profil-Kolumnist Rainer Nikowitz

Rainer Nikowitz: Blauschangriff

Der angebliche Wanzenfund im neuen Büro von HC Strache scheint also auf den zweiten Blick doch nicht ganz so skandalös gewesen zu sein.

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Strache: Da, bitte: Schau dir diese Sauerei an! Kickl: Hmm. Wos is denn dos?

Strache: No, eindeutig a Wanzen! Des siecht doch a Blinder! I werd abghört! Ausspioniert! Kunasek: Was, echt? Puuuh! A so a Glück, dass ma da herinnen no net miteinanda gsungen ham! Kickl: Aber wer sollt di denn bitte abhören?

Strache: Was is des für a Frag? Der Feind natürlich! Kunasek: Samma leicht im Krieg? Welcher Feind denn?

Strache: I bin entsetzt, wie unglaublich naiv du bist! Da hätt ma ja genauso guat wieder den Darabos als Verteidigungsminister nehmen können. Kunasek: Ka Grund, glei so ausfällig zu werden!

Strache: Es war entweder der Feind an der Heimatfront, also die SPÖ, irgendwelche linken Fake-News-Medien oder sonstige Staatszersetzer. Oder es waren fremde Dienste! Die für die Merkel oder den Juncker arbeiten. Oder für irgendwen andern von der kommunistischen Internationale! Kunasek: Was für a unfassbarer Skandal! Des ghört sofort aufgeklärt. I werd meine besten Agenten drauf ansetzen! Kickl: I glaub aber, dos fallt eher in mei Kompetenz. Kunasek: Mei! Wir ham doch jetzt net endlich Polizei und Heer unter unser Kontrolle bracht, damit ma s’ dann glei wieder auseinandadividieren, oder? Is ja eh ollas eins. Unseres!

Strache: Wobei, wann i mir des genau überleg … Was Besseres hat uns eigentlich gar net passieren können! Kunasek: Wieso net?

Strache: Na ja, die Zeitungen san voll mit Landbauer und Naziliedern – aber jetzt hamma was voll vü Ärgeres! Damit samma ausm Schneider! I ruaf glei amoi die „Krone“ an. Kickl: Wart no kurz … I glaub, so was Ähnliches wie dos da hab i scho amol gsehn. Kunasek: Horcht de linke Bagage di am End a ab? Wann hast des gsehn? Kickl: 1976. Kunasek: Was, so lang scho?

Strache: Des versteh i jetzt net. Kickl: An Euro für jedes Mal, wo i diesen Satz von dir ghört hab.

Strache: Des versteh i jetzt a net. Kickl: I tät auch Bitcoins nehmen … Na, egal. Dos war a so: I hab 1976 a Gedicht aufgsagt, bei der Sonnwendfeier daham in Kärnten.

Strache: Welches? Kickl: I wiederhol’s lieber net, weil wenn des da no funktioniert, dann steh i morgen neben dem Landbauer in der Zeitung. Jedenfalls: Dos Mikrofon, wo i damals einegredet hab – dos hat genauso ausgschaut wie dos Ding da. Kunasek: Du meinst … des da is alt? Kickl: Sag ma so: Wenn der James Bond wen abhören wolltert, dann tät er möglicherweise was anderes nehmen.

Strache: Du wirst do jetzt net glauben, dass de Linken so vif san wie der James! Hast scho amoi gsehen, was der allanich dauernd für Weiber hat? Des schafft der Pilz net amoi nach sechs Vierteln und mit acht Händ. Kunasek: Oder der Herbert hat recht und des da is wirklich schon recht lang in dera Wand.

Strache: Dann hat die Jagdgesellschaft ihren Anschlag auf den Vizekanzler des Volkes eben von ganz langer Hand vorbereitet! Kunasek: Oder es is wer abghört worden, der vor 20, 30 Jahr da herinnen war.

Strache: Je länger i euch zuhör, desto weniger gfallt’s ma. Kickl: Außerdem, wenn i ma dos Zeugs no genauer anschau … Es könnt eigentlich auch a Lautsprecher sein, oder?

Strache: Was wird des da jetzt? Des is a super Gschicht! Und ihr zwa bemüht’s euch nur, dass ihr sie zsammhaut’s? Kunasek: Na ja, aber … Wenn der Krempel da net des is, was wir behaupten – da mach ma uns ja lächerlich.

Strache: Hallo? Hab i was verpasst? Seit wann stört uns des? Kunasek: Und dann sagen s’ wieder alle, wir verbreiten nur Verschwörungstheorien. Und immerhin samma jetzt die Regierung.

Strache: Na und? Trump, Orbán, Erdoğan – wo wären die ohne Verschwörungstheorien? Kickl: Jedenfalls ghört diese Sache da amol gründlichst untersucht. Von den dafür zuständigen staatlichen Stellen. Kunasek: Na ja, eh. Logisch. Und? Kickl: Die zuständigen staatlichen Stellen san wir. Also: Wir untersuchen, ob wir abghört worden san.

Strache: Des versteh i jetz … Ja, klar. Kickl: Und wir werden sehr gründlich untersuchen. Müss ma ja, bei einem Fall von dieser ungeheuren Tragweite. Kunasek: War die Pointe scho und i bin kurz eingschlafen oder kummt da no was? Kickl: Bis diese gründliche Untersuchung abgschlossen is, is de Wahl in Niederösterreich längst vorbei. Und wenn dann außekummt, dass es a Schas im Wald war – so what?

Strache: I hör dir immer gern bei deine strategischen Überlegungen zua, des weißt du. Aber du weißt a, dass du mir dann am Ende sagen musst, was i jetzt tun muss. Kickl: Ruf die „Krone“ an. Weil: Was für ein unglaublicher Skandal!

Rainer   Nikowitz

Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort