Der letzte Panther. Der kroatische Schauspieler Goran Bogdan als Juwelendieb.

„The Last Panthers“: Einmal Balkan und zurück

„The Last Panthers“: Einmal Balkan und zurück

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Eiserne Regel für jeden Raubüberfall: Denke an alle Eventualitäten. Ist das Fluchtauto vollgetankt und unauffällig? Sind die Komplizen in guter körperlicher und geistiger Verfassung? Und wie geht man damit um, wenn man im Feuer des Gefechts, statt auf einen herbeieilenden Polizisten, auf ein kleines Mädchen schießt?

Eines ist klar: Der Raubüberfall in Marseille, mit der die neue TV-Serie „The Last Panthers“ beginnt, ist mächtig schief gegangen. Denn, was macht man mit der millionenschweren Juwelenbeute, wenn der Abnehmer mit der heißen Waren plötzlich nichts mehr zu tun haben will?

Die dreisten Diebe, der letzte Rest einer ehemals großen Räuberbande, flüchten mit ihrer Beute auf den Balkan, und sowohl ein französischer Polizist (Tahar Rahim) als auch eine britische Versicherungsdetektivin (Samantha Morton) jagen ihnen hinterher. Die Geschichte, die hier atmosphärisch dicht erzählt wird, basiert lose auf den Diebstählen der so genannten Pink Panthers, einer Gruppe Juwelendiebe aus dem Balkan, die ab den 1990er-Jahren unzählige Überfalle in Europa begangen haben soll. Für den Kopf der Bande (Goran Bogdan) bleibt also nur die Flucht nach vorne; er räumt in den eigenen Reihen auf, versucht neue Allianzen zu schmieden und sucht neue Abnehmer für die Millionenbeute.

Das besondere an der Miniserie (ab 12. November donnerstags auf Sky Atlantic) ist, dass es sich bei „The Last Panthers“ nicht nur um eine französisch-britische Koproduktion handelt (das Drehbuch basiert auf den Recherchen des französischen Journalisten Jerome Pierrat), sondern der sechsteilige Thriller auch quer über Europa verteilt spielt und funktioniert. Die einzelnen Episoden, die in Marseille, Belgrad, Montenegro, London und Ungarn gedreht wurden, werden in den jeweiligen Landessprachen gezeigt und entsprechend untertitelt.

Samantha Morton in "The Last Panthers"

Für Samantha Morton markiert „The Last Panthers“ den Versuch, eine eigene europäische Seriensprache zu etablieren, die den Vergleich mit US-amerikanischen Produktionen nicht zu scheuen braucht, wie die britische Schauspielerin im profil-Gespräch betont: „Ich habe kein Problem mit amerikanischen TV-Serien, in Europa bekommen wir aber wirklich genug davon zu sehen.“ Dass „The Last Panthers“ erst der Anfang eines neuen europäischen Serienfrühlings ist, steht für Morton außer Zweifel: „Ein ‚The Wire’ ist auch in Europa möglich.“

„The Last Panthers“, ab 12. November donnerstags auf Sky Atlantic. Mit John Hurt, Samantha Morton, Tahar Rahim und Goran Bogdan. Regie führte Johan Renck (u.a. „Breaking Bad“).

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.