REDEFREIHEIT: Das ist Brutalität: Robert Stachel (li.) und Peter Hörmanseder vulgo Maschek

Kurzer Exzess: Die neue Maschek-Show "Fake!"

Wahnwitz im Wiener Rabenhof: "Fake!", die neue Polit-und Synchronstimmen-Show der Wiener Comedy-Surrealisten Maschek.

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Mehr als zwei Mikrofone, ein paar manipulativ geschnittene Fernsehbilder und einen Monitor brauchen Peter Hörmanseder und Robert Stachel nicht, um die hohe Kunst der lustvoll improvisierten Synchronton- Verfremdung auszuüben. Die jüngste Maschek-Produktion, zu sehen seit wenigen Tagen im Wiener Rabenhof, heißt aus guten Gründen "Fake! In Wahrheit falsch" - und ist stark selbstreflexiv getönt, bietet etwa anhand eines launigen Posting-und Videoaustausches mit NEOS-Chef Matthias Strolz tiefe Einblicke in die durchaus aufwendige Maschek'sche Arbeitsweise (Rechteklärung, Bewegtbildsuche, Herstellung wüster Zusammenhänge, Konstruktion wahnhafter Neuerzählungen). Dabei wird aus den Fernseharchiven unfassbares Material zwischen Polit-Behaviorismus und TV-Live-Lachanfällen zutage gefördert. Österreichs Regierungsund Oppositions-Ensemble (stets bevorzugt: Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache) kommt dabei ebenso zum Handkuss wie die Europäische Union, die in "Fake!" von sehr weit unten beleuchtet wird: Der vom türkischen Premier Erdoğan mit Jan Böhmermann verwechselte Außenminister (mit schreckgeweiteten Augen) und die kommissionellen Etikettebrüche eines scheinbar schwer betrunkenen Jean-Claude Juncker bilden nur zwei der vielen Höhepunkte dieses Abends. Die Mischung aus verdichteter Ideologiekritik, nihilistischem Polittheater und bewusst tief gelegtem Humorverständnis liefert kuriose Ergebnisse und überraschende Kurzschlüsse: Stachels virtuose Slavoj-Zizek-Persiflage beispielsweise demonstriert, wie wenig Übertreibung komödiantischer Exzess bisweilen nötig hat.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.