Courtney Barnett
Neue Alben: Courtney Barnett, Arctic Monkeys, Childish Gambino und Quiet Slang

Neue Alben: Courtney Barnett, Childish Gambino, Arctic Monkeys, Quiet Slang

profil unerhört bespricht die wichtigsten Alben und Songs der Woche.

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Courtney Barnett: Tell Me How You Really Feel (Milk! Records)

Wenn von Trump bis Troll nur mehr die Aufregung dominiert, tut es manchmal gut, eine einfache Frage zu stellen. Courtney Barnett tut das ein ganzes Album lang. Und wer mit der Australierin Song um Song um Song zuhört, wird am Ende trotz aller Verwirrungen, Ängste und Unsicherheiten mit einem klareren Kopf sein Bier in der Sonne trinken können. "You need a little time out" heißt es da treffend. Das zweite Album der wortgewitzten Musikerin ist zwar melancholischer und nachdenklicher als ihr Debüt, Barnetts wuscheliger Pop mit treibender Gitarre lässt sich aber weder von realen noch virtuellen Rumpelstilzchen das Leben vergrämen.

Arctic Monkeys: Tranquility Base Hotel & Casino (Domino)

Wenn sich Alex Turner, Indierock-Held der Nullerjahre, am Pool des „Tranquility Base Hotel & Casino“ gemütlich macht und die alten Arctic Monkeys-Alben im Wasser versenkt, weiß man, dass die Band aus Sheffield nicht ihr eigenes Werk (und die Rockmusik) verwaltet, sondern lieber ein Album zwischen Sixties-Flair, Retro-Science-Fiction-Klangwelt und großer Singer-Songwriter-Kunst veröffentlicht. Auf Hits wird hier zur eigenen Sicherheit gleich verzichtet. Kauft euch einen Plattenspieler – für dieses Album zahlt es sich aus.

Childish Gambino: This is America (Song)

Man muss hier noch einmal auf den Song (und das Musikvideo) des Jahres zu sprechen kommen. Der Rapper, Schauspieler und Drehbuchautor („Atlanta“) Donald Glover alias Childish Gambino arbeitet sich in „This is America“ nicht nur an der aktuellen US-amerikanischen Gesellschaft und deren Umgang mit Minderheiten ab, sondern entwirft ein erschreckend virtuoses Vexierbild zwischen Soul-, Rap- und Trap-Fragmenten, das vor allem den Kontrast zwischen allgemein akzeptierter schwarzer Kultur und der gesellschaftlichen Realität aufzeigt.

Quiet Slang: Everything Matters But No One Is Listening (Polyvinyl)

Spätestens seit seinem feinen Akustik-Set auf NPR-Radio vor drei Jahren, weiß man, dass die Punk-Rock-Lieder von Alex James auch gut ohne den lauten Knall funktionieren. Nun hat der Sänger von "Beach Slang" alle Songs ihres zweiten Albums mit Cello und Piano im "Punk-Rock-Kammerorchester-Stil" eingespielt. Das wirkt manchmal ein bisschen cheesy, aber bei James kann es gar nicht zu viele Emotionen geben. Und wenn er und seine Fans auf "Future Mixtape For The Art Kids" bei der Zeile "Play me something that might save my life" singen, dürften alle die Augen schließen und sich in den Armen liegen. Emo-Kids united? Ja, ganz genau. Aber das kann Alex James wie kein Zweiter.

Diese Woche in der unerhört-Playlist:

Vague: Land Granada: Die Stodt (Song) Flut: Regen (Song) Red Gaze: Pervasive Unease (Song) Jugo Ürdens: Yugo Jon Hopkins: Singularity Iceage: Pain Killer Mavi Phoenix: Yellow (Song) Father John Misty: Disappointing Diamonds Are the Rarest of Them All (Song) Deafheaven: Honeycomb (Song) Oneohtrix Point Never: Black Snow (Song)