORF und Gemeinden zur Herausforderung werden: Denn die Ausrichtung des Bewerbs verschlingt Millionen.

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„Am Ende müssen die Gewinner noch mal singen, it feels like I lose when I win“ – sang der Deutsch-Pop Veteran Jens Friebe in seinem Song „Hölle oder Hölle“ über den Eurovision Song Contest.

Was er meint: Vorjahressieger müssen ihren Song beim Event noch einmal performen, und nicht nur das: Die Siegernation muss auch für die Ausrichtung des Events bezahlen.

Auch die schwedischen Wettquoten-Favoriten KAJ wiederholen diesen Witz in einem TikTok-Video für Eurovision: „Wir sind Finnen, wir repräsentieren Schweden, aber wenn wir gewinnen – dann muss Schweden für die Ausrichtung bezahlen.“ Schweden führt aktuell in den Wettquoten vor Österreich. 

Rund 15 Millionen Euro zahlte der ORF 2015 für die Ausrichtung des ESCs, nachdem Conchita Wurst den Contest mit der Ballade „Rise Like a Phoenix“ in Dänemark gewann. Finanziert wird der Song Contest in der Regel vom staatlichen Rundfunk, dem Austragungsort und Einnahmen aus Sponsoren, Kartenverkäufen, dem TV-Voting und Merchandise. Die Stadt Wien beteiligte sich mit rund 17 Millionen Euro am Song Contest 2015, allein die Bereitstellung der Stadthalle kostete 8,89 Millionen Euro, die Stadt Wien erhöhte ihr Marketingbudget um eine Million Euro auf rund sechs Millionen.

Falls JJ den Sieg für Österreich holt, dann wäre das eine große Ehre und ein großer Erfolg, heißt es aus dem ORF. „Aber auch eine große organisatorische und finanzielle Herausforderung – für Sender und Gastgeber-Stadt“, so der ORF auf Anfrage von profil. Aufgrund der hohen Inflation der vergangenen Jahr wäre ein neuerlicher Song Contest in Österreich im kommenden Jahr wohl deutlich teurer. Aber wo könnte er stattfinden?

Vienna Calling

In Österreich gibt es drei Indoor-Konzerthallen mit einer Kapazität von über 10.000 Personen: Die Innsbrucker Olympiahalle (12.000 Personen), die Grazer Stadthalle (11.030 Personen) und die Wiener Stadthalle mit einem Fassungsvermögen von 16.152 Personen.

Eigentümerin der Wiener Stadthalle ist die Stadt Wien – somit lägen etwaige Investitionen direkt im öffentlichen Einflussbereich. Beworben haben sich 2015 auch Klagenfurt, Wels und Oberwart für die Ausrichtung des ESCs.

Auch wenn der Song Contest Millionen verschlingt, sparen die Broadcaster bei der Umsetzung des prestigeträchtigen Events: Großteils arbeiten Freiwillige, sogenannte Volunteers, in den Arenen vor Ort. In Basel werden es 700 sein, in Malmö (2024) waren es 550, in Turin (2022) 600 und in Wien 2015 rund 900 Volunteers.

„Does the winner take it all?“, fragte der britische Thinktank Oxford Economics mit Anspielung auf den Song der schwedischen Pop-Gruppe ABBA. 2024 hostete Schweden den Lieder-Bewerb in Malmö. Im internationalen Vergleich war der Wiener ESC vergleichsweise kostengünstig: Der ESC in Schweden kostete 2013 Malmö 26 Millionen Euro, wobei der Thinktank berichtete, dass demgegenüber Einnahmen von 33 Millionen Euro standen. Verwiesen wurde in der Analyse darauf, dass die Wertschöpfung für Schweden insgesamt über den Ausgaben lag – nur hat der schwedische Rundfunkveranstalter keine Einnahmen aus den Nächtigungen. Ebenso wenig wie der ORF konkret nichts von Nächtigungen in Wien im Rahmen des ESCs hat. Eigentlich herrscht im ORF-Spardruck, so lag das Budget 2015 bei rund 900 Millionen Euro, 2024 ist es rund eine Milliarde. Rechnet man die Inflation mit ein, ist das Budget allerdings gesunken. Dazu kommt, dass die Haushaltsabgabe nicht erhöht wird – somit wäre eine zukünftige Ausrichtung des ESC aller Vermutung nach eine Belastung.

Conquita Song Contest Wien Stadthalle

Aber nicht alle, die den Bewerb gewinnen, hosten ihn auch. 2023 veranstaltete Großbritannien den Bewerb, nachdem die Ukraine im Vorjahr den Sieg holte. Grund war der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Wahl fiel auf Großbritannien, weil sie damals den zweiten Platz holten. In den 1970er-Jahren lehnte Luxemburg ab, weil es den Contest zweimal in Folge hätte hosten sollen. 

Aktuell ist Schweden der Favorit in den ESC-Wettquoten, gefolgt von Österreich. Aber: Österreich singt dieses Jahr doppelt beim ESC, denn die deutschen Teilnehmer Abor & Tynna sind ein Geschwister-Duo aus Wien. Somit singt Österreich im ESC-Finale in Basel zweimal, vorausgesetzt JJ schafft den Sprung aus dem Halbfinale. 

Franziska Schwarz

Franziska Schwarz

Franziska Schwarz ist seit Dezember 2024 im Digitalteam. Davor arbeitete sie als Redakteurin bei PULS 24, und als freie Gestalterin bei Ö1. Sie schreibt über Politik, Wirtschaft und Umwelt.