Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz Der Linksabweichler

Der Linksabweichler

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profil: Herr Strache, was geht Ihnen eigentlich so durch den Kopf, wenn Sie durch Wien fahren und feststellen müssen, dass rechte Aktivisten Ihr Gesicht auf hunderten Plakaten mit Che-Guevara-Mützen verunstaltet haben?
Heinz-Christian Strache: Ich sehne mich offen gestanden ein bisschen nach der Zeit zurück, in der ich nur das eine oder andere Hitlerbärtchen aufgemalt bekommen habe. Ich finde das sehr bedauerlich. Da zeigt die sattsam bekannte rechtsrechte Jagdgesellschaft wieder einmal ihr wahres Gesicht.

profil: Es war aber auch nicht zu erwarten, dass der rechte Parteiflügel die Umwandlung der FPÖ in eine linke Mainstream- und Systempartei einfach so hinnehmen wird.
Strache: Nein, natürlich nicht. Aber ich bin doch überrascht von der Vehemenz, mit der ich jetzt von den Bösmenschen attackiert werde.

profil: Sie haben sie aber auch ziemlich rüde aus der Partei geworfen.
Strache: Das stimmt doch nicht! Was ist daran rüde, wenn ich einer Burschenschaft höflich, aber bestimmt mitteile, dass auch sie sich an unsere neuen Migrantenquoten zu halten hat?

profil: Wie viele Aufforderungen, sich einem Biermops zu stellen, haben Sie daraufhin eigentlich bekommen?
Strache: Ich weiß nicht. 30, 40? Aber seien wir uns doch ehrlich: Wer kann denn erwachsene Männer, die sich in miefigen Buden herumprügeln, tatsächlich ernst nehmen?

profil: Stimmt es eigentlich, dass Sie durchgesetzt haben, dass sich die Teilnehmer an FPÖ-Vorstandssitzungen mittlerweile auf Eskimo-Art begrüßen?
Strache: Ich muss doch sehr bitten! Der Begriff „Eskimo“ hat zwar nicht den abwertenden Unterton des sattsam bekannten N-Wortes, sollte aber dennoch durch „Inuit“ ersetzt werden.

profil: Sie sind aber streng.
Strache: Das Wort ist schließlich mächtiger als das Schwert! Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ja, wir reiben die Nasen aneinander.

profil: Ewald Stadler würde jetzt wahrscheinlich vermuten, dass Sie sich auf diese Weise gegenseitig eventuelle Reste von weißem Pulver entfernen.
Strache: Wenn ich auf jede Unterstellung von rechten Verschwörungstheoretikern eingehen müsste, käme ich sonst zu nichts mehr. Aber abgesehen davon wäre es ohnehin höchste Zeit, einmal eine intelligente Debatte über Drogenpolitik zu führen. Sämtliche Studien zeigen, dass Prohibition zu nichts führt. Wie ja Law and Order so gut wie immer mehr Probleme schafft, als es löst.

profil: Ich bin gerade ziemlich erstaunt. So sehr, dass ich den Faden verloren habe.
Strache: Wir sprachen über den Inuit-Gruß, mit dem wir einfach unseren Respekt vor einer wunderbaren fremden Kultur zum Ausdruck bringen wollen. Außerdem hat diese Begrüßung auch noch einen sehr angenehmen Nebeneffekt.

profil:
Nämlich?
Strache: Früher musste ich Susanne Winter immer küssen.

profil: Alter Schwede!
Strache: Etwas mehr Umsicht bitte! Es gibt auch junge.

profil: Ach. Die Schweden halten das schon aus.
Strache: Das sagen Sie. Sind Sie einer?

profil: Nein.
Strache: Na also.

profil: Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass Sie das Binnen-I zum Parteistandard erklären.
Strache: Das ist doch längst passiert! Was glauben Sie denn? Dass wir gleichstellungstechnisch in der Pendeluhr schlafen?

profil: Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ja fast glauben, ich rede hier mit einem Grünen.
Strache: Ich finde es ohnehin sehr schade, dass es zwischen der Eva und mir in der Vergangenheit so viele Missverständnisse gegeben hat. Dabei hätte eine blau-grüne Koalition durchaus ihren Charme.

profil: Sie würden mit einer Vizekanzlerin Glawischnig regieren wollen?
Strache: Schämen Sie sich! Das ist ja wieder einmal typisch für das männlich dominierte Mediengeschäft.

profil: Äh … was jetzt genau?
Strache: Dass Sie der Frau sofort den niedrigeren Job zudenken. In dieser Konstellation müsste selbstverständlich Eva Glawischnig Bundeskanzlerin werden. Die Zeit dafür ist ja nun wirklich überreif. Allerdings müssten die Grünen da natürlich vorher schon noch einige ihrer Positionen überdenken.

profil: Verstehe. Sie sind Ihnen zu radikal.
Strache: Im Gegenteil! Sie bleiben gedanklich viel zu oft auf halbem Weg stehen. Denken Sie nur zum Beispiel an die Drogenpolitik. Also, liberal geht anders.

profil: Irgendwie bin ich schon sehr gespannt auf Ihre nächste Aschermittwochsrede in Ried.
Strache: Die findet nächstes Jahr woanders statt.

profil: Wo denn?
Strache: Im Wiener MQ. Und sie wird erstmals simultan auf Türkisch übersetzt. Apropos: Wollen Sie nicht doch was essen? Die Hammelkeule hier ist hervorragend.

profil: Nein, danke.
Strache: Kommen Sie schon! Ist auch garantiert halal!

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort