Ulla Kramar-Schmid

Ulla Kramar-Schmid Teure Sekunden

Kommentar. Bankomartkarte: Es ist noch immer mein Geld, das in Sekundenschnelle weg sein kann

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Stau an der Supermarktkasse. Bankomatkarte einstecken, warten, Pin eingeben, warten, bestätigen, warten, Karte raus – und ab. Dauer: 30 Sekunden, bestenfalls. Payment Services Austria, die Gesellschaft für das bargeldlose Zahlen, schenkt uns nun diese Sekunden. Seit April werden über die Banken nur noch Karten mit neuem Chip ausgegeben; diese müssen nur eine Sekunde vor einen Terminal gehalten werden – und schon kann jederzeit ohne Pin-Eingabe um viermal 25 Euro, maximal 100 Euro, eingekauft werden.

Nein, dieser Chip kann nicht deaktiviert werden, und Karten ohne Chip wird es künftig nicht mehr geben – tut leid, sagt die Dame am Schalter der einen Bank. Und wenn die Karte verlorengeht? Da kann man halt nichts machen, sagt der Herr am Schalter der anderen Bank, weil wenn jemand 100 Euro in der Brieftasche stecken hat und diese verliert, ist das Geld ja auch weg – logisch, oder?

Nein, gar nicht logisch. Einmal abgesehen davon, dass es durchaus Menschen geben soll, immer mehr sogar, für die 100 Euro viel Geld sind; es ist ein entscheidender Unterschied, ob ich 100 Euro aus freien Stücken abhebe, oder ob mir 100 Euro zwangsweise in die Tasche gestopft werden. Und es ist auch meine Entscheidung, ob ich den Bezahlvorgang beschleunigen will, und wie viel mir das schlussendlich wert ist.
Weil, nur so nebenbei: Es ist noch ­immer mein Geld, das hier in Sekundenschnelle weg sein kann.

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