Mensch-Maschinen: Arnold Schwarzenegger in „Terminator Genisys“

„Terminator Genisys“: Unzustellbare Sendungen

„Terminator Genisys“: Unzustellbare Sendungen

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Wollte man spitzfindig sein, so könnte man in dem Wort „Pops“ (Papi) schon jenen anderen Begriff hören, mit dem anno 2015 ein alter, aus dem Jahr 2029 angereister Terminator logischerweise erscheinen muss: Er ist „obsolet“, denn es hilft keine Zeitmaschine darüber hinweg, dass dieser Android nicht mehr der Arnold Schwarzenegger von 1984 ist. Damals plumpste er ja (nackt) in die Gegenwart des Science-Fiction-Kinos – ein unverwüstlicher Schurke, dem man das Fleisch Schicht um Schicht wegschießen konnte, und es blieb immer noch ein Gerüst von Gefahr.

Ein Abschiedsgeschenk für eines der großen Kuriosa der jüngeren Hollywood-Geschichte

Mit ihrem fünften Teil, „Terminator Genisys“, ist die Saga endgültig in das Stadium der temporalen Beliebigkeit eingetreten. Fans werden zwar immer noch argumentieren, dass nun das Hin- und Herschicken von Figuren, die jederzeit ihre Funktion ändern können, erst so richtig komplex wird. Wenn man sich diesen Sommerblockbuster von Alan Taylor allerdings mit unbefangenen Augen und mit Vertrauen auf den Hausverstand ansieht, wird man feststellen: Dies ist in erster Linie ein Abschiedsgeschenk für eines der großen Kuriosa der jüngeren Hollywood-Geschichte.

„You are just a relic from a deleted timeline“

Ohne Arnie wäre „Terminator Genisys“ ein sturzlangweiliger Film, der hauptsächlich in Parkgaragen und anderen neutralen Innenräumen spielt und in dem das Personal primär damit beschäftigt ist, wortreich und mit gelegentlichen Mauerdurchbrüchen die unnötigen Komplikationen des Drehbuchs aufzudröseln. „You are just a relic from a deleted timeline“, sagt einer zu dem längst auf die Seite der Guten gewechselten „Hasta la vista“-Helden, bei dem hier niemand mehr einen Versuch gemacht hat, das Alter aus den gichtig wirkenden Händen oder dem erschöpften Gesicht zu retuschieren. Schwarzenegger trägt den Film trotzdem mühelos im Alleingang – keine schwere Last. „Terminator Genisys“, auf eine Altersfreigabe ab 12 ausgelegt, versucht, mit einer Verbreiterung der Publikumsschichten die evidenten mythologischen Defizite auszugleichen. Dass es jetzt nicht mehr gegen autonom losschlagende Waffensysteme geht, sondern gegen eine „Killer-App“, die noch vor der Freischaltung eine Billion Nutzer hat, mag als kritische Spitze gegen die Herren der unlöschbaren Timelines aus dem Silicon Valley wirken, ist aber nichts weiter als ein Schaukampf mit viel Theaterdonner.

Nicht zuletzt im Vergleich mit dem aktuellen „Mad Max: Fury Road“ zeigen sich die Defizite einer Franchise, an der James Cameron, der ursprüngliche Urheber, vor Jahrzehnten schon das Interesse verloren hat. Das „Terminator“-Postwesen, das inzwischen zu viele unzustellbare Sendungen enthält, ist nicht einmal technologisch mehr auf einem akzeptablen Stand, die 3D-Bilder sind lächerlich, und Ausstattung wie Effekte wirken, als kämen auch sie aus einer „deleted timeline“ des Blockbuster-Fortschritts. Da hilft wirklich nur noch die Reaktivierung eines alten Haudegens, und es sagt alles über diesen armseligen Film, dass ein paar Einzeiler von Arnie mehr hermachen als das ganze Getöse um das Ende einer Welt, in der zwischen 1984 und 2015 nicht viel mehr passiert zu sein scheint, als dass aus einer herausragenden Actionfigur ein Faktotum wurde. „Pops“ eben.

Ein Interview mit Arnold Schwarzenegger über das Altern, die Politik, Nacktszenen und die Langeweile beim Drehen lesen Sie hier: "Die Maschinen sind längst am Ruder."