Rainer Nikowitz: Alte Normalität

Pamela Rendi-Wagner hat mit der Mitgliederbefragung den erhofften Befreiungsschlag geschafft. Zumindest besteht der begründete Verdacht, dass sie das tatsächlich glaubt.

Drucken

Schriftgröße

Ludwig: Wo is denn die Päm? Doskozil: Durt, wo 's scho lang nimmer war.

Ludwig: Bei Sinnen? Doskozil: Ka schlechter Tipp an sich. Aber i hab eher gmeint: auf Wolke sieben.

Ludwig: Ah so, ja. Eh klar. Jetzt macht der zweite Vorname, mit dem ihre Hippie-Oiden sie gstraft ham, endlich amoi Sinn. Doskozil: I glaub fast, sie glaubt jetzt irgendwie, sie kummt in der roten Hitparade glei nach dem Bruno. Quasi Brunhilde.

Ludwig: I glaub, sie glaubt jetzt no ganz andere Sachen. Zum Beispiel, dass sie ihre 71 Prozent net nur aus reinem Mitleid kriegt hat. Doskozil: Glauben heißt ja bekanntlich nix wissen.

Ludwig: Trotzdem muss ma wirklich sagen: Danke, Basis! Doskozil: Des is aber eher a Fall von: Danke für nix.

Ludwig: Des siech i anders. Du hast ja leicht reden. Dei Wahl is scho vorbei. Doskozil: I würd es bevorzugen, wenn ma in dem Fall net so extrem ungenau von "Wahl" reden würd. "Wahltriumph" trifft es deutlich besser.

Ludwig: Es geht nix über angeborene Bescheidenheit. Doskozil: Was soll i sagen? Ma hat's oder ma hat's net.

Ludwig: Ja. Eh. Aber ehrlich gsagt möcht i des jetzt net weiter vertiefen. Doskozil: Schad eigentlich.

Ludwig: Die Gschicht warat nämlich, dass i mein Wahltriumph erst vor mir hab. Und da kann i vorher wirklich kan Wirbel brauchen. Wer hätt denn die Partei übernommen, wenn die Päm jetzt des Ergebnis gmacht hätt, des unsere mehr als triste Lage 1:1 widerspiegelt, ha? Doskozil: I find ja, die Lücke, die sie hinterlassen hätt, hätt sie hervorragend ersetzt.

Ludwig: The world in Burgenland is net wirklich too small for you, oder? Denkst du auch ab und zu dran, dass die SPÖ net überleben wird, wenn's uns nur no in Wien und im Burgenland gibt? Doskozil: Kärnten hamma a no. Also zumindest, solang da Haider net vom Himmel herabsteigt.

Ludwig: I hätt irgendwie glaubt, da reden jetzt die zwa Erwachsenen in der Partei miteinand. Doskozil: Is ja scho guat! I versprech dir hoch und heilig: Mei ganzes Denken und Streben wird dereinst der Bundespartei gelten - wenn i dann amoi der Chef bin. Aber jetzt muss i ma zerscht an ordentlichen Amtsbonus aufbauen.

Vielleicht siecht sie ja in zwa, drei Jahr sowieso von selber ein, dass die Hells Angels net auf Dauer von Heidi angeführt wern kennan.

Ludwig: Wer sagt denn, dass du dereinst der Chef sein wirst? Doskozil: Wer denn sunst? Du vielleicht?

Ludwig: I bin Wiener Buagamasta. Was soll i no mehr werden? Wenn der Bundesparteivorsitzende sag ma Mohammed warat - dann bin i Allah. Doskozil: Des is ein sehr schöner Vergleich. Den tät i an deiner Stell unbedingt im Wahlkampf a verwenden. Am Viktor-Adler-Markt oder so.

Ludwig: Massenveranstaltungen wird's im Wahlkampf net geben derfen. Doskozil: Eh net. Aber i bin zuversichtlich, dass du es sowieso schaffst, unter der Maximalgrenze zu bleiben.

Ludwig: Lustiger! Wenn mei größte Herausforderung darin bestehen tät, den Hauptplatz von Kukmirn zu füllen, dann warat i ganz ruhig. Doskozil: Kukmirn is a haaßes Pflaster!

Ludwig: No, was denn! Is aber jetzt a wurscht. Weil i fürcht, dass de Brunhilde jetzt durchaus glauben könnt, dass sie bei der nächsten Wahl wieder Spitzenkandidatin sein wird. Doskozil: Geh bitte! Des kann do niemand ernsthaft glauben! Net amoi de Päm!

Ludwig: Net amoi de Päm? Doskozil: Okay, du hast recht.

Ludwig: Aber am besten wird sein, wir lassen sie amoi in dem Glauben, oder? Weil's im Moment ja wurscht is. Doskozil: Eh. Und es is ja no so lang hin bis zur nächsten Wahl. Vielleicht siecht sie ja in zwa, drei Jahr sowieso von selber ein, dass die Hells Angels net auf Dauer von Heidi angeführt wern kennan.

Ludwig: Hä? Doskozil: Heidi. Waaßt eh, des großäugige Mädchen aus den Bergen, des ...

Ludwig: Geh bitt, i waaß doch, wer Heidi is! Doskozil: Ah so. Na dann passt's eh.

Ludwig: Aber was san de Hells Angels? Doskozil: Und wieder hätt ma ein Problem der Sozialdemokratie identifiziert.

Ludwig: Die Zeit bis dahin wird halt hart werden. Bis die Päm des endgültig schnallt. Doskozil: Oder wir es ihr halt sagen, wenn die Zeit reif is.

Ludwig: Bis dahin wern mir aber irgendwann womöglich die Augen stecken bleiben, vor lauter Hinter-ihrem-Rücken-Verdrehen. Doskozil: Setz dir halt Sonnenbrillen auf und wir gehen als Blues Brothers.

Ludwig: War des net der Film, in dem quasi alle Autos geschrottet und überhaupt recht viel zsammghaut worden is? Doskozil: Wenigstens de kennst also. Ludwig: Dazu nur so viel: Nein, so sind wir nicht!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort