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NFTs erstellen: profil wagt einen Selbstversuch

Wie baut man ein NFT? Wie lässt sich ein digitales Objekt herstellen und in den Handel bringen? Unser Autor Joseph Gepp wagt sich in die Welt der Kryptowährungen.

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Was ist ein NFT? Um das zu verstehen, stellt man sich am besten eine Kette vor. Jedes Glied dieser Kette trägt eingravierte Informationen, die sich nicht verändern lassen. Sonst würde man die ganze Kette zerstören. Die Kette ist die Blockchain, jene Technologie, die hinter Krypto-Währungen wie Bitcoin steckt. Blockchains sind fälschungssicher, weil sie nur mit Zustimmung sämtlicher User verändert werden können. Wenn nun jemand ein NFT kauft oder erstellt, wird der dahinterstehenden Blockchain eine neue Informationseinheit angefügt - ein, wenn man so will, zusätzliches graviertes Kettenglied. Darauf gespeichert sind der Besitzer des Werks und weitere Angaben. Jedes Blockchain-Glied ist wiederum verknüpft mit dem Produkt, das eine Bild-, Ton- oder auch Video-Datei sein kann.

Klingt alles sehr theoretisch. Daher ein Selbstversuch: Ich erstelle ein NFT und bringe es in den Handel. Zunächst brauche ich dafür Krypto-Geld. Um ein NFT zu erschaffen, muss ich Gebühren zahlen. Ich besorge mir keine große Krypto-Währung wie Bitcoin, sondern eine kleine, weithin unbekannte: Sie heißt "Ignis". Der Wert eines Ignis entspricht ungefähr einem Euro-Cent. Ignis, verwendet meist von App-Entwicklern und anderen Profis, ist eher umweltfreundliches Krypto-Geld, zumindest frisst es weniger Energie als viele andere. Mittels Kreditkarte kann man online Euro in Ignis wechseln.

Wer Krypto-Geld besitzen will, muss es irgendwo verwahren. Also brauche ich noch eine digitale Geldbörse auf dem Handy. Ich installiere die App "Sigbro", ein Wallet, das mit Ignis kompatibel ist. Denn nicht jede Geldbörse eignet sich für sämtliche Krypto-Assets.

All das war aber erst die Vorarbeit, der Erwerb der Eintrittskarten in die Krypto-Welt. Nun kommt das eigentliche NFT ins Spiel. Das Kunstwerk: eine profil-Titelseite vom März 2020, aus den ersten Tagen der Pandemie. "Als die Welt stillstand" steht in weißen Lettern auf dem sonst fast gänzlich schwarzen Cover.

Es gibt unzählige Websites, auf denen sich NFTs handeln lassen. Ich steuere eine kleine, nicht-kommerzielle Site an, die lediglich von ein paar Hundert Menschen täglich frequentiert wird und die sich auf nicht allzu teuren Krypto-Handel für junge Künstler spezialisiert hat. Adresse: "nftmagic.art". Mittels QR-Code verbinde ich meine Handy-Wallet mit der Website. Jetzt weiß der Computer, aus welcher Geldbörse die Gebühren beglichen und wohin erworbene NFTs transferiert werden sollen. Auf "nftmagic" werden Comic-Bildchen von Schafen feilgeboten. Oder pastellfarbene Mittelmeerlandschaften. Oder Fotos von schneebedeckten Gletschern. Und bald auch jenes profil-Cover.

Ich klicke auf den Befehl "mint", starte also den "Präge"-Vorgang. Das werdende NFT bekommt einen Namen ("profil Cover Als die Welt stillstand") und eine kurze Beschreibung verpasst ("The very first Austrian magazine cover as NFT"). Schließlich muss noch das Titelblatt von der PC-Festplatte auf die Website hochgeladen werden. Dann kommt der Klick, der mein NFT in die Welt entlässt. Einige Minuten vergehen. In dieser Zeitspanne verifizieren Blockchain-User die Existenz und Urheberschaft des NFTs. Es ist der Moment, in dem das neue Kettenglied gewissermaßen graviert, eben "geprägt" wird. Aus meiner Wallet verschwinden umgerechnet rund 50 Euro-Cent an Gebühren. Das NFT ist fertig. Am Ende platziere ich noch ein Verkaufsangebot; Wunschpreis: 200 Ignis, rund zwei Euro.

Klingt alles einfach? Nun, die volle Geschichte nimmt sich komplizierter aus. Ehe ich nämlich auf die kleine Plattform NFTmagic und das Krypto-Geld Ignis stieß, hatte ich schon tagelang mein Glück auf großen, weithin bekannten NFT-Foren versucht. Sie tragen Namen wie "OpenSea" und "Rarible" und funktionieren mit großen Krypto-Währungen wie Ethereum. Allerdings dauert dort die Prägung eines NFTs nicht wenige Minuten, sondern viele Stunden. Überdies war es mir als Laien unmöglich herauszufinden, wie viel an Gebühren für mein Vorhaben anfiele. Auf "Rarible" habe ich nach zwölf Stunden Wartezeit (und in anhaltender Furcht vor überhöhten Kosten) entnervt aufgegeben. Breitenwirksam und unkompliziert ist die Welt der NFTs wahrlich nicht.

Soll sich das ändern, so "müssen Kunst-NFTs auch für Personen nutzbar werden, die keine Blockchain-Kenntnisse haben", sagt Alexander Pfeiffer, der an der Donau-Universität Krems zu Zukunftstechnologien forscht. Plattformen müssten "benutzerfreundlicher" werden und auch für Kunden zugänglich sein, die keine Krypto-Währungen besitzen. Pfeiffer fügt eine Warnung hinzu: Es bestehe im NFT-Sektor große Betrugsgefahr. Die Sache ist komplex, intransparent und für die meisten Menschen eher unverständlich. Aber immerhin gibt es nun auch ein profil-NFT - und das können Sie sich hier ansehen.