Dass alle über Claudia Bandion-Ortner ätzen, ist gemein

Rainer Nikowitz: Auf Messers Schneide

Auf Messers Schneide

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Bandion-Ortner: Nein, Eure Hoheit, es tut mir leid. Aber darauf muss ich wirklich bestehen.
König Abdullah: Du meine Güte! Ich muss schon sagen … Ich habe neun Frauen – aber keine ist auch nur annähernd so lästig wie Sie.

Bandion-Ortner: Neun? Wie schaffen Sie es da, sich alle Hochzeitstage zu merken?
Abdullah: Ich bin schon froh, wenn ich mir ihre Namen merke.
Bandion-Ortner: Und wie viele Kinder haben Sie, wenn ich fragen darf?
Abdullah: 14 Söhne.
Bandion-Ortner: Wow! Nur Buben? Erstaunlich.
Abdullah: Nun, Allah hat es auch noch für nötig befunden, mich mit 20 Töchtern zu prüfen.
Bandion-Ortner: Bist du g’scheit!
Abdullah: Ja, das hab ich Allah auch gefragt. Bei jeder einzelnen Pilgerfahrt nach Mekka.

Bandion-Ortner: Mir ist da übrigens ein lustiges Wortspiel eingefallen. Ein interkulturelles quasi. Diese Pilgerfahrt – die nennt man „Hadsch“, richtig? Und wenn man dann endlich dort ist, muss man doch diesen Stein umrunden.
Abdullah: Die Kaaba, ja. Und zwar sieben Mal.
Bandion-Ortner: Also ich muss schon sagen: Das ist eigentlich eine ziemliche Hadscherei!

Abdullah: Aha. Muss ich das jetzt verstehen?
Bandion-Ortner: Na ja … Wenn ich noch einmal so drüber nachdenk … – dann isses vielleicht eh besser, wenn nicht. Wo waren wir? Ah ja, bei den 20 Töchtern. No, das stell ich mir erst schwierig vor mit den Namen.
Abdullah: Nein, gar nicht. Bei meinen Töchtern hilft mir ein Fachausdruck aus der Fischerei.
Bandion-Ortner: Aha. Interessant! Inwiefern?
Abdullah: Die heißen alle „Beifang“.
Bandion-Ortner: Äh … ja. Aber jedenfalls muss es da ordentlich zugehen zu Weihnachten!

Abdullah: Wann?
Bandion-Ortner: Jessas!
Abdullah: Wer?
Bandion-Ortner: Vielleicht sollten wir … zurück zum Thema. Wissen Sie, ich verstehe durchaus, dass es eine gewisse Strenge braucht. Ich war ja als Richterin schon streng auch. Da brauchen Sie nur den Elsner fragen.
Abdullah: Wenn Sie streng waren – wieso kann man den dann noch was fragen?
Bandion-Ortner: Aber bei allem Verständnis muss ich dennoch auf meiner Forderung bestehen!

Abdullah: Also gut! Niemand soll sagen, dass wir nicht auf die Ungläubigen zugingen. Ich werde die zuständige Strafvollzugs-Fachabteilung anweisen, bei der Rechtspflege keine Säbel mehr zu verwenden, die stumpf sind. Zufrieden?
Bandion-Ortner: Ja, durchaus! Das ist schon einmal ein großer Fortschritt im interreligiösen Dialog.
Abdullah: Diesen Dialog verstehen wir allerdings an sich eher schon so, dass wir über den unerklärlichen und tiefsitzenden Hass des Westens auf den Islam reden – und Sie betroffen zuhören. Da sind wir uns doch hoffentlich einig.
Bandion-Ortner: Natürlich. Wobei … Ich hab da doch noch eine Frage.

Abdullah: Ich auch: Könnten Sie bitte nach Österreich zurückfahren, dort um mein Geld schön leben und mich endlich in Ruhe lassen?
Bandion-Ortner: Also, hören Sie! Sie werden mich doch nicht zur Leiterin Ihres Dialogzentrums machen, damit ich nur …
Abdullah: Sie sind nicht die Leiterin. Leiter ist selbstverständlich ein Mann. Aus Saudi-Arabien. Sie sind eine österreichische Bedingung, die wir bezahlen müssen.
Bandion-Ortner: Und dafür bin ich ja auch wirklich dankbar.

Abdullah: Ach, nun ja. Ob ich mir jetzt die fünftausendste goldene Kloschüssel kaufe oder Sie …
Bandion-Ortner: Wollen Sie mich ernsthaft mit einer goldenen Kloschüssel vergleichen?
Abdullah: Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur nett sein.
Bandion-Ortner: Ich habe gelesen, es gibt keinen einzigen saudi-arabischen Staatsbürger, der Christ ist. Und dass sogar Atheisten laut Ihrem Gesetz als Terroristen gelten. Ist das wirklich nötig?
Abdullah: Ja.

Bandion-Ortner: Aha. Okay! Ich mag übrigens die Farbe von Ihrem Bart. Ist das Polycolor? Neinneinnein, sagen Sie nichts, ich weiß es: L’Oréal, oder?
Abdullah: Äh … was?
Bandion-Ortner: Ich nehm auch nur das. Nur halt in Blond. Warten S’, ich zeig’s Ihnen …
Abdullah: Unzüchtiges Weib! Lüfte den Schleier und du wirst die Peitsche schmecken!

Bandion-Ortner: Na, also bittschön, mir is ja an sich nix Menschliches fremd – aber auf diese „Shades Of Grey“-Nummer steh ich leider überhaupt nicht. Wenn Sie 40 Jahr jünger wären und mit ein bissl Kerzenlicht und einem Flascherl Schampus, da könnt ma eventuell drüber nachdenken – aber so? Net bös sein!
Abdullah: Ich denke, es ist jetzt wirklich höchste Zeit, dass Sie gehen.
Bandion-Ortner: Gut. Aber … Hab ich den Job?
Abdullah: Hab ich die Wahl?

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Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort