Elfriede Hammerl

Elfriede Hammerl Burschen wie mir

Burschen wie mir

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Letztens haben zwei Burschen von der Zeitung irgend­einen Weibertag mit dem Tag des Stinktiers verglichen. Oder so. Das war lustig. Was haben wir gelacht. Da wächst was nach. Das letzte Mal haben wir so gelacht, wie unser Bürgermeister den Witz mit der Blondine und dem Juden erzählt hat. Oder war’s der mit dem Neger? Auch wurscht. Jedenfalls Humor vom Besten.

Ah so, jetzt hab ich’s wieder. „Equal Pay Day“. Wie „Welttag der Feuchtgebiete“. Das war der Vergleich. Feuchtgebiete! Noch viel besser! Bruhaha. Da pischt du dich glatt an.

Tepperte Weiber. Behaupten, sie verdienen zu wenig. Dabei kriegen sie eh viel mehr, als sie verdienen. Für das bissl Arbeit. Was können die schon. Werden doch eh alle Friseurin. Und keinen Bock auf eine 40-Stunden-Woche. Teilzeit. Und dann daheim herumhängen, Kinder hutschen und die Oma wickeln. Auch schon was.

Eine Zeit lang waren wir ein bissl besorgt, wohin das alles noch führen soll mit dem ­neuen Mann und so. Aber inzwischen hat sich herausgestellt: geht schon. So neu sind die Neuen auch nicht.

Na gut, sie schauen anders aus. Keine Trachtenjanker oder so was. Und sie gehen nicht ins Wirtshaus, sondern in – na, in so Lokale halt. Wo auch Schwuchteln herumhängen. Und Weiber. Die reden mit denen.
Keine Ahnung von der Jagd. Nix übrig für Blasmusik. Radlfahren in der Stadt statt Eisstockschießen. Weichei-Väter. Aber, wenn’s ums Eingemachte geht: unsrige. Wie sich zeigt. Darauf kommt’s an.

Beunruhigt waren wir auch, weil die so ausländerfreundlich sind. Nur, wenn man sich das genauer überlegt … Das ist ja schon irgendwie genial, dass die immer sagen: Man muss die Verschleierung akzeptieren, und wenn’s eine Burka ist. Weil, simma sich ehrlich, es is eh gscheiter, die Weiber wickeln sich in einen Teppich und hängen sich ein Gitter vors Aug, statt dass sie sich öffentlich aufspielen. Also: gscheite Strategie in Wahrheit. Forderung nach Toleranz, aber, und jetzt kommt’s, Toleranz für Burkas! Total witzig.

Die tepperten Madln schnallen das net. Glauben, die sind anders als wir. Warum sollten sie anders sein? Da wären sie ja schön blöd. Im Grund wolln die Madln eh einen wie uns. Einen, der sie einfach abschleppt und flachlegt, statt dass er endlos ­daherredet. Ist auch in der Zeitung gestanden. ZEITung, ­genau gesagt.

Und wenn die Weiber keine Madln mehr sind, gehören sie sowieso in die Würscht. Überhaupt diese alten Emanzen. Was tun die noch da? Zu gaga zum Ehschonwissen, aber zum Kochen zu emanzipiert. Wer will denn die noch sehen? Oder hören? Und die jüngeren Emanzen sind auch alte Weiber, weil sie von vorgestern sind mit ihren Ansichten. Also Abfall.

Zum Glück haben die Weiber ja dauernd Schuldgefühle. Kehren vor der eigenen Tür. Waren wir nicht zu fordernd, zu geschwätzig, haben wir die Männer nicht verunsichert, sind wir nicht zu tüchtig, zu unabhängig, zu selbständig, zu …? Zum Brüllen. Na gut, es wird schon welche geben, die verunsichert sind – aber Burschen wie mir? Nie im Leben.

Schau’n Sie, wir sind ja eh sehr anständig. Wir wissen, was sich gehört. Blumen zum Muttertag, was Goldenes zum Hochzeitstag, sich net einmischen in die Hausarbeit, kein Widerspruch, wenn die Alte sagt, ein neuer Waschtrockner muss her. (Für was geht sie sonst arbeiten die ganze Zeit?)

Keine Scheidung. Die Jungen machen das ganz falsch. Statt dass sie sich auswärts holen, was sie brauchen, und daheim ihre Ruh genießen, fangen die immer wieder von vorn an. Weil die Freundin randaliert oder so. Aber tief drinnen wissen die auch, das das nicht normal ist, dass sich die Weiber so aufpudeln.

So eine grundlegende Weiberverachtung, die ist doch was sehr was G’sundes. Gut fürs Selbstbewusstsein. Das braucht es heutzutage. Wird ja immer härter aufm Arbeitsmarkt und so. Da darf man keine Selbstzweifel aufkommen lassen. Das ist wie mit die Chineser und die Menschenrechte. Warum sind die Chineser aufm Vormarsch? Weil sie sich um die Menschenrechte nix scheißen. Wer ein Recht auf die Menschenrechte hat, bestimmen diejenigen, die was das Sagen haben. Wir haben so lang das Sagen gehabt. Sollen wir das aufgeben? Wofür?

Tepperte Weiber. Statt dass die sich freuen. Was die schon alles dürfen bei uns. Wählen. Arbeiten gehen. Auto fahren. Wie Männer. Das ist doch net selbstverständlich. Sollen sich umschauen in der Welt. Da müssten sie in der Burka. Bei uns dürfen sie bauchfrei, und das mit jeder Figur. Das könnten die doch feiern. Aber nein, stur auf Opferhaltung. Zum Kotzen. Die Jungen sehen das eh genauso. Die Weiber sollen net herumjammern. Haben doch eh schon so viel erreicht. Sollen froh drüber sein und stolz darauf, statt dass sie kleinlich nachrechnen, wo sie angeblich schlechter aussteigen. Hätten sie halt Informatik studiert. Oder: Hätten sie halt nicht bloß Informatik studiert, sondern auch kein Kind bekommen. Die wissen schon, wie man den Weibern drüberfährt, die Jungen.

Warum die nicht Ehrenmitglieder werden wollen bei uns, ist uns rätselhaft. Glauben wohl, sie sind was Besseres. Na, das sollen sie erst einmal beweisen.

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