"Die toten Jahre des Punk Rock sind vorbei"

SBÄM-Fest: "Die toten Jahre des Punk Rock sind vorbei"

SBÄM-Fest-Leiter Stefan Beham über sein feines kleines Festival in Wels.

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profil: Als Grafiker hast du viele Tourposter von bekannten Punk-Rock-Bands gestaltet. Wie ist deine Verbindung mit dieser Musik? Stefan Beham: Ich höre Punk Rock schon seit meiner Teenagerzeit. Vor allem Bands auf dem Label „Fat Wreck Chords“ wie „NOFX“ oder „Lagwagon“ höre ich schon lange. Vor vier Jahren hat es sich dann ergeben, dass Joey Cape, der Sänger von „Lagwagon“, einen Bewerb ausgeschrieben hat, den ich gewonnen habe. Das hat mir großen Spaß gemacht und später habe ich einen Entwurf für ein Poster für Capes Nebenprojekt „Bad Astronaut“ gemacht, der auch genommen wurde. Dann kam ein Entwurf für „Me First and the Gimme Gimmes“. Die Band hat mich danach nach Amsterdam eingeladen, wo ich die Leute von „Destiny Booking“ kennengelernt habe. Mit der Zeit wurden es immer mehr Plakate und dadurch habe ich auch Kontakt zu den Bands geknüpft. Das war ein langer Weg. Aber mittlerweile muss nicht mehr ich alle Bands anschreiben, sondern die Bands kommen auf mich zu.

profil: Daraus ist dann die Idee zum SBÄM-Fest entstanden? Beham: Es gibt in Österreich keine Punk-Rock-Festivals, da habe ich mir gedacht, das wäre cool. Ich bin ein Fan von Indoor-Shows, weil sie familiärer sind als große Festivals und die Bands greifbarer. Das Festival war dann eine spontane Idee, und die erste Ausgabe letztes Jahr hat sehr gut funktioniert.

Kleinere Festival sind wieder im Kommen, weil sie etwas Besonderes sind.

profil: Warum heuer der Wechsel von Vöcklabruck in den Schlachthof in Wels? Beham: Die Location in Vöcklabruck war einfach zu klein. Der Schlachthof in Wels ist ein bisschen wie die kleine Schwester der Arena in Wien und passt perfekt. Viele Bands fliegen extra für die das Festival ein. Ich kenne zum Beispiel den Sänger von „No Fun At All“ gut. Da habe ich ihn einfach angeschrieben und ihm gesagt, dass es super wäre, wenn die Band spielen könnte. Er hat sofort Ja gesagt. „Get Dead“ und „The Bombpops“ haben extra eine Tour um das Festival organisiert. Das ist das Schöne, wenn man die Bands persönlich kennt.

profil: Lange galt für Festivals „größer, größer, größer“. In den letzten Jahren geht es aber auch wieder in Richtung klein und familiär. Das passt ganz gut für euch, oder? Beham: Festivals wie das „Nova Rock“ oder „Frequency“ sind mittlerweile so groß, da geht es kaum noch um die Bands und fast nur mehr um Party. Das finde ich nicht spannend. Bei uns sind 50 Prozent der Tickets ins Ausland gegangen - nach Deutschland, Spanien, Schweden, Kanada, Costa Rica oder Brasilien. Das freut uns natürlich, und zeigt, dass kleinere Festival wieder im Kommen sind, weil sie etwas Besonderes sind.

profil: Punk Rock galt lange Zeit als die Musik der Außenseiter und Unangepassten. Momentan hören die Kids aber eher Hip-Hop. Ist Punk in die Jahre gekommen? Beham: Mir ist selbst nicht ganz klar, welche Rolle Musik für Jugendliche heute spielt. Bei den Konzerten, die ich organisiere, ist der Altersschnitt zwischen 30 und 35 Jahre. Aber ich merke auch, dass bei Konzerten in anderen Genres kaum junge Leute sind. Diese Konzertkultur ist bei Jüngeren offensichtlich nicht so ein Thema. Punk Rock ist sicher braver geworden in den letzten Jahrzehnten. Es geht jedoch nicht nur um Musik, sondern ist eine Lebenseinstellung, die auch so Dinge wie Skateboarden oder Snowboarden miteinschließt. Aber ich habe das Gefühl, dass Punk Rock wieder kommt und die toten Jahre langsam vorbei sind.

profil: Gibt es eine Band, auf die du dich beim Festival besonders freust? Beham: Auf viele, da ich mit den meisten befreundet bin. Aber besonders freue ich mich auf Propagandhi. Die habe ich noch nie gesehen. Ihre Tour ist vor ein paar Tagen losgegangen und man hört nur Positives.

profil: Abschließend habe ich noch drei Textzeilen von Bands, die beim SBÄM-Fest auftreten. Erkennst du, welche Zeile zu welcher Band gehört? Die erste Zeile geht „I was skating down the pavement, it was a warm and sunny day“. Beham: Satanic Surfers? profil: Stimmt. Das Lied heißt „Nun“ und ist auf der Debüt-EP „Skate to Hell“ (1994) oben.

profil: Nächste Textzeile: „When all you fears collide you’ll watch the sun rise.“ Beham: Puh, das ist schwierig. profil: Kleiner Tipp: Singt der Bassist, und ist ein härteres Lied auf einem kürzlich erschienenen Album. Beham: Propagandhi? profil: Genau. Das Lied ist vom aktuellen Album "Victory Lap".

profil: Der letzte Text lautet: „What will be our answers? Will we be honest or sentimental with ourselves?“ Beham: Astpai, oder? profil: Stimmt. Der Song ist auf dem Album "Efforts and Means" (2012). Drei von drei. Gratuliere. Beham: Danke.

Infokasten Das SBÄM-Fest findet am 4. und 5. Mai im Schlachthof in Wels statt. Mit dabei sind Bands wie Propagandhi, No Fun At All, Donots, Satanic Surfers, Iron Chic, Astpai, Not on Tour und viele mehr.