profil vor 25 Jahren: Der König von Hollywood

„Der Wiener, der hat sich nicht verändert, seit ich weggezogen bin“, war Billy Wilder überzeugt.

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Nach mehr als drei Jahrzehnten besuchte Hollywood-Legende Billy Wilder erstmals wieder Wien, wo er seine Schulzeit verbracht und eine Zeit lang als Reporter gearbeitet hatte. In der Titelgeschichte vom 9. Mai 1994 zeichnete profil die Reise des 1906 in Galizien geborenen Samuel „Billy“ Wilder „in seine Wiener Vergangenheit“ nach – mit allen Brüchen und Ärgernissen.

Kein „verlorener Sohn“

Als der Regisseur zuletzt 1957 für Dreharbeiten in Wien gewesen sei, habe er kritisiert, dass es „63 Statuen für Johann Strauß“ gebe, für Sigmund Freud hingegen „nicht einmal eine Marmortafel“ in der Berggasse 19, schrieb profil. Wilder ärgere sich auch, dass ihn die Stadt an der Donau zum „verlorenen Sohn“ erklärt habe, erzählte ein langjähriger Freund. Sie würden ihn „plötzlich als Wiener bezeichnen“, dabei hätten sie, so Wilder, „mich 1938 mit anderen Juden am liebsten zur Hölle gejagt“. „Der Wiener, der hat sich nicht verändert, seit ich weggezogen bin“, war Wilder überzeugt: „Ich erkenne den Typus nach wie vor in den Deix-Cartoons. Die weißen Strümpfe, die Gemütlichkeit.“

Mit dem gemütlich abgeschiedenen Inseldasein sei es nun vorbei, fürchteten viele Briten angesichts der Eröffnung des Tunnels unter dem Ärmelkanal. Der „Chunnel“ zwischen dem Königreich und dem französischen Festland verletze ihre „insularen Gefühle“ und sei für viele „kein Grund zum Feiern“, berichtete profil. Der Tunnel „hätte nicht gebaut werden sollen“, meinte ein Pub-Manager in Canterbury: „England ist eine Insel – und dabei sollte es auch bleiben.“