Rainer Nikowitz

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Heinz-Christian fühlte sich an diesem Morgen wieder einmal so erfrischt, wie man es halt nur nach der Zufuhr eines halben Liters mit garantiert in Favoriten eingefangenem Sauerstoff und einem Spritzer Kornblumentinktur angereicherten Eigenbluts sein konnte.

Dass die Links-Linken in den internationalen Sportverbänden so etwas schnöde als Doping bezeichneten, zeigte ja nur, wie sehr sie schon verblendet waren von dem ganzen Multikulti-Blödsinn bei Olympischen Spielen und so, wo jedem zähnefletschenden Neger gleich eine Goldmedaille umgehängt wurde, nur weil er durch das viele Davonrennen vor genetisch an sich überlegenen Drogenfahndern ganz gut im Training war.

Denn freiwillig, das wusste man ja, bewegte sich der schwarze Mann schließlich nur bei der Zeugung seiner 22 Kinder und beim Abholen der Entwicklungshilfe.

Als Heinz-Christian das Foyer, pardon, nein, Entschuldigung, die Eingangshalle der FPÖ-Zentrale betrat, stürzte sofort sein treuer Freund Harald Vilimsky auf ihn zu, zog blitzschnell den Hirschfänger, ohne den er nie den gefährlichen Asphaltdschungel der von Nicht-Autochthonen durchseuchten Stadt betrat, aus der Innentasche seines Sakkos und schlitzte sich damit den Unterarm auf – um ihn gleich darauf Heinz-Christian vorfreudestrahlend entgegenzustrecken. „Mein Bruder“, rief er enthusiasmiert aus, „lass uns unseren Bund erneuern!“

Heinz-Christian zögerte. Zum Ersten war er nicht so ein Freund des wilden Flüssigkeitsaustausches, außer vielleicht bei blonden Gästinnen seiner bevorzugten Disco, bei denen er allerdings stets darauf achtete, dass sie vorher auch genügend Flüssigkeit in Form von Caipirinhas zu sich genommen hatten. Und zum Zweiten tat ihm der Schnitt von gestern
noch weh.

Glücklicherweise kam gleich hinter ihm sein zweiter Generalsekretär Herbert Kickl durch die Rassenschranke am Eingang: der beliebte Ein-Mann-Thinktank der FPÖ, dessen Erscheinen bei Vorstandssitzungen schlagartig dafür sorgte, dass der Gesamt-IQ im Raum die Dreistelligkeitsgrenze überwand und der mit seinen „Wiener Blut“-Plakaten, auf denen es ihm wieder einmal gelungen war, das gesamte FPÖ-Programm auf einen kurzen und selbst für Stammwähler verständlichen Nenner zu bringen, einen durchschlagenden Erfolg gefeiert hatte.

Jetzt allerdings sah er sich mit einem Vilimsky konfrontiert, der von Heinz-Christian hastig an ihn weitergereicht wurde und mit immer blasser werdendem Gesicht das geschmackvolle Linoleum volltropfte. „Harald“, sagte Kickl gütig, „als Angehöriger des auserwählten Volkes solltest du doch wissen, dass dein Lebenssaft kostbar ist. Schau dir an, was du da machst: Blut auf Boden! Und außerdem: Wenn du hier ausblutest – wer holt mir dann immer den Kaffee?“

Vilimsky fischte eine Mullbinde, die ein RFJ-Funktionär nach seiner letzten Mensur achtlos weggeworfen hatte – worüber im Übrigen noch zu reden sein würde – aus dem Abfallkübel und presste sie sich mit beleidigtem Gesicht auf den Arm. „Nie will jemand“, motzte er. „Dabei gehören wir doch zusammen!“

Kickl dachte kurz, dass es jetzt wohl zu spät war, Vilimsky seine Karl-May-Sammlung zu verstecken – außerdem würde ihn sein dann leeres Bücherregal sicher noch mehr deprimieren –, und schickte den Zweitgeneral kurzerhand zum Wahlwerben auf den Viktor-Adler-Markt. Dort gab es einen Branntweiner, bei dem am Vormittag immer eine satte absolute Mehrheit für die FPÖ zu erzielen war.

Dann ging er zum Chef in den War Room für die Wiener Wahl. „Wir müssen den Harald ein bisserl bremsen“, stöhnte er. „Der sammelt ja langsam mehr Blutsbrüder als du angebliche Freunde auf Facebook. Wenn das so weitergeht, wird er uns noch anämisch.“ Heinz-Christian seufzte: „Ich weiß. Wir hätten ihn damals doch nicht diesen Taser-Selbstversuch machen lassen sollen. 50.000 Volt sind nicht einmal bei ihm wurscht.“

Herbert nestelte einen Zettel aus seiner Aktentasche hervor. „Bereit für Phase zwei? Ich hab den neuen Slogan.“ Heinz-Christian wusste, jetzt würde ein Hammer kommen. Schließlich wusste er ja, woran Kickl gerade arbeitete. Nach der hauseigenen FPÖ-Blutbank lag der logische nächste Schritt ja praktisch auf der Hand: der Aufbau der reinrassigen Samenbank „Deutsche Eichel“.

Noch überstieg zwar die Zahl der interessierten Spender jene der Kundinnen ein wenig. Aber Kickl war zuversichtlich, hier nicht zuletzt über das Exportgeschäft – Länder wie Paraguay oder das südliche Argentinien musste man als die Zukunftsmärkte schlechthin sehen – punkten zu können.

„Also, ich hab mir zuerst einmal gedacht, wir geben ein Foto von dir aufs Plakat, mit breitem Siegerlächeln!“, sagte Kickl. Heinz-Christian wurde ungeduldig. „Was denn auch sonst. Weiter!“

Kickl holte tief Luft. Und dann sagte er: „Nur echter Wiener Samen – soll rein in unsere Damen!“ Strache strich sich gedankenverloren über sein energisches Kinn. Und dann sprach er aus, was sie beide wussten: „Der Häupl ist erledigt.“

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